Das Programm der Elbphilharmonie Hamburg für die Saison 2024/25

Elbphilharmonie Hamburg (© Thies Raetzke)

Intendant Christoph Lieben-Seutter präsentiert künstlerische Highlights. Abonnements ab sofort erhältlich.

Auch in der kommenden Saison gehen wieder die großen Namen der Musikwelt in der Elbphilharmonie ein und aus. Intendant Christoph Lieben-Seutter präsentierte am Dienstag in Hamburg ein vielfältiges und dichtes Programm mit vielen Stars und einigen Überraschungen.

Schwerpunkte gelten unter anderem zwei jungen Durchstartern der Klassikszene: dem Pianisten Alexandre Kantorow sowie dem Dirigenten Klaus Mäkelä, der an sieben Abenden am Pult von vier Orchestern zu erleben ist.

Die Schweizer Sängerin, Komponistin und Multi-Instrumentalistin Sophie Hunger kuratiert ebenso einen mehrtägigen »Elbphilharmonie Reflektor« wie der einflussreiche US-Gitarrist Marc Ribot.

Gemeinsam mit Alan Gilbert, dem Chefdirigenten des NDR Elbphilharmonie Orchesters, stellte Lieben-Seutter in Hamburg große Projekte vor, darunter einen Schwerpunkt zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg, der von Gilbert mit einer monumentalen Aufführung der spätromantischen »Gurre-Lieder« eröffnet wird.

»Elbphilharmonie Visions«, das von Gilbert initiierte Festival für Orchestermusik des 21. Jahrhunderts, geht in die zweite Runde und im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg huldigt ein Who-is-Who der Klassik dem Avantgarde-Pionier Pierre Boulez.

Weitere Komponistenschwerpunkte gelten dem Jubilar Anton Bruckner (200. Geburtstag) sowie Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Musik man im berühmten Konzerthaus im Hamburger Hafen eine Woche lang feiert.

Eigene Festivals widmet die »Elphi« der brasilianischen Música Popular und der Musikstadt Neapel.


Intim und stimmungsvoll wird die Saison am 5. September eröffnet: Eine Supergroup mit Yo-Yo Ma, Leonidas Kavakos und Emanuel Ax spielt im Großen Saal Trios von Ludwig van Beethoven. Abonnements für die Saison 2024/25 sind ab sofort auf elbphilharmonie.de/abo buchbar, Einzelkarten für die meisten Veranstaltungen können ab dem 14. Mai erworben werden.

In der Saison 2024/25 sind rund 50 Orchester aus aller Welt zu Gast, unter ihnen die besten Klangkörper aus Chicago, Pittsburgh, Montreal, London, Paris, Zürich, Leipzig, Dresden und München. Das Lucerne Festival Orchestra gibt mit seinem aktuellen Chefdirigenten Riccardo Chailly sein spätes Elbphilharmonie-Debüt (19.10.). Weltklassedirigenten wie Sir Simon Rattle (1.6.), Sir Antonio Pappano (4.6.), François-Xavier Roth (11.6.) und Kent Nagano (1./2.5.) gratulieren Pierre Boulez zu seinem 100. Geburtstag. Originalklang-Vorreiter wie Jordi Savall (28.1.), Sir John Eliot Gardiner (14.12.) und Raphaël Pichon (18.4.) bringen ihre Ensembles mit nach Hamburg. Der Finne Klaus Mäkelä ist mit gerade einmal 28 Jahren der unbestrittene Shootingstar unter den Dirigenten. Mit seinen Oslo Philharmonic (1./2.11.), als Musikdirektor des Orchestre de Paris (25./26.2.) und als designierter Chefdirigent des Royal Concertgebouw Orchestra aus Amsterdam (1./2.4.) kommt Mäkelä in der Spielzeit 2024/25 für je zwei Konzerte in die Elbphilharmonie und präsentiert Schlüsselwerke der sinfonischen Literatur: von Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung« über Strawinskys »Le sacre du printemps« bis hin zu Béla Bartóks eindrucksvollem Konzert für Orchester. Mit den Wiener Philharmonikern bringt Mäkelä zudem Gustav Mahlers Sechste Sinfonie zur Aufführung (17.12.).

