Andreas Bauer Kanabas erhält Rheingold-Preis des Richard-Wagner-Verbands Frankfurt

Andreas Bauer Kanabas (© Roberto Kressner)

Andreas Bauer Kanabas, Bassist im Ensemble der Oper Frankfurt, erhält den Rheingold-Preis des Richard-Wagner-Verbands (RWV) Frankfurt. Die undotierte Auszeichnung, mit der eine Ehrenmitgliedschaft im etwas anderen Fanclub der Frankfurter Wagner-Freunde verbunden ist, wird dem Sänger am 13. Juni 2025 im Rahmen des Jubiläumskonzerts 115 Jahre RWV Frankfurt in der Pop-up-Spielstätte der Oper Frankfurt, Neue Kaiser, verliehen.

Der RWV Frankfurt würdigt so „seinen Maßstäbe setzenden Wagner- und Verdi-Gesang sowie seine gestaltungsmächtige und tiefsinnige Interpretation in Oper und Lied“. Die Laudatio auf den Preisträger hält die Musik- und Literaturwissenschaftlerin Dr. Ulrike Kienzle.

Jubelnder und langanhaltender Applaus für Andreas Bauer Kanabas bei der Frankfurter Parsifal-Premiere am 18. Mai. So einen fantastischen Gurnemanz hat man lange nicht mehr gehört, da waren sich Publikum und Presse einig. Mit seiner musikalisch packenden und textverständlichen Gestaltung der komplexen Erzählungen im ersten Akt, mit der wunderbar weichen, frei und fließend strömenden Melodiosität im Karfreitagszauber des dritten Aktes wird er zur Hauptfigur des Abends. Jeder Ton und jedes Wort sind klug durchdacht und sinnlich gestaltet, als habe er die Partie gerade eben selbst erfunden. Und das mit einer Stimme, die in allen Lagen klangschön, souverän und kraftvoll strömt.

Seit 2013 ist Andreas Bauer Kanabas Ensemblemitglied der Frankfurter Oper. Zielstrebig hat sich der Bassist die großen Wagner-Partien erarbeitet. Großartig sein expressiver und spannungsreicher König Marke im zweiten Akt Tristan (über seinem bezwingenden Auftritt vergisst man fast das Liebespaar), beeindruckend der differenziert zwischen Herrschaft und Mitgefühl changierende Landgraf Hermann im Tannhäuser, dazu ein sonorer König Heinrich im Lohengrin und ein profunder Veith Pogner in den Meistersingern. Da werden Maßstäbe des Wagner-Gesangs gesetzt.

Außerdem ist der in Jena aufgewachsene Sänger mit böhmischen Wurzeln, der ursprünglich Tonmeister werden wollte, auch ein begnadeter Verdi-Interpret. Unerschrocken setzt er sich für Neues und Unbekanntes ein, singt in acht Sprachen und bezwingt durch Gestaltungskraft, Musikalität und Bühnenpräsenz. Sogar „toxische Männlichkeit“, wie sie ihm zuletzt in einer Kritik zu Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk zugeschrieben wurde, kann er auf der Bühne versprühen – im wirklichen Leben ist Andreas Bauer Kanabas das genaue Gegenteil: eine überaus warmherzige und weltoffene Persönlichkeit.

Seine erste Lied-CD mit Schuberts Schwanengesang zeigt, wie flexibel und bewegend diese Lieder in der tiefen Lage gestaltet werden können. Höchste Zeit also, diesen Ausnahmesänger für seine Verdienste um den Wagner-Gesang auszuzeichnen.


Bisherige Rheingold-Preisträger des RWV Frankfurt sind:

Sebastian Weigle (Verleihung 2010; Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt 2008-2023), Terje Stensvold (Verleihung 2014; Bariton) und Johannes Martin Kränzle (Verleihung 2019; Bariton).


Der Richard-Wagner-Verband Frankfurt am Main e.V. ist Mitglied im Richard-Wagner-Verband International e.V.


Das bereits ausverkaufte Jubiläumskonzert am Freitag, 13. Juni 2025, in der Neuen Kaiser, Kaiserstr. 30, beginnt um 19:15 Uhr (Saal-Einlass ab 18.30 Uhr). Der facettenreiche musikalische Teil wird von Mitgliedern des Opernstudios und des Ensembles der Oper Frankfurt gestaltet.


Richard-Wagner-Verband (RWV) Frankfurt am Main e.V. – der etwas andere Fanclub

Richard Wagner hat in Frankfurt zwar keine großen Ringe geschmiedet, aber er hat am 12. September 1862 hier seinen Lohengrin erstmals selbst dirigiert. Seine Idee bürgerlicher Festspiele, die seinen Anhängern bei freiem Eintritt den Besuch Bayreuths ermöglichen sollte, führte am 26. November 1910 zur Gründung des ersten Frankfurter Ortsverbandes der Wagner-Freunde. Aktuell organisieren sich weltweit rund 18.000 Wagner-Fans in 126 Vereinen.

Der RWV Frankfurt versteht sich nicht als Gralshüter eines überkommenen Wagnerverständnisses. Ganz im Gegenteil: Seine aktuell 230 Mitglieder schätzen es, sich konstruktiv mit progressiven wie konventionellen Interpretationen im Musiktheater auseinander zu setzen. Der RWV Frankfurt vereint profunde Kenner der Musikwelt ebenso wie Musikfreunde, die bisher wenig Erfahrung mit Wagner oder dem Genre Oper überhaupt haben.

Die Frankfurter Wagner-Freunde vergeben jährlich bis zu 11 Stipendien der Richard-Wagner-Stipendienstiftung Bayreuth und sind derzeit der förderstärkste Wagner-Verband weltweit. Sie ermöglichen jungen Bühnenschaffenden, Musikpädagogen und Musikwissenschaftlern zwischen 18 und 35 Jahren aus der Region u.a. den kostenfreien Besuch der Bayreuther Festspiele. Bei der Nominierung der Talente kooperiert der Verein seit 1981 mit dem Dr. Hoch’s Konservatorium, seit 2010 mit der Oper Frankfurt sowie seit 2013 mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK).

Seit 2018 fördert der RWV Frankfurt musikwissenschaftliche Arbeiten, die einen inhaltlichen Kontext zu Richard Wagner aufweisen, mit einem Publikationsstipendium. Auf diese Weise werden die Kosten einer Drucklegung von Dissertationen getragen und das bietet dem Verein die Möglichkeit, eine eigene Schriftenreihe zur Musikforschung aufzulegen, die Frankfurter Wagner-Kontexte. Die Reihe erscheint im Tectum Verlag (Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden). Bisher wurden vier Bände veröffentlicht; Band 5 soll Ende 2025 herauskommen. Zudem übernimmt der RWV Frankfurt seit 2022 regelmäßig die Patenschaft für ein Deutschlandstipendium der HfMDK Frankfurt.

rwv-ffm.de / oper-frankfurt.de