Meilenstein bei Sanierung des Pergamonmuseums erreicht

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Erster Bauabschnitt baulich fertiggestellt – Antikensammlung, Museum für Islamische Kunst und Vorderasiatisches Museum richten Räume ein – Wiedereröffnung im Frühjahr 2027

Die Baumaßnahmen des ersten Bauabschnitts im Pergamonmuseum werden Ende des Jahres abgeschlossen. Sie umfassten die denkmalgerechte Grundinstandsetzung des Nordflügels und des Mittelbaus mit dem Pergamonaltar und die Errichtung eines neuen Eingangspavillons im Ehrenhof. Damit ist ein Meilenstein bei der Grundinstandsetzung und Ergänzung des Pergamonmuseums erreicht, die vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung durchgeführt wird. Die Museen haben bereits begonnen, ihre Ausstellungsflächen in der Hauptebene und dem Obergeschoss einzurichten. Im Erdgeschoss werden die Kassenbereiche, Flächen der Bildung und Vermittlung, das Café und die Ausstattung für Veranstaltungen vorbereitet.

Im Frühjahr 2027 soll das Haus für das Publikum öffnen. Dann werden im Pergamonmuseum wieder die Architektursäle der Antikensammlung und die komplett neue Dauerausstellung des Museums für Islamische Kunst zu sehen sein. Auch das Vorderasiatische Museum ist mit bedeutenden Großobjekten in einem Saal vertreten.

Staatsminister für Kultur und Medien Wolfram Weimer: „Das Pergamonmuseum ist ein Weltstar unter den deutschen Museen. Als das Haus wegen der Bauarbeiten schließen musste, ist eine große Lücke in der europäischen Kulturlandschaft entstanden. Die gute Nachricht des heutigen Tages lautet: Das Warten hat bald ein Ende. Schon im Frühjahr 2027 werden der Pergamonaltar und viele weitere Highlights des Museums wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein. Und das Warten lohnt sich. Denn das Pergamonmuseum wird in ganz neuem Glanz erstrahlen und seine Kulturschätze in Zukunft noch besser zur Geltung bringen können. Deshalb hat der Bund die hochkomplexe Sanierung als alleiniger Träger der Baukosten gerne finanziert.“

Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung: „Die bauliche Fertigstellung des ersten Bauabschnitts des Pergamonmuseums mit dem weltberühmten Altarsaal markiert einen bedeutenden Meilenstein in diesem hochkomplexen Großprojekt. Die Grundinstandsetzung des Museums trägt wesentlich zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des UNESCO-Welterbes Museumsinsel bei. Sie stellt die Funktionalität für ein modernes und stark frequentiertes Museums her und sichert so den Erhalt des Hauses für zukünftige Generationen. Mit großem Aufwand wurden zeitgemäße Standards für die bestmögliche Wahrnehmung der ausgestellten Kunst- und Kulturobjekte behutsam in die denkmalgeschützte Bausubstanz integriert.“

Marion Ackermann, Präsidentin der SPK: „Das BBR und die drei Museen haben wirklich ganze Arbeit geleistet – die Räume im Pergamonmuseum sind fertig, die Architekturexponate wie Aleppo-Zimmer und Alhambra-Kuppel schon vollständig eingebaut. Ich freue mich nun sehr auf die Eröffnung im Frühjahr 2027, wenn der Altarsaal wieder zurück ist und die komplette Neugestaltung des Museums für Islamische Kunst präsentiert wird.“

Jan Kleihues, Architekt: „Architektur ist nicht nur die Kunst zu bauen, sondern sie sollte auch zum Austausch anregen, kurzum: Sie sollte Gemeinschaft stiften. In der Nachfolge Messels und Hoffmanns verstand es Oswald Matthias Ungers mit seinem Wettbewerbsbeitrag, nämlich der ursprünglichen Idee des Museumsforums folgend, das Pergamonmuseum mit zeitloser Architektur zu komplettieren. Wir setzen dieses Konzept im Sinne von Ungers fort und um – eine große Verantwortung und ungemeine Herausforderung, der wir uns gerne stellen. Es ist eine einzigartige Aufgabe, an so prominenter Stelle einen wertvollen Beitrag zum Weltkulturerbe Museumsinsel zu leisten. Mit dem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein.“

Martin Maischberger, Stellvertretender Direktor der Antikensammlung: „Die Räume der Antikensammlung sind auf den ersten Blick dieselben – aber man spürt unmittelbar und sieht es auf den zweiten Blick: Sie sind gleichzeitig ganz neu. Nach einer tiefgreifenden Oberflächenrestaurierung erstrahlt die rekonstruierte Westfront des Pergamonaltars in bisher nie gekannter Tiefenschärfe und Helligkeit, neue Lichtdecken und denkmalgerechte Wiederherstellung der Wandfarben tun das ihrige dazu. Das berühmte Hephaistion-Mosaik aus den Königspalästen von Pergamon mit der einzigartigen Künstlersignatur kann ab 2027 im Telephossaal von ganz nah bewundert werden.“

Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst: „Das Museum für Islamische Kunst kann sich mit der neuen Ausstellung endlich im Kontext der antiken Hochkulturen präsentieren – 1927 hatte man entschieden, dass man Islamische Kulturen im Referenzrahmen der Antike – also der altorientalischen und der griechisch-römischen Kulturen des östlichen Mittelmeerraums im Pergamonmuseum – verstehen muss. Das kann man nun im Hauptrundgang eindrücklich mit der monumentalen Mschatta-Fassade erleben. In den neuen 24 Räumen konnten wir uns zudem neu erfinden. Mit drei Mal so vielen, zum Teil nie gezeigten Objekten und spektakulären internationalen Leihgaben warten wir 2027 mit einigen Überraschungen auf.“

Barbara Helwing, Direktorin des Vorderasiatischen Museums: „Mit dem Raum im Kopfbau öffnet das Vorderasiatische Museum ein Schaufenster auf bedeutende Highlights seiner Sammlung. Die Präsentation mit moderner Lichtgestaltung setzt Skulpturen und Objekte ganz neu in Szene.“

Bei den Baumaßnahmen im Pergamonmuseum handelt es sich um die erste Grundinstandsetzung des Gebäudes seit dem Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig wird das Haus für einen zeitgemäßen, besucherstarken Museumsbetrieb funktionstüchtig gemacht. Grundinstandsetzung und Ergänzung des Hauses erfolgen nach Plänen von O. M. Ungers.

