Zentrum Junger Tanz in Frankfurt/M

Where the Boys are (© Jonas Zeidler)

Tanz, Bildung und Teilhabe für junge Menschen

Mit dem Zentrum Junger Tanz startet das Künstler*innenhaus Mousonturm ein neues, langfristig angelegtes Kompetenzzentrum für Kinder und Jugendliche. Es schließt mit diesem an die Expertisen an, die in den letzten zehn Jahren im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main und in anderen Projekten mit jungen Menschen gesammelt werden konnten.

Über eine Laufzeit von fünf Jahren bündelt das Zentrum Tanz als künstlerische Praxis, kulturelle Bildung, Vermittlung und Qualifizierung in einem ganzheitlichen Ansatz. Ziel ist es, Tanz dauerhaft im Alltag junger Menschen zu verankern – in der Kita, in der Schule, im Ganztag, in der Freizeit und als Teil öffentlicher Kultur. Ermöglicht wird dies durch eine langfristige Unterstützung durch die Crespo Foundation und andere Förderer.

Das Zentrum Junger Tanz richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 19 Jahren, an Tänzer*innen, Choreograf*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Pädagog*innen, Schulleitungen sowie an Eltern und Familien. Es versteht sich als offener Ort für Bewegung, Begegnung, künstlerische Erfahrung und gemeinsames Lernen.

Im Mittelpunkt steht nicht das einzelne Projekt, sondern die kontinuierliche Arbeit. Die Angebote greifen ineinander, bauen aufeinander auf und wirken langfristig. Tanz soll nicht als punktuelles Ereignis erlebt werden, sondern als fester Bestandteil von Bildung, Aufwachsen und Zusammenleben.

Die Arbeit des Zentrum Junger Tanz ist klar entlang von drei Grundbausteinen aufgebaut, die alle Angebote, Projekte und Formate strukturieren:

  • Selbst tanzen (Mitmachen)
  • Tanz vermitteln (Weitergeben)
  • Tanz anschauen (Anschauen)

Tanz als künstlerische Praxis und kulturelle Bildung

Das Zentrum Junger Tanz versteht Tanz als eigenständige, vielschichtige Kunstform ebenso wie als wichtige kulturelle und gesellschaftliche Praxis. Tanz ermöglicht Kindern und Jugendlichen, sich körperlich, sinnlich und kreativ mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen, sich auszudrücken, wahrzunehmen, zu reflektieren und in Beziehung zu treten – zu sich selbst und zu anderen. Gerade in einer dynamischen und krisenhaften Welt eröffnet Tanz eine besondere körperlich-sinnliche Perspektive auf das eigene Erleben und das gesellschaftliche Miteinander.

Leitend ist dabei das klare Grundverständnis: Es gibt keine kulturelle Bildung ohne künstlerische Arbeit. Kinder und Jugendliche werden im Zentrum Junger Tanz nicht nur tanzen, sondern auch mitbestimmen. Sie werden künstlerische Prozesse mitgestalten, begleiten Produktionen, bringen ihre Perspektiven ein und wirken in beratenden Formaten mit.

Beteiligung bedeutet hier Teilhabe und Teilgabe zugleich. Dieses Selbstverständnis entspricht dem Anspruch, dass junge Menschen als Teil der gegenwärtigen Gesellschaft ein Recht auf kulturelle Mitgestaltung und Zugang zu Kunst haben.

Gleichzeitig reagiert das Zentrum Junger Tanz auf eine strukturelle Leerstelle: Im Vergleich zu anderen Kunstformen ist Tanz in der kulturellen Bildung bislang deutlich unterrepräsentiert – sowohl in Bildungseinrichtungen als auch in der Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte. Dabei zeigen praktische Erfahrungen seit Jahren, wie stark Tanz Lernprozesse, Konzentration Körperbewusstsein, Selbstvertrauen, soziale Kompetenzen und neue Formen der Kommunikation fördern kann.


