Chamäleon Berlin ein großes Fest des Zeitgenössischen Zirkus

Raum 305 (Deutschland) »hier sowie dort« (Premiere). Foto: André Wirsig

Neun Kompanien, vier Wochen, 23 Aufführungen: Mit Play 2026 feiert das Chamäleon Berlin ein großes Fest des Zeitgenössischen Zirkus.

Die Spiele gehen weiter: Mit der dritten Ausgabe der Gastspielreihe Play lädt das Chamäleon Berlin ab dem 22. Januar 2026 erneut zur Exkursion durch die Welt des Zeitgenössischen Zirkus. Neun Kompanien bringen dabei unterschiedliche Stile, Schwerpunkte und Perspektiven auf die Bühne am Hackeschen Markt und zeigen Arbeiten mit Einflüssen aus Deutschland, Frankreich, der Ukraine, Portugal, Spanien, Tschechien, Neuseeland, Iran und Belgien.

In Play 2026 werden künstlerische Grenzgänge lebendig, Normen und Konventionen hinterfragt und das Gespräch mit dem Publikum nonverbal eröffnet. Die eingeladenen Künstler*innen zeichnen sich alle durch eine starke Bühnensprache und ein klares Bekenntnis zur Begegnung aus: Nur wer sich zeigt, kann Gemeinsamkeiten finden; nur wer mutig die eigene Komfortzone verlässt, kann Bereicherung erfahren.

Große Namen der Szene, wie die mit dem Tabori Preis und dem Kölner Tanzpreis ausgezeichnete Kompanie Overhead Project oder der neuseeländische Erfolgs-Pantomine Trygve Wakenshaw feiern ihr Chamäleon Debüt. Und auch bekannte Mitglieder der Chamäleon-Zirkusfamilie sind dabei: der Circus Sonnenstich macht Inklusion und Teilhabe zur kraftvollen Bühnenbotschaft; das Berliner Trapez- und Puppenspielduo Raum 305 bringt seine Trilogie über die ewige Suche nach dem Gegenüber zum Abschluss; die aus der Chamäleon-Residenz hervorgegangene Arbeit von Ana Jordão aus Berlin findet ebenso ihren Raum wie die herausragende und eindringliche Performance zu Konsens und Vertrauen von Elena Zanzu aus Barcelona.

Glorious Bodies von Circumstance
(Foto: Heroen Bollaert)

„Mit Play wollen wir einen Ort schaffen, der künstlerische Intervention unterstützt“, sagt Chamäleon-Intendantin Anke Politz. Es gehe darum, starke künstlerische Perspektiven in ihrer Vielfalt und Relevanz an einem offenen und freundlichen Ort zu zeigen und in den Austausch mit dem Publikum zu bringen. „Deswegen bringt das Chamäleon 2026 Stücke auf die Bühne, die gesellschaftliche und teilweise auch politische Themen immer aus ganz persönlicher Sicht verhandeln, um darüber Nähe und Verständnis herzustellen. Zirkus spielt immer für ein Gegenüber und Play ist auch die Einladung zum Gespräch danach.“

Das Thema Zugänglichkeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit reduzierten Eintrittspreisen und einem umfassenden Begleitprogramm – darunter Publikumslots*innen, Podiumsdiskussionen, Einführungsgespräche und Q&As mit den Künstler*innen – soll Play neue Zuschauer*innen für den Zeitgenössischen Zirkus begeistern und dem Stammpublikum weitere Horizonte eröffnen.

Gleichzeitig sollen das Programm und die Publikumsarbeit auch den Künstler*innen neue Zugänge anbieten, wie Chamäleon-Dramaturg Geordie Brookman betont. „Für manche wird es das Debüt auf der Chamäleon-Bühne und der Startpunkt für einen gemeinsamen Weg – für andere bietet es die Möglichkeit, ihre künstlerische Arbeit zu vertiefen und Berührungspunkte auszubauen.“ Davon profitiert laut Intendantin Politz auch das Haus: „Jede Produktion erweitert unser Verständnis davon, was Zeitgenössischer Zirkus sein kann und somit den Spielraum für künftige Arbeiten.“

Besonders dürfte dies für das Eröffnungsstück Glorious Bodies des flämischen Ensembles Circumstances gelten: Darin beweisen sechs Akrobat*innen im Alter von 55 bis 67 Jahren jenseits der Höchstleistungsästhetik wieviel Kraft, Grazie und Weisheit in ihren Körpern steckt. Das von Piet Van Dycke choreografierte Stück hat europaweit schon große Erfolge gefeiert und ist nun zum ersten Mal in Berlin zu sehen.