Die baulichen Maßnahmen dienen dazu, das Pergamonmuseum für zukünftige Generationen zu bewahren. So musste die Gründung des gesamten Gebäudes verstärkt und erneuert werden, dafür waren aufwändige Spezialtiefbauarbeiten nötig. Auch das Dach wurde umfassend saniert: Die Tragwerke wurden instandgesetzt und neue Tragwerke ergänzt. Alle Lichtdecken wurden nach historischem Vorbild erneuert. Fassaden und Fenster wurden ebenfalls denkmalgerecht saniert. Zudem wurden die technische Ausstattung des Hauses sowie die gesamte Lichttechnik, die Raumlufttechnik und Klimatisierung über Heiz- und Kühltechnik, die Elektro- und Sicherheitstechnik und die Gebäudeautomation auf den neuesten Stand gebracht.

Das Museum wurde gleichzeitig auf heutige und künftige Besucherbedürfnisse vorbereitet. Zur Verbesserung der räumlichen Situation und der barrierefreien Erschließung wurden im Nordflügel zusätzliche Treppenhäuser und Aufzugsschächte eingezogen. Im Ehrenhof wurde ein neuer zentraler Eingangspavillon errichtet, der Tempietto (kleiner Tempel). Über ihn wird das Haus künftig auch an die Archäologischen Promenade angebunden sein, die die Häuser der Museumsinsel miteinander verbindet. Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts (Bauabschnitt B) wird ein vierter Flügel gebaut, der Besucherinnen und Besuchern einen vollständigen Rundgang auf der Hauptausstellungsebene ermöglicht. Alle Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt.

Während der Bauzeit verblieben die mit dem Gebäude fest verbundenen Architekturobjekte der Antikensammlung wie der Pergamonaltar im Gebäude. Sie wurden parallel zur Grundinstandsetzung vor Ort sorgfältig restauriert. Der Einsatz hochsensibler Messtechnik garantierte, diese Großarchitekturen unversehrt durch die Bauphase zu bringen. Andere Skulpturen, Friese und Mosaike wurden ausgebaut, in Werkstätten verbracht und restauriert, teils auch andernorts ausgestellt. Derzeit werden sie wieder an ihren ursprünglichen Orten im Pergamonmuseum eingebaut.



Ein gewaltiger logistischer Kraftakt war der Umzug des Museums für Islamische Kunst vom Obergeschoss des Südflügels in den Nordflügel. Dort wird das Museum auf einer mehr als doppelt so großen Fläche über zwei Ebenen seine neue Ausstellung präsentieren. Mehrere tausend Ausstellungsobjekte der Sammlung wurden restauriert und umgezogen, darunter das Aleppo-Zimmer oder die Alhambra-Kuppel. Die frühislamische Mschatta-Fassade wurde dafür in ihre 527 einzelnen Steinblöcke zerlegt und im Nordflügel wieder aufgebaut.

Das Vorderasiatische Museum wird ab 2027 in einem Ausstellungssaal des Nordflügels mit einem Schaufenster vertreten sein. Für seine Präsentation ist die über sechs Tonnen schwere monumentale Siegesstele des assyrischen Königs Asarhaddon Dreh- und Angelpunkt.

Bei der Neueinrichtung des Pergamonmuseums wird besonderes Augenmerk auf die Vermittlung gelegt. Die Antikensammlung nutzt künftig auch die kleineren Nachbarräume des Altarsaals und des Hellenistischen Saals als Ausstellungsräume und für zeitgemäße Präsentationen. In einer Kooperation der SPK mit Siemens entsteht derzeit ein hochauflösender Scan des Altares, der für neue Vermittlungsformate genutzt werden soll.

Das Museum für Islamische Kunst hat während der vergangenen Jahre verschiedene Projekte im Hinblick auf die Neukonzeption durchgeführt, mit Unterstützung vor allem der Al Waleed Stiftung. So konnte eine Ausstellungsgestaltung entwickelt werden, die komplexe kulturelle und historische Themen auf höchst inklusive Art und Weise an ein breites Publikum vermittelt. Außerdem findet sich auch zeitgenössische Kunst im Haus, etwa im Treppenhaus neben der Alhambra Kuppel: Für ein Wandbild konnte der international renommierte Künstler Imran Qureshi gewonnen werden (Lahore / Pakistan), der Elemente aus der indisch-islamischen Maltradition interpretiert. Aus vielen kleinteiligen Blumen bzw. floralen Elementen hat er ein wandfüllendes abstraktes Gartenbild entwickelt, das die Alhambra als idealisierten und romantisierten Sehnsuchtsort kontextualisiert.

Weiterführende Informationen:

Informationen zu den Sammlungen im Pergamonmuseum, aktuellen Ausstellungen auf der Museumsinsel Berlin und zum Inseljubiläum 200 Jahre Museumsinsel Berlin:

(lifePR)