Premiere des Schauspiels »Die Nashörner« am Theater Pforzheim

Die Nashörner ~ Theater Pforzheim~ Bühnenmodell ~ Foto: Susanne Ellinghaus
  • Von Ideologie zu Hysterie
  • Eugène Ionescos Schauspiel „Die Nashörner“ hat Premiere am Theater Pforzheim

An einem Sonntagmittag werden die Freunde Bérenger und Jean Zeugen einer kuriosen Szene: Ein Nashorn stürmt durch die Straßen der Stadt. Kurz darauf ein zweites. Oder ist es dasselbe? Und: Müsste man jetzt vielleicht etwas unternehmen? In der Bevölkerung kommt es zu heftigen Nashorn-Diskussionen.

Bald wird jedoch klar, dass es die Menschen selbst sind, die sich zunehmend in Nashörner verwandeln. Ist es ein sich rasend schnell verbreitender Virus – oder doch die freiwillige Entscheidung für eine einfachere Lebensweise als gleichgeschaltetes Herdentier? Und was wäre eigentlich so schlimm daran?

Immer weniger Menschen können der Versuchung widerstehen, denselben Weg zu gehen, wie alle anderen; und bald ist auch Jean zum Nashorn. Einzig Bérenger und seine geliebte Daisy schaffen es, menschlich zu bleiben. Aber wie lange noch?

1959 uraufgeführt

Das 1958 geschriebene Theaterstück „Rhinocéros“ (dt. „Die Nashörner“) von Eugène Ionesco basiert auf seiner ein Jahr zuvor veröffentlichten Novelle gleichen Titels und ist neben „Die kahle Sängerin“ und „Die Stühle“ das wohl bekannteste Theaterstück des rumänisch-französischen Dramatikers. 1959 wurde es am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt – und hat längst auch Eingang in Lehr- und Theaterspielpläne weltweit gefunden.

Zu Recht! Zeigen „Die Nashörner“ uns doch in aller Klarheit die zunehmende, sich immer mehr ausbreitende Entstehung eines totalitären Systems, das in der Entpersönlichung der Individuen und der völligen Gleichschaltung aller gipfelt. Ein absurd-humorvolles Plädoyer gegen Mitläufertum, Gewalt und Faschismus – und für entschieden mehr Menschlichkeit.

Der junge Eugène lonesco hatte in Rumänien durch den Aufstieg der nationalistischen „Eisernen Garde“ – einer den italienischen Faschisten oder der deutschen NSDAP vergleichbaren faschistischen, antisemitischen Bewegung – hautnah miterlebt, wie eine politisch-ideologische Massenvergiftung zustande kommt bzw. wie ansteckend Konformismus sein kann. Sein Stück „Die Nashörner“ beschreibt die willige Unterwerfung der Gesellschaft unter diktatorische Herrschaftssysteme – egal welcher Couleur.

Er selbst sagte einmal, es sei ihm bei „Die Nashörner“ darum gegangen, zu zeigen, „wie eine Ideologie sich in eine Idolatrie verwandelt, wie sie die Massen in einen Zustand der Hysterie versetzt, wie sie einen Fanatismus erzeugt, der von totalitären Diktatoren“ missbraucht wird.

Hierfür wollen Regisseurin Petra Wüllenweber und Bühnen- und Kostümbildnerin Susanne Ellinghaus, die in der Spielzeit 2022/23 bereits die moderne „Antigone“-Fassung von John von Düffel in Pforzheim eindrücklich auf die Bühne brachten, gemeinsam mit dem Schauspielensemble des Theaters starke Bilder finden.


Die Nashörner

(Rhinocéros)
Schauspiel
Von: Eugène Ionesco (1909 – 1994)
Deutsch von: Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Uraufführung: 31 .Oktober 1959 (Düsseldorf, Schauspielhaus)

Premiere am Theater Pforzheim: Freitag, 16. Januar 26 (Großes Haus; Einführung um 19.10 Uhr im Foyer)
Inszenierung: Petra Wüllenweber
Ausstattung: Susanne Ellinghaus
Dramaturgie: Ulrike Brambeer
Theaterpädagogik: Swantje Willems

Mit: Anton Engelmann, Michaela Fent, Markus Löchner, Tabea Mewis, Jens Peter, Timon Schleheck, Jan-Hendrik von Minden und Nika Wanderer

Öffentliche Probe: Samstag, 10. Januar 2026 um 10.30 Uhr im Foyer und Großen Haus
Weitere Vorstellungen: 21., 27. und 29. Januar; 06., 12., 18., 22. und 25. Februar; 07., 11. und 29. März sowie am 18. und 28. April, jeweils mit Einführung 20 min. vor Beginn im Foyer

Karten: ab 15,70 € (erm. 7,90 €) an der Theaterkasse am Waisenhausplatz unter Tel. 0 72 31/39-24 40, im Kartenbüro in den Schmuckwelten und auf theater-pforzheim.de


