»Alles Liebe!: Eine queere Landoperette« ab 6. Dezember 26 in Wiesbaden

Staatstheater Wiesbaden ~ Großes Haus ~ © Sven-Helge Czichy Kolonnaden Foto: Sven-Helge Czichy
  • Operette als Musiktheater der Stunde: Uraufführung „Alles Liebe!“ erzählt von Diversität und Miteinander
  • Begleitendes Symposium „Glitzer, Gags und Gegenwart“ beschäftigt sich mit Bestand und Perspektiven der Operette im 21. Jahrhundert

Zu einem musikalischen Blick über den Tellerrand lädt das Hessische Staatstheater Wiesbaden am Samstag, 06. Dezember 2025 um 19.30 Uhr im Großen Haus mit der Uraufführung des Auftragswerks „Alles Liebe! Eine queere Landoperette“ von Misha Cvijović und Philipp Amelungsen. Das Stück ist Preisträgerwerk des mit 50.000 Euro dotierten Reinhold Otto Mayer Preises 2025, der in diesem Jahr in Kooperation mit dem Staatstheater Wiesbaden als Stückauftrag vergeben wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte des Staatstheaters wird an diesem Abend im Großen Haus das Musiktheater einer Komponistin uraufgeführt.

Regie führt die Berliner Operetten-Spezialistin Anna Weber, die nach ihrer Inszenierung von Jacques Offenbachs „Fantasio“ nach Wiesbaden zurückkehrt. Unter der musikalischen Leitung von Paul Taubitz trifft das Hessische Staatsorchester Wiesbaden auf das preisgekrönte Frankfurter Contrast Trio. Das Preisträger*innenteam aus Misha Cvijović (Komposition), Philipp Amelungsen (Libretto), Anna Weber (Regie), Stella Lennert (Bühne), Alexander Djurkov Hotter (Kostüme) und Thomas Helmut Heep (Choreografie) zeigt die Gesellschaft in ihrer Diversität und macht Menschen aus der LGBTQIA+-Community zu Held*innen auf der großen Bühne.

Misha Cvijović
Foto: Astrid Ackermann

„Alles Liebe!“ erzählt eine Geschichte der Gegensätze: zwischen konservativ und liberal, Land und Stadt, Rebellion und Angst und vom Spannungsverhältnis unterschiedlicher Lebensweisen. Eine kleine hessische Kommune möchte sich mit einer diversen Image-Kampagne Fördergelder sichern, doch die queeren Dorfbewohner*innen wehren sich gegen die Vereinnahmung. Und auch unter den übrigen Einwohner*innen regt sich Widerstand. Am Ende steht ein utopisches Morgen, das von einem vielfältigen Miteinander und produktivem Dialog geprägt ist, und der Appell: „Alles ist Liebe!“.

Teil des Ensembles ist die international gefeierte hessische Drag Queen Kelly Heelton, die in der Rolle der Lady Da Drill auf der Bühne steht.

Die Inszenierung erzählt die Geschichte ganz im Sinne des Genres mit der richtigen Portion Humor und Ironie. Gleichzeitig blickt sie hinter die Klischees der Dorfbewohner*innen, zeigt vielschichtige Charaktere einer realistischen Gesellschaft und öffnet sich damit in Richtung des Publikums.

Philipp Amelungsen
Foto: Justin Bach

Komponistin Misha Cvijović und Librettist Philipp Amelungsen unternehmen mit „Alles Liebe!“ eine zeitgenössische Annäherung an die Operette, indem sie das Genre aus heutiger Perspektive betrachten und zeitgemäß übersetzen. „In der Operette kommen alle, die unten sind, am Ende groß raus, und trotzdem kriegt jede*r sein*ihr Fett weg. Dieses Prinzip habe ich auf moderne Figuren übertragen. Diversität passt da super, weil es in der Operette oft darum geht, sich gegenseitig mit allen bunten Unterschieden liebzuhaben. Vielfalt hilft uns, als Gesellschaft stärker zu werden, anstatt uns spalten zu lassen.“ sagt Philipp Amelungsen.

Misha Cvijović hebt die vielfältigen musikalischen Einflüsse ihres Werks hervor: „Mich beschäftigte die Frage, wie eine wahrhaft zeitgenössische Operette klingen kann, die ihre Traditionen respektiert und doch mit leidenschaftlicher Dringlichkeit in unsere Gegenwart spricht. Aus queeren musikalischen Welten ebenso schöpfend wie aus der Wiener und Berliner Operette, im Zusammenspiel von orchestralem Glanz und urbanen elektroakustischen Sounds, habe ich nach neuen Klangwelten gesucht.“

Musikvideo zur Produktion: youtu.be

Symposium „Glitzer, Gags und Gegenwart: Operette für das 21. Jahrhundert“

Anlässlich der Uraufführung des Reinhold Otto Mayer-Preisträgerwerks “Alles Liebe! Eine queere Landoperette” veranstaltet das Staatstheater Wiesbaden am 5. – 6. Dezember 2025 das Symposium „Glitzer, Gags und Gegenwart: Operette für das 21. Jahrhundert“. Studierende, Fachpublikum und interessierte Theatergänger*innen sind dazu eingeladen, in einen Austausch über Gegenwart und Perspektiven des Genres treten.

