37. Belcanto Opera Festival ROSSINI IN WILDBAD

23. Juli – 2. August 2026

Das 37. Belcanto Opera Festival ROSSINI in Wildbad findet vom 23 .Juli bis zum 2. August 2026 und mithin eine Woche später statt als üblich. Eine schöne Neuigkeit ist, dass der prachtvolle Große Kursaal im Kurhaus wieder bespielt werden kann. Parallel werden Opern auch im Königlichen Kurtheater gezeigt. Somit stehen dem Festival zwei außerordentlich schöne und akustisch vorzügliche Spielstätten zur Verfügung. Geblieben ist ein reiches Programm mit sage und schreibe fünf Opern sowie etlichen Erstaufführungen.

Im Zentrum des Programms im Großen Kursaal steht  die szenische Aufführung von Rossinis semiseria La gazza ladra – Die diebische Elster in der völlig unbekannten Fassung für Neapel 1819/20. Dirigent ist José Miguel Pérez Sierra, die Neuinszenierung ist von Festivalleiter Jochen Schönleber. Die Aufführung wird für Operavision aufgezeichnet.

Es folgt konzertant Sémiramis von Carafa/Rossini, die französische Fassung der Semiramide, 1860 für ein Gastpiel der legendären Marchisio-Schwestern an der Opéra von Paris bearbeitet. In Wildbad singen Diana Haller und Marina Viotti die Hauptpartien (26.7.) Die dritte Produktion im Großen Kursaal ist Marina von Arrieta, wiederum unter der Leitung von José Miguel Pérez Sierra. Damit wird erstmals in Bad Wildbad eine Zarzuela in Top-Besetzung präsentiert (31.7.)

Im Königlichen Kurtheater wird die bereits früher erfolgreich für eine NAXOS DVD verfilmte Produktion L’occasione fa il ladroGelegenheit macht Diebe über einen Erzgauner und seine alternativen Fakten mit einer jungen Besetzung neu einstudiert. Dirigent ist wieder Musikdirektor Antonino. Fogliani (24., 28., 29. 31.7. u. 2.8.) Darüber hinaus wird erstmals eine der bezaubernden Salonopern von Weckerlin für das Paris der 1850er Jahre, Le mariage en poste – Die Heirat auf der Durchreise als moderne Erstaufführung gezeigt (22.,26.7. u. 1.8.)

Ein Waldkonzert mit unbekannten Stücken von Rossini u.a. für Blaskapelle und Waldhörner sowie Chor eröffnet das Festival am 23. Juli stimmungsvoll auf dem Sommerberg in unvergleichlicher Umgebung und mit eindrucksvollem Klang.

Die Besetzungen werden ab dem 20. Dezember laufend  auf der Homepage des Festivals aktualisiert rossini-in-wildbad.de

Le mariage en poste – Heirat auf der Durchreise

Moderne Erstaufführung(en)! Weckerlin, ein elsässischer Komponist, feierte im Paris der 1850er-Jahre große Erfolge mit seinen kleinen Opern, die teilweise auch in den Soiréen seines Freundes Rossini uraufgeführt wurden. Eine junge Frau soll an einen Unbekannten verheiratet werden und weigert sich. Auf der Durchreise trifft sie den Bräutigam, der aber zu ihrer Prüfung eine andere Identität vortäuscht. Die Braut durchschaut das Spiel, lässt sich aber nichts anmerken. Der Brautvater hält den Fremden für einen Kriminellen und will ihn festnehmen lassen, doch am Schluss müssen alle sich offenbaren: Die beiden jungen Leute haben sich wirklich verliebt, der Brautvater kann die Behörden noch aufhalten. Happy End! Dazu wird eine Szene gespielt, die im Salon Rossinis angesiedelt ist, mit modernen Erstaufführungen von Rossini-Stücken, Couplets und Liedern.

La gazza ladra – Die diebische Elster (Mailand 1817 / Neapel 1819 u. 1820)

Unmittelbar nach La Cenerentola schrieb Rossini diese Oper. Sie gehört dem eigenartigen Genre der semiseria an, wobei die Färbung in der Gazza teilweise äußerst düster ist und das glückliche Ende abrupt und damit sehr wirkungsvoll eintritt.

Die unglückliche Ninetta wird wegen des vermeintlichen Diebstahls eines Löffels (!) rasch zum Tode verurteilt. Und das ist nicht etwa Opernkitsch, sondern entspricht der juristischen Realität der Handlungszeit. Für eine mittellose Hausangestellte und ihren Vater, der sich beim Militär verdingen musste, konnten auch kleine Fehler tödlich sein und so scheint es bis zur allerletzten Szene, als würde eine Restfamilie abrupt ausgerottet, wogegen hier auch die Wohlmeinenden machtlos sind.

Die erschütternde Barbarei des „Rechts“, das vom Podestà als Amtsträger zur sexuellen Belästigung missbraucht wird, stellt die Handlung klar heraus. Die Musik für diese Oper komponierte Rossini komplett neu. Berühmt ist die Ouvertüre mit den Trommelwirbeln. Gespielt wird die weitgehend unbekannte neapolitanische Fassung mit gleich drei Alternativarien. Die Neuinszenierung von Festivalleiter Jochen Schönleber dirigiert José Miguel Pérez-Sierra.

