Premierenvorschau zum Jahresbeginn am Staatstheater Wiesbaden

Staatstheater Wiesbaden ~ Großes Haus ~ © Sven-Helge Czichy Kolonnaden Foto: Sven-Helge Czichy

MUSIKTHEATER

Drei selten gespielte Meisterwerke der Operngeschichte in starken Regiehandschriften: Maxim Didenko, Wolfgang Nägele und Ersan Mondtag inszenieren die kommenden Musiktheaterpremieren.

„Schneeflöckchen“: Oper von Nikolai Rimski-Korsakow

Premiere: Samstag, 24. Januar 2026, Großes Haus

Mit Nikolai Rimski-Korsakows „Schneeflöckchen“ feiert eine echte Rarität in Wiesbaden Premiere. Regie führt der vielfach ausgezeichnete russische Regisseur Maxim Didenko. Er erhielt unter anderem die Goldene Maske, den Preis des Nationaltheaters, den Goldenen Sofit, den Sergei-Kurjochin-Preis und den GQ Award. Das Regie-Team verbindet den russischen Märchenstoff mit einem hochaktuellen sozialen Diskurs um kollektive Verantwortung. Die Inszenierung liest die Oper als Parabel auf eine Gesellschaft jenseits des Klimakipppunktes, die von sozialer Kälte geprägt ist und das Zuhören verlernt hat. Dabei fragt sie nach Kräften, die Veränderung möglich machen.

Wird moderne Technologie diese Gesellschaft retten? Oder doch der von allen ersehnte Frühling? Unter der musikalischen Leitung von GMD Leo McFall bringt das Hessische Staatsorchester Wiesbaden Rimski-Korsakows farbenreiche Partitur zum Klingen.

„La Mamma“: Komische Oper von Gaetano Donizetti

Premiere: Samstag, 07. Februar 2026, Großes Haus

Mit „La Mamma“ kommt im Februar ein weiteres selten gespieltes Werk auf die Bühne des Großen Hauses. In Gaetano Donizettis komischer Oper über die „Sitten und Unsitten am Theater“ geraten in turbulenten Theaterproben persönliche Eitelkeiten, Ehekonflikte und Selbstverwirklichungsträume ans Licht, während Mutterliebe, Hierarchiekämpfe und Klassenscham die Bühne bevölkern. Wolfgang Nägele inszeniert eine rasante Komödie, die als Vorbühnenstück die Nähe zum Publikum sucht und den Humor des Werkes mit plastischen, nahbaren Charakteren ins Hier und Jetzt holt. Die Mutter, gesungen von Ensemblemitglied Hovhannes Karapetyan, löst als Opernliebhaberin bei den anderen Figuren ein wahres „Theaterwunder“ aus und bringt die naive Spielfreude und Begeisterung für die Bühne zurück. Die musikalische Leitung des in kleiner Besetzung auf der Bühne spielenden Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden liegt bei Paul Taubitz.

„Die Vögel“: Oper von Walter Braunfels

Premiere: Samstag, 21. März 2026, Großes Haus

Nach dem Erfolg von „Double Serpent“ – eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2025 – kehrt der international beachtete und vielfach ausgezeichnete Ersan Mondtag nach Wiesbaden zurück. Die Oper „Die Vögel“, nach ihrer Uraufführung 1920 ein großer Erfolg, verschwand lange Zeit aus den Spielplänen und wurde erst in den letzten Jahren im Zuge ihres 100-jährigen Jubiläums von einigen Häusern wiederentdeckt. Als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner entwirft Mondtag in Wiesbaden eine politisch und gesellschaftskritisch fundierte Inszenierung, die den antiken Stoff auf aktuelle Fragen nach neuen Träumen und Machtgier überträgt. Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden spielt unter der Leitung von Paul Taubitz.


SCHAUSPIEL

Im Schauspiel erwarten das Publikum zwei große Ensemblestücke renommierter Regienamen sowie eine Uraufführung im Studio.

„Leonce und Lena“: Lustspiel von Georg Büchner

Premiere: Freitag, 30. Januar 2026, Kleines Haus

Das Schauspiel startet das Jahr 2026 mit der Georg-Büchner-Inszenierung „Leonce und Lena“ in der Regie von Stefan Pucher. Mit dem Lustspiel zwischen Satire und Verwechslungskomödie setzt der Regisseur seine Büchner-Reihe fort, deren erster Teil mit der bildstarken, frischen Inszenierung des „Woyzeck“ große Erfolge feierte.

„Leonce und Lena“ ist eine leichte, satirische Komödie, die Langeweile und Sinnlosigkeit der bourgeoisen Gesellschaft aufzeigt, während das Drama „Woyzeck“, das Georg Büchner zeitgleich schrieb, die prekären Verhältnisse des Proletariats thematisiert. In beiden Werken übt Büchner Kritik an den sozialen Verhältnissen und gesellschaftlichen Zwängen, die den Menschen entfremden und unfrei machen. Mit heutiger Sprache, poppigem Design, filmischen und musikalischen Elementen richtet sich die Inszenierung auch an ein jugendliches Publikum.