Theater-EXTRAs zu „DIE NASHÖRNER“

Öffentliche Probe: Samstag, 10. Januar 2026, 10.30 Uhr (Treffpunkt: Foyer)

Ist es schlimm, wenn man zum Nashorn wird – und was passiert eigentlich, wenn man es nicht kann? Diesen und anderen Fragen geht das weltberühmte Stück „Die Nashörner“ des rumänisch-französischen Autors Eugène Ionesco nach, der zu den bekanntesten Vertretern des sog. Absurden Theaters gehört. Klar ist, dass dieses Schauspiel mit den sich haufenweise in gewalttätige Dickhäuter verwandelnden Menschen auch knapp 70 Jahre nach seiner Uraufführung immer noch auf den schulischen Lehrplänen sowie den Spielplänen der Theater steht.

Zu Recht! Denn Ionescos absurd-humorvolles Plädoyer gegen Mitläufertum, Gewalt und Faschismus ist so aktuell wie eh und je. Davon kann man sich schon vor der Premiere (16. Januar) am Theater Pforzheim überzeugen – und zwar bei der Öffentlichen Probe am 10. Januar. Freuen Sie sich auf spannende Hintergrundinformationen und ungewöhnliche Einblicke, gehen Sie auf Tuchfühlung mit Regieteam und Ensemble und erleben Sie, wie eine Schauspielproduktion entsteht. Ganz nach dem Motto: Wer mehr weiß, hat mehr Spaß im Theater!

Über Gott, die Welt und uns: Sonntag, 22. Februar 2026, 16.30 Uhr, Foyer 

Wir befinden uns in einer nicht näher benannten Kleinstadt, in der sich plötzlich alle Menschen in zerstörerische Nashörner verwandeln. Alle Menschen? Nein! Ein einziger Unbeugsamer widersteht dem Massenphänomen. Aber wie? Und vor allem: Wie lange noch?

Eugène Ionesco beschreibt in seinem weltberühmten Stück „Die Nashörner“ sehr genau, wie totalitäre Systeme entstehen können bzw. wie die Entpersönlichung des Individuums und die Gleichschaltung der Gesellschaft funktionieren. Auch die Verführbarkeit der Menschen ist ein Thema – egal ob die Verlockung nun von Faschismus, Populismus oder anderen Bewegungen ausgeht. Doch wie kann man sich als Individuum treu bleiben, wenn alle anderen anders denken? Und warum sollte man das überhaupt versuchen?

Diesen und anderen Fragen gehen Theolog:innen und Theatermenschen gemeinsam mit dem Publikum im Februar bei der Podiumsdiskussion „Über Gott, die Welt und uns“ anhand der Schauspielproduktion „Die Nashörner“ nach. Mit dabei: die Theologen Tobias Gfell und Tobias Licht, Pfarrer Malte Dahme, die Leiterin des Bildungszentrums Pforzheim Jutta Wiedmann sowie Schauspieldramaturgin Ulrike Brambeer und Ensemblemitgliedern der Produktion „Die Nashörner“.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Bildungszentrums Pforzheim, der Ökumenische Citykirche, der Evangelischen Erwachsenenbildung, des Roncalli Forums Karlsruhe und des Theaters Pforzheim

Theater Treff Kino: Dienstag, 21. April 2026, 20 Uhr, Kommunales Kino Pforzheim (KoKi) 

In der Reihe Theater Treff Kino läuft im April der auf der Berlinale 2024 uraufgeführte Film „Shikun“ (IL/FRA/CH/BRA/GB 2024, 84 Min) des israelischen Filmemachers Amos Gitai. Regisseur und Drehbuchautor Gitai, vielfacher Gast bei den internationalen Filmfestivals in Cannes, Venedig und Berlin, ließ sich dabei von Eugène Ionescos berühmtem Theaterstück „Die Nashörner“ inspirieren: Menschen verschiedenster Sprachen, Herkunft und Generationen – ein ganzer Querschnitt der vielfältigen israelischen Gesellschaft – treffen in einem Wohnkomplex namens Shikun aufeinander und setzen sich in kleinen szenischen Episoden mit dem aktuellen Geschehen auseinander. Einige verwandeln sich in Nashörner, während andere Widerstand leisten …

Zu Einführung und anschließendem Filmgespräch kommen neben der Produktionsdramaturgin der Schauspielproduktion „Die Nashörner“ auch Ensemblemitglieder des Theaters Pforzheim ins KoKi.

Eine Kooperation zwischen Kommunalem Kino und Theater Pforzheim

Gegen Vorlage der jeweiligen anderen Eintrittskarte erhalten doppelt Interessierte Ermäßigungen auf den Theater- bzw. Kinobesuch.


theater-pforzheim.de