Aufregend neu ist auch der Ansatz der Jongleurin Roxana Küwen Arsalan der Kompanie Cie بلبلbolbol: In ihrem autobiografischen Stück OMÂ stellt sie sich vor, wie ihre deutsche Oma und ihre iranische Großmutter beim Tee zusammensitzen und über ihre gemeinsame Enkelin plaudern – ein humorvolles und berührendes Stück über Herkunft und Vorurteile, für alle, deren Wurzeln in mehr als nur eine Heimat reichen.

a body and other objects von Ana Jordão
(Foto: Chamäleon Berlin)

Zum Abschluss von Play wartet mit Palianytsia der Compagnie Zalataï noch eine besondere Begegnung: Der Titel bezieht sich auf den Namen eines traditionellen ukrainischen Brots, das im Zuge des aktuellen Krieges zum Symbol der Widerstandskraft einer bedrohten Kultur geworden ist. In dem Stück vereinen der Jongleur Alexander Koblikov und die Multicord-Artistin Charlotte de la Bretèque nahezu überirdische technische Virtuosität mit einer sehr persönlichen Form von Storytelling – eine Liebesgeschichte, die nicht nur den Krieg in der Ukraine reflektiert, sondern auch von der menschlichen Fähigkeit erzählt, in finsteren Zeiten das Licht zu suchen und zu finden.

Möglich gemacht wird Play auch durch eine Förderung des Hauptstadtkulturfonds. „Nach dem riesigen Erfolg der ersten beiden Ausgaben von Play sind wir überglücklich, dass wir dieses Kapitel fortschreiben und noch mehr Vielfalt zeigen können, denn Zirkus kann auch in kantiger oder abstrakter Form nahbar und einladend sein.“ sagt Anke Politz. Er verfüge über die magische Fähigkeit, jede Sprache nicht sprechen zu müssen und sich trotzdem verständigen zu können. „Wir freuen uns auf viel Austausch, Inspiration und ja, auch darauf, durch das gemeinsame ‚über den Tellerrand schauen‘ Hoffnung und Kraft in den Inszenierungen und im Miteinander zu schöpfen“.


Termine: Play 26

22.01.-22.02.26

22.01.26 – 25.01.26: Glorious Bodies von Circumstances
29.01.26 – 30.01.26: Ez von Elena Zanzu
31.01.26 – 01.02.26: Blueprint von Overhead Project
03.02.-05.02.26: a body and other objects von Ana Jordão
06.02.26 – 08.02.26: HIER SOWIE DORT von Raum 305
11.02.26 – 12.02.26: Mimoto von Circus Sonnenstich
13.02.26 – 15.02.26: Silly Little Things von Trygve Wakenshaw
17.02.26 – 19.02.26: ÔMA von Compagnie بلبل bolbol
20.02.26 – 22.02.26: Palianytsia von Compagnie Zalataï

Play eine Gastspielreihe Zeitgenössischer Zirkus
Spielzeit: 22.01.-22.02.2026
Spieltage: Dienstag bis Sonntag
Beginn: Di. – Sa. 20:00 Uhr, So. 18:00 Uhr, am 11. und 12.02. um 19:00 Uhr
Tickets: normal ab 26,00 €, ermäßigt ab 20,00 €*, Kinder bis 12 Jahre ab 13,00 €
Personen mit geringem Einkommen können für alle Stücke ein Soli-Ticket zu 10,00 € buchen: chamaeleonberlin.com

Mit dem Supporter-Ticket zahlen Gäste freiwillig 10 € mehr, um die Gastspielreihe für alle zugänglich zu halten.
* Ermäßigungen gelten für Schüler*innen, Student*innen, Auszubildende, Bundesfreiwilligendienstleistende und freiwilligen Wehrdienst Leistenden, Rentner*innen, Arbeitssuchende und Menschen mit Behinderung jeweils unter Vorlage eines gültigen Nachweises. Die Begleitperson einer oder eines Schwerbehinderten mit dem Vermerk „B“ im Ausweis erhält eine Freikarte. Der gültige Ausweis muss spätestens am Einlass vorgezeigt werden.

Tickets online: chamaeleonberlin.com
Veranstaltungsort: Chamäleon Berlin, Rosenthaler Straße 40/41 (in den Hackeschen Höfen), 10178 Berlin

Weitere Informationen unter chamaeleonberlin.com