Spätestens seit seinem Sieg beim prestigeträchtigen Tschaikowsky-Wettbewerb 2019 ist Alexandre Kantorow in aller Munde. Als Residenzkünstler gestaltet der französische Pianist in der kommenden Saison gleich eine ganze Reihe von Konzerten. Neben einem Solorecital im Großen Saal spielt er unter der Leitung von Teodor Currentzis das Zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms (9.4.), mit dessen Klavierquartetten begeht er sein Debüt in der Laeiszhalle (10.1.). Den Auftakt seiner Residenz feiert Kantorow mit den Münchner Philharmonikern und Rachmaninows »Rhapsodie über ein Thema von Paganini« (30.10.). Zum Abschluss bringt er an der Seite von Pultstar Yannick Nézet-Séguin Saint-Saëns’ Zweites Klavierkonzert auf die Bühne (26.6.).

Rund um den Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart im Januar kommen gleich mehrere hochkarätige Künstler:innen unter dem Motto »Amadeus, Amadeus« nach Hamburg, um dem begnadetsten aller Komponisten zu gratulieren. Höhepunkt ist dabei eine historisch informierte Aufführung der Münchner Urfassung seiner Oper »Idomeneo« unter der Leitung von René Jacobs (2.2.). Für seine »Expedition Mozart« hat der Pianist Kit Armstrong gleich ein eigenes Orchester aus Freund:innen und Wegbegleiter:innen zusammengestellt (1.2.), während Mitsuko Uchida mit dem Mahler Chamber Orchestra zwei Klavierkonzerte zur Aufführung bringt (26.1.). Publikumsliebling Jordi Savall widmet sich mit seinen Ensembles der Großen Messe in c-Moll (28.1.) und Robin Ticciati begleitet mit dem Chamber Orchestra of Europe den Countertenor Iestyn Davies durch einige der schönsten Arien aus Opern von Mozart und Georg Friedrich Händel (29.1.).

Zwei außergewöhnliche Künstler-Persönlichkeiten wurden eingeladen, um je ein mehrtägiges »Reflektor«-Festival in der Elbphilharmonie zu kuratieren. Mit ihrer musikalischen Vielseitigkeit gehört Sophie Hunger zu den interessantesten Künstlerinnen Europas. Quasi im Alleingang hat sie ein ganz eigenes Pop-Idiom geschaffen. Ihre Musikalität lebt sie in den unterschiedlichsten Formen und Besetzungen aus: grob zugeschnittene Indierock-Sounds, feinste Kammermusik, Klavierlieder, Elektro-Pop, große Orchesterarrangements. Bei dem von ihr kuratierten »Reflektor«-Festival kann Sophie Hunger nun vier Tage lang die Elbphilharmonie in allen Facetten bespielen – mit Band, Orchester, Film, Literatur und vielen Gästen (20. bis 23.3.). Das genaue Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Der US-Amerikaner Marc Ribot gehört zu den Gitarristen, die man beim ersten Ton erkennt. Seit er vor 40 Jahren den Sound von Tom Waits’ Meisterwerk »Rain Dogs« mitprägte, hat Ribot mit den größten Stars zusammengearbeitet und ist in der experimentellen Musikszene New Yorks verankert geblieben. Er ist verantwortlich für zahlreiche Bandprojekte zwischen Jazz, Rock, Noise und Protest Songs, die er nun erstmals im Rahmen seines dreitägigen »Reflektor«-Festivals en bloc präsentiert (15. bis 17.11.).

Nach einem fulminanten Auftakt in 2023 geht das Festival »Elbphilharmonie Visions« in Kooperation mit dem NDR in die zweite Runde (7. bis 16.2.). Zu erleben sind stilistisch vielfältige Werke aus dem 21. Jahrhundert – geschrieben von zeitgenössischen Komponist:innen, die mit ihrer individuellen Handschrift auf die Gegenwart reagieren. Äußerst unterhaltsam gestaltet sich schon das Eröffnungskonzert mit einem neuen Werk des jungen britischen Grenzgängers Alex Paxton, der Videospiel-Soundtracks, virtuose Kammermusik und Jazz-Improvisation verschmilzt und dafür den Claussen-Simon-Kompositionspreis erhält. Die »Elbphilharmonie Visions« sind zudem eine Leistungsschau der besten Rundfunkorchester aus Hamburg, Hannover, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Wien.

