International angesagte Sängerinnen und Sänger waren bereits bei der erfolgreichen Liederabendreihe der Oper Frankfurt im Opernhaus zu erleben. Wie beispielsweise Piotr Beczała (2017), Asmik Grigorian (2022; und wieder am 3. Juni 2025), Edita Gruberová (2015 + 2019), Matthew Polenzani (2016 und wieder am 18. März 2025), Michael Schade (2010), Andreas Schager (2016) oder Anja Silja (2016). Sie gestalteten außergewöhnliche Liederabende und sorgten für einen regen Zuschauerzuspruch. Die Reihe ist mit acht Terminen in der Saison allein vom Umfang her außergewöhnlich, welches Opernhaus bietet hier mehr?
Der Erfolg dieser seit Jahren gepflegten Reihe beruht nicht zuletzt auf der Vielfalt der Sängerinnen und Sänger. Zu diesen zählen neben internationalen und nationalen Gästen auch regelmäßig Ensemblemitglieder (wie Bianca Andrew (2024), Andreas Bauer Kanabas (2023) und Michael Porter (2019)).
Jetzt gestalteten drei Mitgliederinnen bzw. Alumni des Opernstudios der Oper Frankfurt den letzten Liederabend im Jahr 2024: Clara Kim, Cláudia Ribas und Nombulelo Yende. Im Rahmen der Soireen des Opernstudios waren sie schon im Holzfoyer zu erleben, wie auch in großen und kleinen Partien auf der Bühne. Ihr gemeinsamer Liederabend auf der großen Bühne war ein deutlicher Beweis für die Stärke des Frankfurter Opernstudios (dessen Popularität sich auch bei der Anzahl der verkauften Tickets spiegelte).
Cláudia Ribas war für den ursprünglich angekündigten russischen Countertenor Iurii Iushkevich beteiligt. Dieser kann seine für diese Spielzeit geplanten Engagements an der Oper Frankfurt (bzw. in Deutschland) wegen bürokratischer Hindernisse leider nicht wahrnehmen. Am Klavier begleitete das Trio der Pianist und Solorepetitor Mariusz Kłubczuk. Dies sehr besonnen. Gleichzeitig wusste er aber auch sehr genau, markante Schlusspunkte zu setzen.
Der Liederabend stand unter keinem speziellen Thema. Gleichwohl war ein „Dreiklang“ allgegenwärtig. Das Programm der drei Sängerinnen umfasste drei Schwerpunkte: Opernarien, klassisches Kunstlied und Lieder aus ihren Heimatregionen (Portugal/Brasilien, Südafrika und Südkorea).
Sopranistin Clara Kim und Mezzosopranistin Cláudia Ribas eröffneten den Abend mit dem bezaubernden „Blumenduett“ („Sous le dôme épais“) aus dem ersten Akt der tragischen Oper Lakmé von Léo Delibes. Ein inniger Vortrag der beiden.
Ihm folgte die in Teilen an die Rachearie aus Mozarts Zauberflöte erinnernde Arie „Où va le jeune Indoue“, ebenfalls aus Lakme. Clara Kim zeigte hierbei, wie auch später bei F. Liszt, G. S. Im und J.-J. Ahn ihr volles Potential. Scheinbar braucht sie die große Bühne, wirkte sie hier doch viel souveräner als bei vergangenen Auftritten im Holzfoyer.
So war dann auch die Adaption des von fernöstlichen Kolorit geprägten „Ari Arirang“ ob seiner klanglichen Vielfalt und den Vortrag Kims für den Rezensenten das Stück des Abends. Laut Wikipedia ist es das beliebteste Volkslied der Koreaner und soll mitunter als inoffizielle Nationalhymne eines vereinigten Koreas verwendet werden.
Nombulelo Yende ist derzeit als Gräfin Almaviva in Mozarts Le nozze di Figaro zu erleben. Auch sie begann mit einer populären gefühlvollen Arie: „Ebben! Ne andro lontana“ aus Alfredo Catalanis Oper La Wally. Sehr schön gestaltete sie auch Manuel Penellas „Bendita Cruz“ aus Don Gil de Alcalá.
Schon die Präsenz von Cláudia Ribas ist stets sehr stark. Erhabenheit zeigte sie mit Rachmaninow „Frühlingswasser“. Dabei kann sie auch mit leisen Tönen für sich einnehmen. Bei ihrem portugiesischen Liedblock war eine faszinierende Nähe zum Fado-Gesang spürbar.
Die deutschen Kunstlieder waren für alle eine kleine Herausforderung (was es aber auch für deutsche Muttersprachler der Fall ist). Der außergewöhnliche Dreiklang-Abend wurde vom Publikum mit intensivem Beifall bedacht, wofür sich das Trio mit zwei kurzen und populären Zugaben bedankte.
Markus Gründig, Dezember 24
Die Zugaben:
Johannes Brahms (1833-1897): Wiegenlied („Guten Abend, gut‘ Nacht“; 1868)
Zu Beginn sang jede der drei Sängerinnen eine der ersten Zeilen des Liedes in ihrer Landessprache, bevor dann gemeinsam auf Deutsch weitergesungen wurde.
Adolphe Adam (1803-1856): „O Holy Night“ (1855), englische Textfassung des Liedes zur Melodie des französischen Originals „Minuit, Chrétiens“ (1847)