Nachhaltigkeit, Verstetigung und eine gelebte Tanzkultur

Ein zentrales Anliegen des Zentrum Junger Tanz ist Nachhaltigkeit. Es geht nicht allein um zeitlich begrenzte Projekte, sondern um langfristige Möglichkeiten und um die Frage, wie Tanz ganzheitlich in Bildungsstrukturen verankert werden kann. Wie gelingt es, Tanz nicht nur punktuell, sondern als gelebte Praxis im Schul- und Kita-Alltag zu integrieren? Und wie können Kinder und Jugendliche Tanz als etwas erfahren, das sie über viele Jahre begleitet?

Dazu braucht es mehrere Ebenen zugleich: professionelle Tänzer*innen und Choreograf*innen, qualifizierte Pädagog*innen, offene Bildungseinrichtungen sowie Kinder und Jugendliche, die Tanz in ihr Leben hineinlassen – als selbst künstlerisch Schaffende ebenso wie als engagierte Zuschauende. Die positiven Auswirkungen betreffen alle Beteiligten: Lernen wird anders erlebbar, Konzentration und Ausdrucksfähigkeit nehmen zu, Beziehungen verändern sich und es entstehen neue Formen der Verständigung zwischen Kindern, Lehrkräften, Familien und Künstler*innen. Tanz wirkt dabei als verbindendes Element über soziale, kulturelle und institutionelle Grenzen hinweg.


Niedrigschwellige Zugänge und aktive Teilhabe

Mit dem Zentrum Junger Tanz setzt der Mousonturm bewusst auf niedrigschwellige Zugänge. Viele Angebote finden in enger Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen statt. Sie sind kostenfrei oder basieren auf solidarischen Beiträgen. Finanzielle Voraussetzungen sollen nicht darüber entscheiden, ob Kinder und Jugendliche Zugang zu Tanz erhalten. Vielfalt in sozialen, kulturellen und körperlichen Voraussetzungen wird nicht als Herausforderung, sondern als selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit verstanden.


Plattform für Austausch, Vernetzung und Sichtbarkeit

Neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen versteht sich das Zentrum Junger Tanz als Plattform für Austausch, Vernetzung und Sichtbarkeit im Bereich Tanz für junges Publikum. Tänzer*innen, Choreograf*innen, Pädagog*innen und Vermittler*innen finden hier eine Plattform, um sich zu begegnen, ihre Arbeit zu reflektieren, voneinander zu lernen und gemeinsam neue Formate zu entwickeln.

Ein zentrales Ziel ist es, die bislang oft vereinzelte Arbeit im Bereich Tanzvermittlung und Tanz für junges Publikum stärker zu systematisieren und zusammenzuführen – raus aus der Vereinzelung, hin zu einer Gemeinschaft von Akteur*innen, die gemeinsam Verantwortung für kulturelle Teilhabe übernehmen. Die Arbeit des Zentrums ist dabei sowohl lokal in Frankfurt verankert als auch bundesweit vernetzt. Der Austausch mit Partnern aus anderen Regionen, so zum Beispiel im Netzwerk explore dance, stärkt die Qualität der Arbeit vor Ort und ermöglicht den kontinuierlichen Blick über den eigenen Kontext hinaus.


Wissenschaftliche Begleitung und langfristige Perspektive

Das Zentrum Junger Tanz wird über mehrere Jahre extern begleitet, um die Arbeit zu dokumentieren und zu evaluieren. Erkenntnisse sollen gesichert und für Praxis, Politik und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Damit wird nicht nur die Qualität der Angebote gesichert, sondern auch ein Beitrag zur Weiterentwicklung von Tanz und kultureller Bildung geleistet. Langfristig verfolgt das Zentrum Junger Tanz das Ziel, Tanz als festen Bestandteil kultureller Bildung in Frankfurt und Hessen zu stärken. Es geht um nachhaltige Impulse für Schulen, Kitas, Kulturinstitutionen und für zukünftige Kulturentwicklungsprozesse.

Weitere Informationen: mousonturm.de