Sémiramis

In der Spielzeit 1860 bot das Engagement der berühmten Marchisio-Schwester die Gelegenheit, Rossinis Semiramide für die Opéra einzurichten. Rossini überließ diese Bearbeitung weitgehend seinem Busenfreund Michele Carafa, der die Prosodie der französischen Übersetzung von Méry anpasste, die Oper ganz auf die Dreiecksbeziehung Sémiramis-Arsace-Assur ausrichtete und sie mit einer großen, eigens komponierten Ballettmusik versah, wie es das Genre der Grand Opéra verlangte.

Rossini sagte nach der erfolgreichen Premiere zu seinen Belcanto-Sängerinnen „Ihr habt einen Toten zu neuem Leben erweckt!“. Die moderne konzertante Erstaufführung dieser Fassung in der Ausgabe von Gianmarco Rossi bildet den Anfang der neuen Serie „Rossini et le Belcanto en français“, die von der Baden-Württemberg Stiftung großzügig unterstützt wird. Die Hauptpartien singen Diana Haller und Marina Viotti.

Marina – Zarzuela

Die Zarzuela ist eine volkstümliche Art von Oper oder Operette in spanischer Sprache, zumeist mit vielen Chören und tänzerischen Rhythmen. Derzeit ist sie in aller Munde und wird international immer beliebter. Das liegt nicht zuletzt an unserem ständigen Dirigenten José Miguel Pérez-Sierra, der letztes Jahr mit eben dieser Oper seinen Einstand als neuer musikalischer Leiter des Teatro de la Zarzuela in Madrid gab.

Er hatte dafür eine fantastische Besetzung, in der u. a. Pietro Spagnoli und Celso Albelo mitwirkten. Zwischenzeitlich hat José Miguel mit Christoph Loy, einem der wichtigsten Opernregisseure Europas, eine Allianz geschlossen und führt Zarzuelas nicht nur in Krakau, sondern auch in Basel, im Theater an der Wien, in Berlin und in den USA auf.

Zarzuela ist en vogue! Bad Wildbad bietet sich dafür an, dieses Werk aufzunehmen, und so kommt es bei dieser einmaligen Aufführung zu einer Spitzenbesetzung. Marina von Emilio Arrieta wurde erstmals 1855 als zweiaktige Zarzuela in Madrid aufgeführt und 1871 zu einer dreiaktigen Oper umgearbeitet. Zusammen mit ¡Rossini olé! ist dies ein erfrischend temperamentvoller spanischer Schwerpunkt im Programm.

¡Rossini olé!

Rossini hatte einen starken Bezug zu Spanien, nicht zuletzt durch seine spanische Ehefrau Isabella Colbran und Manuel García, den Tenor und Komponistenkollegen, aber auch durch seinen Bankier Alejandro Aguado. Dieses Programm lehnt sich im Kern an eine interessante Auswahl von Rossini-Stücken aus den Alterssünden an, die 2007 vorgestellt wurden. Der charmanter Conférencier Reto Müller führt durch das Programm.

Rossini & Co

Seit vielen Jahren sind die Abschlusskonzerte der Meisterklassen der Akademie BelCanto ein Highlight für das Publikum. Kein Wunder: Zahlreiche später berühmt gewordene SängerInnen konnte man dort schon erleben. In diesem Jahr unterrichten wieder Filippo Morace und Raúl Giménez die Stipendiaten und die weiteren Teilnehmer. Beim zweiten Konzert wird wie stets der International BelCanto Prize verliehen. Da dieses Konzert als Schlusskonzert des Festivals und erst nachmittags, also nach der Oper, stattfindet, wird für die Pause dazwischen wieder ein Buffett organisiert. Die Idee kam 2025 sehr gut an. Alle Kartenbesteller erhalten hierzu eine Information und können sich einbuchen.

Die Festspiele danken dem Freundeskreis ROSSINI IN WILDBAD für die Finanzierung der Lotte-Bräuer-Stipendien 2026. Für das Inge-Borkh-Stipendium 2026 werden nach fünf Jahren neue edle Spender gesucht, sonst wird es leider eingestellt. Allen Unterstützern und dem Freundeskreis Rossini in Wildbad e. V. gilt der Dank.

Serenade

Mit etwas zeitlichem Abstand zur dritten Occasione-Aufführung im Kurtheater findet eine kleine Serenade auf dem Kurplatz statt. Gesungen wird von Teilnehmern der Akademie BelCanto vom Balkon des Hotels Rossini. Freier Eintritt. Spenden für die Arbeit der Akademie BelCanto sind sehr willkommen.

Streaming auf Operavision.eu und youtube

Operavision.eu bietet derzeit nicht nur die insbesondere für ihre musikalische Qualität gefeierte Aufzeichnung von La Cenerentola aus dem Königlichen Kurtheater 2025, sondern auch andere Verfilmungen, die mit „Wildbader“ Solisten prunken:

Les Contes d’Hoffmann von Jacques Offenbach aus Zürich werden von Musikdirektor Antonino Fogliani dirigiert.

Hamlet von Ambroise Thomas aus dem Teatro Regio Torino kommt mit Sara Blanch in der Hauptrolle der Ophelia.

Eine Aufzeichnung von La gazza ladra für Operavion 2026 ist in Planung.

Am schönsten ist Oper live im Theater und deshalb spielt Rossini in Wildbad in 2026 fünf Titel, davon drei Raritäten und eine gänzlich unbekannte Variante von La gazza ladra.

rossini-in-wildbad.de