Tanzfestival Rhein-Main 2025 endete mit Besucher*innenrekord

Rave Lucid (Foto: Jonathan Godson)

Am gestrigen Sonntag endete die 10. Ausgabe des Tanzfestival Rhein-Main. Insgesamt 13.724 Besucher*innen kamen in 18 Festivaltagen an den 9 Spielstätten in Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Wiesbaden zusammen – so viele wie noch nie seit Bestehen des Festivals. Damit wächst das Festival um knapp 48% im Vergleich zum Vorjahr. Mit 26 Bühnenstücken und Filmen sowie Formaten wie Workshops, Meet-the-Artists und Partys zeigte das Festival vom einmal mehr die große Bandbreite dessen, was Tanz heute sein kann.

Jubiläumsausgabe „Now or Never“

Die 10. Ausgabe stand unter dem Motto Now or Never. Risiko- und Grenzerfahrungen, die Suche nach alternativen Gegenwarts- und Zukunftsentwürfen angesichts multipler weltweiter Krisen, historische Kipppunkte, oder Themen wie Erinnerung und Verantwortung im Spannungsfeld von Individuen und Gesellschaft standen im Zentrum vieler Festivalstücke. Der Fokus fand in hoher Publikumsresonanz und intensiven Gesprächen nach den Vorstellungen seinen Widerhall.

Spotlight Rachid Ouramdane & Höhepunkte

Das Jubiläumsmotto zeigte sich ganz konkret auf der Bühne und im Zusammenspiel mit dem Publikum: Radikal persönliche Zeugnisse zu Krieg, Erinnerung und Schuld in What Is War (Wen Hui & Eiko Otake); zum Verhältnis von Stimme und Individualität aus Tauber Perspektive in The Voice (Rita Mazza); von der Dynamik der Masse in Corps de Walk (Sharon Eyal /Hessisches Staatsballett); kollektive Energie in Rave Lucid (Company Mazelfreten); von der Unausweichlichkeit des Endes in AFTER ALL (Solène Weihnachter); von der Unmöglichkeit des (Neu)Anfangs in Rinse (Amrita Hepi mit Mish Grigor); von Zweck und Unsinn in Gugus! (Rebacca Weingartner) oder vom (sich) einfach mal feiern wie in Glitz (Sebastian Weber Dance Company).

Als Spotlight-Künstler prägte Rachid Ouramdane das Programm mit drei Arbeiten, darunter den Festivalauftakt Corps extrêmes im Staatstheater Darmstadt, bei der waghalsige Akrobatik und Präzisionsarbeit an Kletterwand und Highline zur Metapher für die gesellschaftliche Kraft gegenseitiger Unterstützung wurde. Das Publikum feierte das Stück mit Standing Ovation.

Tanztag Rhein-Main und Festivalabschluss

Zum Finale gehörte die Bühne dem Publikum. Der Tanztag Rhein-Main verwandelte am Samstag die Region in eine gigantische Tanzfläche und öffnete Türen in Tanzschulen, Theatern und Studios mit über 120 Schnupperkursen – ein niedrigschwelliges Angebot, das Jahr für Jahr viele neue Besucher*innen ans Festival bindet. Den Abschluss bildete das große Tanzfest im Künstler*innenhaus Mousonturm. Zeitgleich wurde im ausverkauften Großen Haus im Staatstheater Darmstadt die Darmstadt-Premiere von Corps de Walk (Sharon Eyal / Hessisches Staatstballett) gefeiert. Am Sonntag bildeten BONES (Claude Jansen / Fabrice Mazliah) und CAÇADA! (Idylla Silmarovi / Ka’adela Platform) im Frankfurt LAB den Abschluss des Festivals.


Stimmen zum Festival

Dr. Susanne Völker, Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Vom Jubiläumsmotto ‚Now or Never‘ ging ein starker zukunftsgewandter Impuls aus. Internationale Choreograph*innen und Tänzer*innen aus zahlreichen künstlerischen Kontexten haben dem Festival seine Vielstimmigkeit und seinen Perspektivenreichtum verliehen. Wichtige inhaltliche und ästhetische Positionen des Zeitgenössischen waren eine kraftvolle Einladung an das Publikum, ebenso wie an das internationale Tanznetzwerk, sich zu verbinden und weiterzuentwickeln. Dafür gilt der Künstlerischen Leitung ebenso wie allen Mitwirkenden, die zum Gelingen den Festivals beigetragen haben, herzlicher Dank.“

Anna Wagner, Ko-Kuratorin des Festivals und Ko-Intendantin des Künstler*innenhaus Mousonturm:

Nach zehn Jahren freut mich vor allem: volle Häuser in allen Städten und ein durchmischtes Publikum mit echter Begeisterung für Tanz in all seinen Spielarten – genau das, was wir mit dem Festival erreichen wollen. In den vielenGesprächen nach den Vorstellungen habe ich erlebt, wie persönliche Erfahrungen sich mit den in den Stücken aufgeworfenen Themen verbinden. Gerade in unsicheren, krisengeschüttelten Zeiten kann Tanz Handlungsräume öffnen – auf der Bühne, in der Stadt und in unseren Köpfen. Diese Jubiläumsausgabe hat erneut gezeigt, wie das Festival über Stadt- und Institutionsgrenzen hinweg wirken kann: als Programm, als Netzwerk und als Einladung, Tanz (neu) zu entdecken.“

Bruno Heynederickx, Ko-Kurator des Festivals und Ballettdirektor, Hessisches Staatsballett

Ich blicke voller Dank auf zweieinhalb außergewöhnliche Festivalwochen – ein Erfolg ganz maßgeblich durch unser Team, die kreative Energie der Künstler*innen und das große Interesse unseres Publikums. Unter dem Motto ‚Now or Never‘ haben die Produktionen nicht nur unsere Gegenwart gespiegelt, sondern zum Handeln aufgerufen: von der physischen Intensität in Corps extrêmes über den persönlichen Blick auf Krieg in What Is War bis zur tiefgründigen Auseinandersetzung mit Endlichkeit in AFTER ALL. Dieses Anliegen konnten wir gemeinsam wirkungsvoll vermitteln. Mit Blick auf die begeisterte Resonanz freue ich mich bereits jetzt sehr auf die nächste Edition des Tanzfestival Rhein Main.“


Ermöglicht wird das Tanzfestival Rhein-Main durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Es wird zudem gefördert vom Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, der Aventis Foundation und der Dr. Marschner Stiftung. Gesponsert von der Energieverorgung Offenbach (EVO).

tanzfestivalrheinmain.de