Ein November-Wochenende lang bietet sich die Gelegenheit, in der vulkanischen Schönheit Neapels zu schwelgen. Die Mittelaltermusik-Pioniere vom Ensemble Micrologus lassen singend und spielend archaische Klänge lebendig werden (22.11.), Arsenale Sonoro ehrt in der Laeiszhalle den großen neapolitanischen Komponisten Leonardo Vinci mit einer Aufführung des lange völlig vergessenen »Oratorio per la Madonna del Rosario« aus dem Jahr 1725 (21.11.). Ars Nova Napoli erhebt die Musik von den Straßen Neapels zur hohen Kunst (23.11.). Der passionierte Saxofonist, Poet und Sänger Enzo Avitabile lädt mit den auf Holztrommeln schlagenden Männern der Bottari di Portico zu einem »festino napoletano« im Großen Saal der Elbphilharmonie (22.11.). Mit Flo ist auch eine Vertreterin der jüngeren neapolitanischen Musikszene dabei. Sie besingt an akustischen Instrumenten in ihren »Canzoni di sale« das Salz des Meeres, der Tränen und der Liebe (24.11.).

Im Fokus stehen in der neuen Saison außerdem zwei der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts: Oft wird vergessen, dass die Werke von Arnold Schönberg nicht nur ungebrochen modern sind, sondern zur sinnlichsten Musik gehören, die je geschrieben wurde. Rund um seinen 150. Geburtstag im September 2024 erklingen in der Elbphilharmonie Arbeiten aus sämtlichen Schaffensperioden. Mit den opulenten »Gurre-Liedern« eröffnen Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester ihre Saison (11./13.9.). Der ehemalige Hamburgische Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher widmet sich sowohl den Fünf Orchesterstücken op. 16 (28.8.) als auch dem unvollendet gebliebenen Oratorium »Die Jakobsleiter« (9.11.). Die beiden Solokonzerte für Violine und Klavier finden mit Patricia Kopatchinskaja (28.9.) und Pierre-Laurent Aimard (26./27.9.) die denkbar besten Interpret:innen. Im Anschluss an ihr Konzert mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen ist Kopatchinskaja zudem als Sprecherin in dem schillernden Fin-de-Siècle-Melodram »Pierrot lunaire« zu erleben. Pierre Boulez gehörte gemeinsam mit Kollegen wie Karlheinz Stockhausen und Luigi Nono zu einer Gruppe von jungen Wilden, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen kompletten ästhetischen Neuanfang forderten. Aus Anlass seines 100. Geburtstags, den Boulez 2025 gefeiert hätte, widmet ihm das Internationale Musikfest Hamburg einen Schwerpunkt mit einigen seiner wichtigsten Arbeiten.

Vier junge Interpret:innen der klassischen Gitarre gastieren in dieser Saison in Hamburg: Die Kroatin Ana Vidovic eröffnet den Schwerpunkt mit einer Transkription von Bachs berühmter Erster Cellosuite (1.11.), Thibaut Garcia widmet sich dem paraguayischen Komponisten Agustín Barrios Mangoré (13.12.), die Chinesin Xuefei Yang kombiniert auf ihrer Gitarren-Weltreise verschiedene Musiksprachen (14.2.) und Sean Shibe spielt jahrhundertealte, schottische Lautenstücke und greift für brandneue Kompositionen auch zur E-Gitarre (11.4.). Eigens für junge Musiker:innen, die bereits auf der Zielgeraden zu einer internationalen Karriere sind, hat die Elbphilharmonie die Reihe FAST LANE ins Leben gerufen. Ob der israelische Klaviervirtuose Yoav Levanon (18.2.), das Jazz-Trio um Micah Thomas (18.10.) oder die palästinensische Sängerin und Komponistin Nai Barghouti (5.4.) – an sechs Abenden sind wieder hochcharismatische Interpret:innen zu hören, die zurzeit mit neuen Ideen und mutigen Programmen Aufsehen erregen.

Viel mehr als Samba und Bossa Nova gibt es in der Musik Brasiliens zu entdecken. Marisa Monte genießt in Brasilien Superstar-Status. Der Klang ihrer Stimme gehört für die meisten ihrer Landsleute zum Soundtrack des eigenen Lebens. Sie hat nicht nur Millionen Platten verkauft, ihre Songs erklingen auch in Serien und Seifenopern (22.10.). Der Gitarrist João Bosco begeistert sein Publikum seit mehr als 40 Jahren. Mit dem Cellisten und Arrangeur Jaques Morelenbaum verbindet ihn nicht nur eine Vorliebe für feinsinnige Melodien und Rhythmen, sondern auch die Sorge um die brasilianische Natur, die buchstäblich in Flammen aufzugehen droht (23.10.). Vinícius Cantuária bildet für »Psychedelic Rio« ein Power-Trio mit seinen italienischen Bandkollegen Paolo Andriolo und Roberto Rossi (25.10.). Das Projekt »Alma Lírica Brasileira« von Mônica Salmasoist eine empfindsame kammermusikalische Reise durch das größte Land Südamerikas (26.10.). Der Gitarren- und Klaviervirtuose Egberto Gismonti verbindet als Solist die musikalische Folklore seines Heimatlandes mit der Welt der klassischen Musik (27.10.).

