Glanzvoller Festakt zum 125. Jubiläum des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden

Hessisches Staatstheater Wiesbaden ~ Zuschauerraum Großes Haus ~ Foto: Rafael Neff

Prachtvoll steht es seit nunmehr 125 Jahren an der Nordseite der Parkanlage Warmer Damm im Zentrum der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden: das Hessische Staatstheater Wiesbaden. Der repräsentative, von den Wiesbadenern Bürgern finanzierte Neubau wurde am 16. Oktober 1894, als Nachfolge für das zu klein gewordene herzogliche Hoftheater, von Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich als nunmehr „Königlich Preußisches Hoftheater“ eröffnet. Seitdem sorgt es für beste Unterhaltung in Wiesbaden und strahlt weit darüber hinaus. Die Internationalen Maifestspiele starteten übrigens schon zwei Jahre später, 1896, während das Prachtfoyer erst im Jahre 1902 eröffnet wurde.

Intendant des 5-Sparten Hauses (Oper, Schauspiel, Konzert, Ballett und Junges Staatstheater) ist seit August 2014 der Schauspieler und Regisseur Uwe Eric Laufenberg. Wie er in seiner Eröffnungsrede zum Jubiläumsfestakt verriet, war er im Mai 1984 erstmals als Gast im Großen Haus (damals für eine Carmen-Inszenierung, die er vom 3. Rang aus verfolgte). Heute steht er rund 600 Beschäftigten aus 40 Nationen vor, denen er ganz besonders dankte. Das Haus bietet in jeder Spielzeit rund 50 Produktionen und 30 Premieren, die von gut 300.000 Zuschauern aufgesucht werden.


Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Foyer Großes Haus
Foto: Sven-Helge Czichy

Eröffnet wurde der Programmteil des Abends vom Hessischen Staatsorchester Wiesbaden unter der Leitung seines GMD Patrick Lange, der mit großem Elan das Vorspiel zum 1. Akt aus Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg spielen ließ. Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, überbrachte nicht nur Grüße vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, Asar betonte auch, „dass das Staatstheater über die Grenzen unseres Landes einen hervorragenden Ruf genießt, was der Verdienst vieler engagierter Menschen, die mit Herzblut, Leidenschaft und Überzeugung den Fortbestand des Theaters gesichert haben und auch heute noch sichern, sei. Dazu gehöre, Bestehendes zu erhalten und die Tradition zu wahren, aber auch immer wieder Neues zu wagen… Heute ist das Staatstheater Wiesbaden mehr denn je ein freier Ort der Kunst, ein Ort der Gemeinschaft und des Diskurses… Es ist ein Theater für die Stadt und für Hessen. Das Theater setzt sich mit den drängenden Fragen unserer Gegenwart auseinander und versucht gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern, mit Besucherinnen und Besuchern Antworten darauf zu finden“.
Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, schloss sich der Rede Ayse Asars an und stellte zusätzlich die Frage, wie viel Theater man sich leisten wolle. Aus Anlass des 125-jährigen Bestehens verlieh er dem Staatstheater Wiesbaden die Stadtplakette in Gold (und mit einem Zirkoniastein), die Uwe Eric Laufenberg und der geschäftsführende Direktor Bernd Fülle entgegennahmen.

Nachdem Laufenberg angemerkt hatte, regelmäßig in der Musiktheater- und Schauspiel-Sparte tätig zu sein, bisher aber noch nie beim Tanz, kündigte Ballettdirektor & Chefchoreograf Tim Plegge an, zu überlegen, wie er ihn bei einer der nächsten Produktionen in seinem Team integrieren kann. Zusammen mit den TänzerInnen des Hessischen Staatsballett präsentierte er drei Tage vor der Premiere als exklusive Sneak-Preview drei Ausschnitte aus „Der Nussknacker“ (Ausführliches hierzu nach der Premiere).

Im zweiten Teil des Jubiläumsfestakts zeigte das Schauspiel drei Szenen aus der viel beachteten Romandramatisierung von Daniel Kehlmanns Tyll in der Inszenierung von Tilo Nest. Zuvor dankte Laufenberg allen Partnern und Förderern und teilte dankbar mit, dass die Gesellschaft der Theaterfreunde Wiesbaden e. V. € 12.500 für eine neue Rampenbeleuchtung der Bühne im Großen Haus gespendet haben.

Esther Slevogt, Redakteurin und Geschäftsführerin von nachtkritik.de, konnte für den Festvortrag gewonnen werden. Das hoch oben an der Fassade des Staatstheater Wiesbaden angebrachte Zitat „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, Bewahret sie!“ aus Schillers großem Gedicht Die Künstler nutzte sie für einen facettenreichen Rückblick. Sie verwies u. a. auf die liberale Botschaft des Theaters. In Bezug auf die aktuelle Macht des Theaters als Stimmungsmacher für einen gesellschaftlichen Wertediskurs ist sie ob der zunehmenden Einflussnahme digitaler Medien und Meinungsmacher, wie Facebook oder Twitter, skeptisch. Umso mehr seien die Theater gefordert, Kräfte zu bündeln und Antworten auf die heutigen Probleme in der Gesellschaft zu finden.

Zum Abschluss der rund dreistündigen Festveranstaltung spielte das Hessische Staatsorchester Wiesbaden die Ouvertüre aus Georges Bizets Carmen. Beim vierten Akt aus dieser Oper, die in der Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg im September 19 Premiere feierte, zeigten sich zum Schluss nicht nur Solisten, sondern auch der Chor, Extrachor und Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und die Jugendkantorei der Ev. Singakademie Wiesbaden.

Im Anschluss an den offiziellen Teil erwartete die Zuschauer eine große Geburtstagstorte (mit einer Nachbildung des Bühnenportals, inklusive kommentierender Statler und Waldorf aus der Muppets-Show).

In Kooperation mit dem Hessischen Landesarchiv /Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden wurde an diesem Tag zudem im Foyer des 1. Rangs eine Wechselausstellung über die Geschichte des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden eröffnet. Sie wird die ganze Spielzeit 2019/20 über zu den Vorstellungen geöffnet sein. Zu sehen sind dabei nicht nur die ersten Entwürfe der Architekten Ferdinand Fellner d. J. und Hermann Helmer, sondern auch die nicht zum Zuge gekommenen Entwürfe ihrer Kollegen Manfred Semper und Georg Frentzen. Dazu gibt es viele historische Bilder, die lange Zeit in Kartons lagerten und nun fachgerecht aufbereitet wurden und erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Dazu findet sich eine Übersicht über die Planung der Ausschreibung für den Theaterbetrieb und zum verheerenden Brand vom 18. März 1923.

Pünktlich zum Jubiläum ist auch eine Jubiläumsbroschüre („Sehenswertes Theater“) mit vielen großformatigen Fotos und Detailinformationen erschienen, die ab sofort im Staatstheater Wiesbaden erhältlich ist (€ 9,50).

Unter #HSW125-Glückwünsche gibt es schließlich auf YouTube eine Playlist mit 25 kurzen Grußbotschaften zum 125 Jubiläum. https://youtu.be/OxRvkhDgjbo . Fotos der Gala finden sich auf der Facebook-Seite des Staatstheater Wiesbaden (de-de.facebook.com/Staatstheater.Wiesbaden , Post vom 17.10.19).

Markus Gründig, Oktober 19