Liederabend mit Bariton Liviu Holender im Holzfoyer der Oper Frankfurt

Liviu Holender (© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de)
kulturfreak Bewertung: 4 von 5

An der Oper Frankfurt konnte man den Bariton Liviu Holender bislang in vielen sehr unterschiedlichen Rollen erleben. Bis vor Kurzem als Hans in Zemlinskys Der Traumgörge. Seit der Spielzeit 2019/20 zählt der in Wien geborene und groß gewordene Sänger zum Ensemble.

Nun stellte er sich dem Frankfurter Publikum in der Reihe „Lieder im Holzfoyer“ als Liedsänger vor. Bei dem einstündigen Abend wurde er von dem Dirigenten und Pianisten Lukas Rommelspacher begleitet. Sämtliche Lieder trug Holender frei vor. Sehr schön auch, dass er zwischen den Liedblöcken Worte an das Publikum richtete.

Liviu Holender hatte für diesen Abend ein ganz besonderes Programm ausgewählt, fern von bekannten oder gar populistischen Liedern: Werke von Gustav Mahler, Franz Schreker, Alexander Zemlinsky, Erich Wolfgang Korngold und Arnold Schönberg. Allesamt jüdische Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts. So erinnerte dieser Liederabend an die verlorengegangene Kultur der von den Nationalsozialisten als Vertreter „entarteter Musik“ verbotener und verbannter Künstler.

Den sehr unterschiedlichen Raritäten ist eine melancholische Grundstimmung gemein. Selbst das den erwachenden Morgen begrüßende „Stimmen des Tages“ von Franz Schrecker, ist davon nicht ausgenommen. Liviu Holender interpretierte jedes Lied sehr individuell und mit den verschiedensten Klangfarben. Seine warm grundierte Baritonstimme kam dabei glänzend zur Geltung. Ganz besonders bei Alexander Zemlinskys „Mit Trommeln und Pfeifen“.

Eine kleine Auswahl an Soldatenliedern aus Gustav Mahlers Des Knaben Wunderhorn stellte den bekanntesten Teil des Programms dar. Diese heroisieren nicht das Soldatendasein. Gerade in „Der Schildwache Nachtlied“ wird die Soldatenromantik eher desillusioniert. Nach dem bewegten „Rheinlegendchen“ und dem ernüchternden „Das irdische Leben“ schloss das schaurige Tongemälde „Revelge“ den Mahler-Schwerpunkt.

Bei Erich Wolfgang Korngolds „Mond, so gehst du wieder auf“ aus Lieder des Abschieds zeigte sich Holender nicht ganz so souverän wie bei den anderen Liedern. Dafür bot er bei den zum Ende anstehenden Liedern „Dank“ und „Abschied“ von Arnold Schönberg sein Können. Es sind zwei besonders anspruchsvolle Lieder, die Schönberg seinem Freund und Lehrer Alexander Zemlinsky gewidmet hatte.

Insbesondere bei diesen beiden Lieder, die weit über ein übliches Klavierlied hinausgehen, konnte sich Lukas Rommelspacher am Klavier groß einbringen.

Als Zugabe für den intensiven Beifall gab es das Lied „Was du mir bist“ von Erich Wolfgang Korngold (3 Lieder, op. 22, Nr. 1), das dieser seiner Mutter gewidmet hatte.

Markus Gründig, April 24

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