Eine eigene Konzertreihe widmet sich dem Sound der »Jazz Drums«: Einige der aktuell angesagtesten Schlagzeuger:innen aus den USA stellen ihre eigene Musik mit ihren Ensembles vor. Die Bandbreite reicht dabei von den R&B-durchtränkten Klängen Makaya McCravens (31.8.) bis hin zur improvisatorisch-experimentellen Musik des Lux Quartet um Myra Melford und Allison Miller (27.3.). Auch neben diesem Schwerpunkt gibt es in der neuen Saison wie gewohnt ein reiches Jazz-Programm: Der Altsaxofonist Kenny Garrett spielt sich bei seinem Debüt in der Elbphilharmonie durch die Jazz-, R&B- und Gospelgeschichte (22.8.), die Pianistin Hiromi unternimmt mit Synthesizer im Gepäck einen virtuosen Ausflug in die Fusion-Musik (6.10.) und der mit dem Deutschen Jazzpreis 2024 ausgezeichnete Kenny Barron brilliert mit zwei langjährigen Partnern im Trio (30.11.). Joe Lovano und Julian Lage sind die Co-Leader eines brandneuen Quartetts (30.1.) und die Big-Band-Leaderin Maria Schneider präsentiert das mit zwei Grammys prämierte Album »Data Lords« (11.3.). Die traditionsreiche Reihe »Jazz Piano« führt exquisite Musiker:innen in die Laeiszhalle: die Pianistin Kris Davis mit Band (29.10.), das Nduduzo Makhathini Trio aus Südafrika (26.11.), Benjamin Lackner und sein Quintett (17.1.), Sullivan Fortner aus New Orleans (26.2.) sowie den kubanischen Grammy-Preisträger Gonzalo Rubalcaba, der mit dem Franzosen Pierrick Pédron ein wundervolles Duo bildet (8.4.).

Wie immer vielfältig, abwechslungsreich und hochkarätig besetzt ist das umfangreiche Angebot an Kammermusik, Klavierabenden, Liederabenden und Orgelkonzerten in Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Die der Avantgarde-Elektronik gewidmete Reihe »ePhil« wird ebenso fortgesetzt, wie das Format »Blind Date«, bei dem das Publikum nicht den geringsten Hinweis auf Künstler:in und Programm des Abends bekommt.

»Zukunft« lautet in der Saison 2024/25 das Motto des Internationalen Musikfests Hamburg, das dieses Mal die Fragen aufwirft: Wo steht die Musik heute? Wo steuert sie hin? Und welche künstlerischen Antworten gibt Musik für die Themen der Zukunft? Am Eröffnungskonzert (1./2.5.) ist neben Kent Nagano und seinem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg auch das von Pierre Boulez in Paris gegründete IRCAM-Institut beteiligt. Das komplette Programm wird im November 2024 veröffentlicht.

Viel Kraft und Herzblut steckt die Elbphilharmonie in ihr Musikvermittlungsprogramm, das mit über 1.000 Veranstaltungen in ganz Hamburg zu den größten weltweit gehört. Das Spektrum reicht vom beliebten Workshop-Format »Klassiko« mit herkömmlichem Orchesterinstrumentarium bis hin zu ersten Erfahrungen am modularen Synthesizer. Erneut gibt es viele Konzerte für alle Altersgruppen von Babys bis zu jungen Erwachsenen, darunter Jugendkonzerte im Großen Saal mit dem Moka Efti Orchestra (26.1.) oder dem ensemble reflektor, das ein innovatives Wissenschaftskonzert unter dem Titel »Pleistozän« spielt (11.4.). Zum Saisonabschluss kuratieren Schüler:innen im Projekt »How to Concert« (14.5.) ihr eigenes Konzert.

elbphilharmonie.de