Das Operetten-Lab am 05. Dezember um 15 Uhr richtet sich in Form eines Werkstattgesprächs speziell an Studierende und lädt zu einem offenen Austausch ein. Mit dabei ist das Alles-Liebe-Team, La Fleur und Kevin Clarke, einem der aktuell renommiertesten Forscher auf dem Gebiet der Operette.

Ein besonderes Highlight des Symposiums ist das Gastspiel des transnationalen Kollektivs La Fleur mit „Das Phantom der Operette“ am 05. Dezember um 20 Uhr in der Wartburg. Nach der gefeierten Uraufführung der Produktion beim steirischen herbst in Graz kommen Regisseurin Monika Gintersdorfer und die Performer*innen von „La Fleur“ nach Wiesbaden und eröffnen anhand der Biografie des österreichisch-jüdischen Komponisten Emmerich Kálmáns eine postkoloniale Perspektive auf die Wiener Operette.

Der zweite Tag des Symposiums beginnt mit einer Keynote von Prof. Dr. Stefanie Acquavella-Rauch (Universität Mainz) mit dem Titel „Operette als Spiegel und Störung – Eine historische Annäherung“.

Im Anschluss findet eine von Nick-Martin Sternitzke moderierte Panel-Diskussion mit Philipp Amelungsen (Librettist „Alles Liebe!”), Sarah Taylor Ellis (Komponistin), Monika Gintersdorfer (Regisseurin / La Fleur) und Ulrich Lenz (Intendant Oper Graz) statt.

Im Vorfeld der Premiere findet am 6. Dezember im Foyer die feierliche Verleihung des Reinhold Otto Mayer Preises 2025 statt. Dr. Uta Daur, Geschäftsführerin der Stuttgarter Reinhold Otto Mayer Stiftung, überreicht den Preis an das Team von „Alles Liebe!“. Die Laudatio hält Egbert Tholl (Süddeutsche Zeitung), Mitglied der Jury für den Reinhold Otto Mayer Preis.

Der Reinhold Otto Mayer Preis wurde 2020 ins Leben gerufen und wird seitdem alle zwei Jahre für ein herausragendes Werk im Bereich der performativen Künste vergeben. Ziel ist es, neue deutschsprachige Werke in diesen Bereichen zu fördern und zu initiieren. Die Reinhold Otto Mayer Stiftung arbeitet für jede Preisvergabe mit einem jeweils neuen Kooperationspartner zusammen, mit dem sie die Ausschreibung und Preisverleihung gestaltet und das Preisträgerstück zur Uraufführung bringt.

„Alles Liebe“ wurde aus 42 Einsendungen von der Jury, bestehend aus Martin G. Berger (Regisseur), Gordon Kampe (Komponist), Katharine Mehrling (Schauspielerin und Sängerin), Dorothea Hartmann (Intendantin Hessisches Staatstheater Wiesbaden), Egbert Tholl (Süddeutsche Zeitung) und Dr. Uta Daur (Reinhold Otto Mayer Stiftung), ausgewählt.


Alles Liebe! Eine queere Landoperette

Von: Misha Cvijović und Philipp Amelungsen
Preisträgerwerk des Reinhold Otto Mayer Preises 2025
Auftragswerk des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Mit zusätzlichen Texten von Jo Stiewen und Arrangements von Michael Ellis Ingram
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere / Uraufführung: Samstag, 6. Dezember 25 (Großes Haus)

Musikalische Leitung: Paul Taubitz
Inszenierung: Anna Weber
Bühne: Stella Lennert
Kostüme: Alexander Djurkov Hotter
Choreografie: Thomas Helmut Heep
Chor: Aymeric Catalano
Licht: Marcel Hahn
Dramaturgie: Balthazar Bender
Vermittlung: Oliver Riedmüller

Besetzung:

Bürgermeisterin Carola Weissgut: Silvia Hauer
Verwaltungsleiter Friedrich Hemmschuh: Fabian-Jakob Balkhausen
Luca Weissgut: Danai Simantiri
John: Jonathan Macker
Cosimo: Joshua Sanders
Ilona: Sharon Kempton
Christine: Fleuranne Brockway
Freiherr Thor ins Anders: Sascha Zarrabi
Lady Da Drill: Kelly Heelton
Elektro-Trio:
„Contrast Trio“: Tim Roth/Martin Standke/Yuriy Sych

Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Tanzstatisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden


Weitere Termine: Fr 12.12.25, 19.30 Uhr / Sa 10.01.26, 19.30 Uhr / So 25.01.26, 18.00 Uhr / Do 29.01.26, 19.30 Uhr / Mi 18.02.26, 19.30 Uhr

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