Jack Swansons kraftvolles Liederabenddebüt an der Oper Frankfurt

Liederabend Jack Swanson (Tenor) und Malcolm ~ Martineau Klavier) ~ Oper Frankfurt, 6. Oktober 2020 ~ Jack Swanson ~ © Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de
kulturfreak Bewertung: 4 von 5

Rossinis selten gespielte Oper Otello war in der vergangenen Spielzeit ein Highlight im Spielplan der Oper Frankfurt, die vor wenigen Tagen erneut als „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Bei Otello gab der US-amerikanische Tenor Jack Swanson in der Rolle des Rodrigo, dem verschmähten Liebhaber Desdemonas, sein Frankfurt-Debüt. Nun stellte sich der junge Sänger erstmals als Liedinterpret in Frankfurt vor. Hierfür wählte er ein ambitioniertes Programm aus, das er zudem frei von ausliegenden Noten sang: 25 Lieder in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch), von sieben verschiedenen Komponisten (Beethoven, Liszt, Musto, Polenc, Puccini, Quilter und Schumann). Es ist nicht nur bemerkenswert, dass sich ein aufstrebender junger Künstler mit solch einem Liedprogramm beschäftigt. Bei Jack Swanson kommt hinzu, dass er bisher insbesondere mit virtuosen und temporeichen Partien auffiel. So gab er Partien u. a. in Opern von Donizetti (Nemorino in L’elisir d’amore) und Rossini (Conte Almaviva in Il barbiere di Siviglia, Lindoro in L’italiana in Algerien und die Titelrolle in Le Comte Ory).

Liederabend Jack Swanson (Tenor) und Malcolm Martineau Klavier)
Oper Frankfurt, 6. Oktober 2020
Malcolm Martineau, Jack Swanson
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Mit Ludwig van Beethovens Meisterwerk „Adelaide“ (op. 46) eröffnete Jack Swanson den Abend und damit auch die hochkarätige Liederabendreihe der Saison 2020/2021 an der Oper Frankfurt. Anders als sonst üblich, traten er und sein Klavierbegleiter (mit dem Haus bereits bestens vertraut, äußerst akzentuiert und bedachtsam begleitend: Malcolm Martineau) nicht gemeinsam von rechts, sondern Swanson von rechts und Martineau von links auf. Weiterer Unterschied zu Nicht-Corona-Zeiten war, dass zum Schluss die Blumen nicht auf, sondern hinter der Bühne überreicht wurden. Auf „Adelaide“ folgte der Höhepunkt von Robert Schumanns Liedschaffen, sein Eichendorff-Liedkreis (op. 39), zwölf romantische Miniaturen. Wie schon zuvor bei Beethoven bewies Swanson auch hier, dass Intimität nicht zwingend ruhiges oder zurückhaltendes Singen bedeuten muss. Er gab diesen Liedern mit seiner kräftigen Stimme einen ganz eigenen Ausdruck und Klang (mit Luft nach oben bei der Textverständlichkeit). Dabei gelang besonders innig „Mondnacht“, die innere Mitte des Zyklus´.

Der Programmteil nach der Pause war heterogener zusammengestellt. Liszts auf Italienisch verfassten drei Liedern des Petrarca Sonetts (hierbei farbenreich „Benedetto sia l´giorno) folgte die Rarität „Litany“ des US-amerikanischen Komponisten und Pianisten John Musto (* 1954), eine sentimental dargebotene melancholische Perle. Heiter und flott gab Swanson hingegen Lieder von Francis Poulenc (wie „Fêtes Galantes“) und besinnlich dessen „Bleuet“ (Kornblume). Nach Drei Shakespeare Lieder (op. 6 ) von Quilter folgte als Schlusslied Giacomo Puccinis „Morire?“. Nach der Pflicht folgte die Kür, hier in Form vom sehr gelöst und leidenschaftlich dargebotenen Zugabenevergreen „La danza“ (Rossini).

Markus Gründig, Oktober 20


Die Zugabe:
„La danza“, ein Lied aus dem Jahre 1835 von Gioachino Rossini (1792-1868)