Sensationelles Disney Musical »Tarzan« ist zurück in Hamburg

Disneys Tarzan ~ Alexander Klaws ~ Foto: Stage Entertainment

Bis Anfang September schwang sich Tarzan noch im Stuttgarter Stage Palladium Theater von Liane zu Liane. Jetzt ist er nach Hamburg zurückgekommen, wo er Disneys Hercules abgelöst hat. Im Stage Theater Neue Flora war das Disney Musical Tarzan bereits ab Oktober 2008 für fünf Jahre zu erleben.

David Henry Hwangs Buch zum Musical basiert auf dem Roman „Tarzan bei den Affen“ von Edgar Rice Burroughs aus dem Jahr 1912. Ein neugeborener Junge verliert an einer Küste Afrikas seine Eltern und wird von einer Gruppe Affen großgezogen. Im Erwachsenenalter trifft er zufällig auf Jane, die Tochter eines Wissenschaftlers, und verliebt sich in sie.

Die Musik für Disneys Tarzan schrieb Phil Collins (ehemals Drummer bei der Band Genesis). Der Song „Dir gehört mein Herz“ wurde zu einem internationalen Hit. Das Musical selbst ist spektakulär und einzigartig. Die Dschungelatmosphäre wurde hierfür von der Bühne bis weit in den Zuschauerraum ausgedehnt. Die teilweise atemberaubende Auftritte erfolgen nicht nur über die Bühne und den Zuschauerraum, sondern auch fliegend über den Köpfen des Publikums (zum Teil mit relativ geringem Abstand).

Enorme technische Herausforderungen

Das Musical stellt technisch eine enorme Herausforderung dar, auch wenn vieles wie selbstverständlich wirkt. Die vielen Flugszenen und die Sprünge der Affen erfordern zudem bei jeder Vorstellung zahlreiche Helfer und Sicherheitskräfte backstage. Die Darsteller:innen sind wie bei kaum einer anderen Musicalproduktion auch körperlich stark gefordert: Sie müssen auf allen Vieren laufen, Sprünge und artistische Einlagen bewältigen und mitunter weite Strecken fliegend im Raum zurücklegen (Choreografie: Sergio Trujillo; Aerial-Design: Pichón Baldinu).

Disney Tarzan
Karla und Kerchak

© Johan Persson

Überwältigende visuelle Eindrücke

Trotz eines zunächst eher schlicht und leer erscheinenden grünen Grundraums sind die visuellen Eindrücke überwältigend. Zumal sich die Bühne als fast undurchdringlicher Dschungel durchaus vielseitig erweist. Das liegt an vielen Elementen, nicht nur an der Videorückwand mit ihren Stimmungsbildern (Video-Design: George Reeve). Die aufwendigen Kostüme erinnern teilweise an die Detailverliebtheit vom Cirque du Soleil. Die Gorillas und der Leopard sind stilisierte, keine naturgetreuen, Nachbildungen.

Gleiches gilt auch für manche Requisiten. Ganz besonders verzaubern die fluoreszierenden Pflanzen und Schmetterlinge, wenn Jane den Urwald erkundet (Song „Auf diesen Tag hab’ ich gewartet“; Regie, Bühnenbild und Kostümdesign: Bob Crowley). Aber auch kleine Szenen, wie die von Goldglitzer-Effekten begleitete Verwandlung des Baby-Tarzans zum jungen Tarzan.

Disney Tarzan
Ensemble
© Johan Persson

Neu zur 2008er Inszenierung ist, dass Jane nicht von einer Spinne, sondern von einer riesigen mehrgliedrigen fleischfressenden Pflanze (JAP ~ Jane Eating Plant) bedroht wird. Sie allein wird von fünf kostümierten Bühnenmitarbeiter:innen bedient.

Stimmungen und Szenen (wie eine auf Spitze tanzende Waldfee und ein Wasserfall) lassen das Publikum in den afrikanischen Urwald eintauchen und den Alltag vergessen. Ein entscheidendes Element für die visuelle Verzauberung ist auch die Ausleuchtung (Licht-Design: Natascha Katz und Anthony Pearson).