„Romeo und Julia“: Tragödie von William Shakespeare

Premiere: Samstag, 21. Februar 2026, Großes Haus

Die vielleicht bekannteste und dramatischste Liebesgeschichte der Weltliteratur kommt als Ensemblestück ins Große Haus. In Verona wird der Alltag von den (Straßen-)Kämpfen zwischen zwei Familien, den Montagues und Capulets, überschattet. Die beiden Patriarchen steuern diese Auseinandersetzung aus ihren Hinterzimmern und heizen den Konflikt an. Auch ihre Kinder und deren Freund*innen sind voller Vorurteile, die unbeschwertes Feiern und Frei-Sein unmöglich machen. Trotz ihrer Feindschaft verlieben sich Romeo und Julia ineinander und geraten in einen Strudel von Hass und Gewalt, der ihr Schicksal besiegelt.

In der Regie von Charlotte Sprenger, die mit ihrer ganz eigenen Pop-Ästhetik kanonisierte Literatur in die Gegenwart holt, wird Shakespeares Klassiker zu einem bildgewaltigen Appell für die Kraft der Liebe, die sich der Brutalität entgegenstellt.

„Zwei Soldaten“: Schauspiel von Maria Lazar

Uraufführung: Freitag, 13. März 2026, Studio

Mit „Zwei Soldaten“ setzt das Hessische Staatstheater Wiesbaden seine innovative Studio-Reihe junger Regiehandschriften in Kooperation mit verschiedenen Hochschulen fort. Eine Wüste in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs. Auf einem verlassenen Schlachtfeld liegen zwei Soldaten im Sterben. Sie können sich nicht sehen, aber sie hören einander. Ein englischer Flieger und ein deutscher Soldat sprechen zu sich selbst, versuchen Kontakt zueinander aufzunehmen, sehnen sich nach Nähe, schrecken wieder zurück – ist das ein Mensch da gegenüber? Ein Feind?

HfMDK-Frankfurt-Regieabsolventin Julia Gudi widmet sich in ihrer Abschlussinszenierung einer Uraufführung der Autorin Maria Lazar, deren verschollen geglaubtes Werk gerade eine Renaissance erlebt.


JUST

Wenn Wolken wachsen: Ein poetisches Erzähltheater von Emel Aydo?du

Premiere: Donnerstag, 15. Januar 2026, Studio

Die erste JUST-Premiere des Jahres gehört den Jüngsten. Das poetische, verspielte Stück und die Inszenierung „Wenn Wolken wachsen“ für Kinder ab drei Jahren hatte 2022 Uraufführung am Düsseldorfer Schauspielhaus und wird nun ans Staatstheater Wiesbaden übernommen. Regie führte und führt Emel Aydo?du.

Hoch oben am Himmel schweben Wolke Flatter und Wolke Flauschig. Von dort sieht die Welt aus wie ein buntes Bilderbuch. Neugierig sinken sie hinab, werden zu Nebel und spüren das Gras unter sich. Sie wollen wissen: Wie riecht eine Mohnblume? Wie wächst ein Apfelbaum? Was macht eine Biene? – Eine sinnliche Erzählung über das Wachsen.

Troja!: von Henner Kallmeyer

Premiere: Freitag, 27. Februar 2026, Wartburg

Briseis und Spourgitis kennen einander nicht, aber eines wissen sie sofort: Sie müssen Feinde sein. Ihre Eltern sind es. Denn ihre Städte führen Krieg. Mitten im Lärm des Krieges finden sich die beiden jungen Menschen in der Stille wieder: Im hölzernen trojanischen Pferd begegnen sie einander. Beobachtet werden sie dabei von Hermes, dem Götterboten, der den Menschen seine ganz eigene Sicht auf den Krieg und das, was wirklich zählt, mitgibt.

Mit Motiven der griechischen Mythologie erzählt Henner Kallmeyer eine Geschichte über Menschlichkeit: von Freundschaft, Vergebung, Liebe – und dem Mut, über Grenzen hinwegzusehen. Das Stück für Kinder ab zehn Jahren wird inszeniert von Milan Gather.


JUNGES STAATSMUSICAL

„Alice by Heart“: von Duncan Sheik und Steven Sater

Premiere: Samstag, 14. Februar 2026, Wartburg

Mit dem Musical der mit Tony und Grammy prämierten Schöpfer von „Spring Awakening“ feiert das Junge Staatsmusical (JUSM) seine zweite Premiere in dieser Spielzeit. Die jugendliche Alice sucht 1941 mit ihrem Freund Alfred in einer U-Bahn- Station Schutz vor den Bombenangriffen. Mit dabei hat sie ihr Lieblingsbuch, Lewis Carolls „Abenteuer im Wunderland“. Die Geschichte, die sie auswendig („by heart“) kennt, hilft ihr, die bedrohliche Situation zu bewältigen. Alice folgt dem weißen Kaninchen ins Wunderland, In dieser Welt, die ihr Literatur und Fantasie eröffnen, verarbeitet sie Schmerz und Trauer, erlebt die Liebe und fasst Mut, nach vorne zu blicken.

Regisseurin und Choreografin Iris Limbarth und der Musikalische Leiter Frank Bangert bringen dieses Coming-of-Age-Musical, das Tiefgang und Leichtigkeit verbindet, mit dem Ensemble des (JUSM) auf die Bühne der Wartburg.


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