Jubiläum des neuen Friedrichstadt-Palast Berlin

Friedrichstadt-Palast Berlin 40 Jahre im Neubau an der Friedrichstraße 107 ~ Schlüsselübergabe am Vormittag des 27. April 1984 an den damaligen Direktor Wolfang E. Struck | Foto: Settnik

40 Jahre im Neubau an der Friedrichstraße 107

Am 27. April 1984 eröffnete der Friedrichstadt-Palast Berlin feierlich das neue Haus an der Friedrichstraße 107. In den vergangenen vier Jahrzehnten kamen 150 Eigenproduktionen zur Premiere und rund 14.000 Vorstellungen gingen über die größte Theaterbühne der Welt.

Die Bühnengeschichte des Palastes reicht zurück bis 1919, als Max Reinhardt das Große Schauspielhaus eröffnete. Im Dritten Reich hieß das Haus Theater des Volkes und seit 1. November 1947 trägt es den Namen Friedrichstadt-Palast Berlin.

Am 29. Februar 1980 musste der alte Palast unter der Adresse Am Zirkus 1 aus baustatischen Gründen von der Bauaufsicht geschlossen werden. Nach 39 Monaten Bauzeit wurde der neue Palast 1984 am neuen Standort, der Friedrichstraße 107, feierlich eröffnet – fristgerecht und 5 Millionen Mark unter dem geplanten Baubudget von 219 Millionen Ost-Mark. 22.500 Glasbausteine zieren bis heute die ikonische Fassade des letzten großen Repräsentationsbaus der DDR.

Saal des Friedrichstadt-Palast (1994)
© Archiv des Friedrichstadt-Palast

Am Vormittag des 27. April 1984 erhält der damalige Hausherr und Direktor Wolfang E. Struck den symbolischen Schlüssel zum neuen Palast. Am Abend hebt sich unter Anwesenheit der damaligen SED-Spitze, dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, seiner Frau und Volksbildungsministerin Margot sowie Planwirtschaftsminister Günter Mittag, zum ersten Mal der Vorhang im neuen Haus. Die vier Sitzplätze in der Mitte der dritten Reihe heißen im Haus bis heute inoffiziell „Honecker-Plätze“, obwohl er nur dieses eine Mal im Palast Gast war.

Saal des Friedrichstadt-Palast (2024)
Foto: Bernd Brundert

Das Haus bietet eindrucksvolle, seinerzeit höchst innovative technische Möglichkeiten. Mit einem Hubpodium können eine Eisfläche, eine Manage und das spektakuläre Wasserbecken bewegt werden. 1987 wird zusammen mit der Leningrader Music Hall ein einmaliger Weltrekord aufgestellt: Beide Ballettcompagnien zusammen bringen mit 64 Tänzerinnen die längste Girlreihe der Welt auf die Bühne in Ost-Berlin.

Nach dem Fall der Mauer lässt der gewohnte Gästestrom zunächst nach. Der Palast landet auf der ‚Abwicklungsliste‘ des Senats und gerät in existentielle Not, da das Unterhaltungstheater zu dieser Zeit nicht als förderungswürdig gilt.

Friedrichstadt-Palast: Theaterkasse (1987)
© Archiv des Friedrichstadt-Palast

1993 geht es erstmal wieder bergauf: Der ehemalige Dramaturg des Hauses, Alexander Iljinskij, wird neuer Intendant. Er verschafft dem Haus ein Comeback und verankert es in Berlin. Zwei Jahre später wird das Theater in die bis heute bestehende landeseigene GmbH überführt.

Friedrichstadt-Palast: Theaterkasse (2024)
Foto: Bernd Brundert

Der Saal erhält 1999 ein Make-Over und seine charakteristische blaue Optik, wie man sie heute kennt. Ab 2006 gerät das Haus erneut in eine schwere künstlerische Krise, die in der Spielzeit 2007/08 kulminiert. Am 1. November 2007 wird Berndt Schmidt von Klaus Wowereit zum Intendanten und alleinigen Geschäftsführer bestellt. Mittlerweile ist Berndt Schmidt exakt 40 Prozent der 40 Jahre am neuen Palast (16 Jahre).

Seine erste Großproduktion am Palast ‚Qi – eine Palast-Phantasie‘ (2008) soll das Genre der Revue entstauben und im 21. Jahrhundert ankommen lassen. Seitdem übertrifft der Palast mit jeder neuen Grand Show die vorherige und kam 2023 auf Ticketerlöse von 28 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2007 lagen die Ticketumsätze bei 12 Millionen Euro.

Auch im 40. Jubiläumsjahr deutet nichts auf einen hässlichen Kratzer in der Bilanz hin: Alle Kennzahlen der ersten sieben Monate seit Spielbeginn zeigen, dass die aktuelle Grand Show FALLING | IN LOVE erneut auf Rekordjagd ist.

Dr. Berndt Schmidt: „Für mich als Westgeborenen ist es eine Auszeichnung und Ehre an dieser bedeutenden ostdeutschen Institution wirken zu dürfen. Es erleichtert mich, dass dieses Juwel die Wende überlebt hat und heute aus dem Kulturangebot Berlins gar nicht mehr wegzudenken ist. Wir sind mit Abstand die Nummer 1 der Berliner Bühnen. Uns besuchen so viele Gäste wie die Nummer 2 und Nummer 3 zusammengenommen. Das Prachtgebäude von 1984 wäre nur beiger Betongigant mit 195.000 Kubikmetern Fläche. Zum Leben, zum Leuchten und zum Strahlen bringt es sein wunderbares multiethisches Ensemble. Es ist so einzigartig wie dieses Haus.“

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