Dreifach besetzter Tarzan

In der Titelpartie ist bei ausgewählten Vorstellungen Alexander Klaws (41) zu erleben. Bei der besuchten Medienpremiere präsentierte er sich in Höchstform (körperlich und stimmlich gestählt). Der Sieger der ersten Casting-Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ („Take Me Tonight“) ist seit vielen Jahren mit der Partie vertraut. Hauptbesetzung ist Philipp Büttner (32), der an gleicher Stelle als Aladdin und Hercules zu erleben war. Alternierend wird der Niederländer Bob van de Weijdeven als Tarzan zu erleben sein.

Tarzans Ziehmutter Kala verkörpert einfühlsam die gebürtige US-Amerikanerin Kerry Jean (innig mit „Dir gehört mein Herz“). Den vorausschauenden und kämpferisch-herdenanführenden Kerchak gibt mit markanter Note der gebürtige Ungar Dániel Rákász.

Disney Tarzan
Jane und Tarzan

© Johan Persson

Abla Alaoui stellt die Jane einnehmend als aufgeschlossene und selbstbewusste Expeditionschefin im ausgehenden 19. Jahrhundert dar.

Für Sympathie im Publikum sorgen auch der junge Tarzan (Ivo bei der besuchten Vorstellung) und Elindo Avastia als heiterer und unbeschwerter Terk mit viel Spielfreude. Den kaltblütigen und profitorientierten Clayton stellt Luciano Mercoli mit Vehemenz dar.

Disneys Tarzan
Terk und Ensemble

© Johan Persson

Das Ensemble ist als Affenhorde körperlich stark gefordert. Sei es an den Lianen auf der Bühne oder über den Köpfen der Zuschauer:innen. Besonders cool ist der sich anschleichende Leopard mit einer äußerst agilen Bewegungstechnik. Aufgrund der Masken sind die Ensemblemitglieder leider kaum zu erkennen.

Das unter der musikalischen Leitung von Hannes Schauz spielende Orchester in kleiner Besetzung sorgt vor allem mit percussiven Klängen für eine geheimnisvolle Dschungelstimmung.

Am Ende der besuchten Vorstellung hält es die Zuschauer:innen im Stage Theater Neue Flora, mit fast 2.000 Plätzen eines der größten Theater Deutschlands, nicht mehr auf den Plätzen: Standing Ovations und viel Beifall.

Markus Gründig, November 25


Disneys Tarzan

Musical
Musik: Phil Collins
Text: David Henry Hwang (nach dem Zeichentrickfilm Tarzan der Walt Disney Studios und nach Edgar Rice Burroughs)
Regie, Bühnenbild und Kostümdesign: Bob Crowley
Technische Ausführung der Luftakrobatik (Aerial Design): Pichón Baldinu
Choreographie: Sergio Trujillo
Sound-Design: John Shivers
Licht-Design: Natasha Katz,vAnthony Pearson
Music Producer: Paul Bogaev

Uraufführung: 10. Mai 2006 (New York, Richard Rodgers Theatre)
Spielzeiten in Hamburg: 19. Oktober 2008 – 02.10.2013 (Stage Theater Neue Flora) und ab 12.11.2025 (open end)
Spielzeiten in Oberhausen: 06.11.2016 – 23.09.2018 (Stage Metronom Theater)
Spielzeiten in Stuttgart:
21.11.2013 – 28.08.2016 (Stage Apollo Theater)
16.11.2023 – 07.09.2025 (Stage Palladium Theater)
Besuchte Vorstellung: 19. November 25 (Medienpremiere Hamburg)

Abendbesetzung vom 19. November 25:

Tarzan: Alexander Klaws
Jane: Abla Alaoui
Kala: Kerry Jean
Kerchak: Dániel Rákász
Terk: Elindo Avastia
Clayton: Luciano Mercoli
Young Tarzan: Ivo

Ensemble: Noor Avastia, Nadine Baas, Jessica Ho, Valeria Jones, Lorenzo Di Girolamo, Rahién Testa, Leonardo Lusardi, George Brito, Gustavo Núñez, Xavier Lott, Aaron Hunt

Das Orchester des Theaters Neue Flora:

Flöten: David Lee Krohns
Gitarre: Jochen Bens
Bass: Derek Marshall
Keyboard: Tino Horat
Percussion: Mareike Eidemüller, Martin Esser
Drums: Philipp Steven Albright
Dirigent: Hannes Schauz

Weitere Informationen und Tickets: musicals.de