Das durch private Sponsoren ermöglichte Opernstudio der Oper Frankfurt ist der Nachwuchsförderung verpflichtet und Ausdruck ihres kulturellen Verantwortungsbewusstseins. Dass es sich meist um internationale junge Künstler handelt, ist Spiegelbild für die Internationalität der Rhein-Main-Metropole und der herausragenden gesanglichen Qualität geschuldet, die diese Sänger bieten. Für bis zu zwei Spielzeiten haben sie die Gelegenheit, Bühnenerfahrungen mit einer fundierten Aufbauausbildung zu kombinieren. Zwei Stipendiaten der beiden vergangenen Spielzeiten schafften, was nicht verwundert, den Sprung ins Ensemble der Oper Frankfurt (die neuseeländische Mezzosopranistin Bianca Andrew und der kanadische Bariton Iain MacNeil).
Bei der ersten Soiree des Opernstudios in der Spielzeit 2019/20 im sehr gut gefüllten Holzfoyer der Oper Frankfurt präsentierten sieben Stipendiaten unter dem Motto „Parto! Parto! – Eine mörderische Reise durch die Opernwelt“ ein Potpourri anspruchsvoller und beliebter Opernarien. Alle vierzehn Arien begleitete Michał Goławski mit großer Intuition am Klavier.
An diesem Abend nicht dabei sein konnten die Mezzosopranistin Kelsey Lauritano und der Tenor Michael Petruccelli, die aktuell ihre zweite Spielzeit im Opernstudio verbringen. Dies tun auch die gebürtige rumänische Sopranistin Florina Ilie und die US-amerikanische Sopranistin Julia Moorman.
Mit der Arie „Caro nome“ der Gilda aus Verdis Rigoletto (Wiederaufnahme am 24. Januar 2020) träumte Florina Ilie zu Beginn mit großer Emphase von deren angebeteten Gualtier Maldè. Später zeigte sie sich bei Léo Delibes´ lebhaftem Bolero „Les filles de Cadix“ von einer anderen Seite: keck und frei.
Große Souveränität im Vortrag bewies Julia Moorman mit der Arie „Otchego eto prezhde ne znala“ der Jolanthe aus Peter I. Tchaikowskis gleichnamiger Oper und mit Mimis Arie „Dónde lieta usci“ aus Giacomo Puccinis La Bohème. Ihre dramatische Seite zeigte sie mit der Arie der Arabella „Das war sehr gut, Mandryka“ (aus Richard Strauss´ Arabella).
Ein besonderer Fokus des Abends lag bei den neuen Stipendiaten, die alle jüngst schon auf der Opernhausbühne gestanden haben. Allen voran die polnische Mezzosopranistin Karolina Makuła als Desdemona in Gioachino Rossinis Otello. Bei der Soiree glänzte sie als Dorabella mit der Arie „Smanie implacabili“ (aus Wofgang Amadeus Mozarts Cosi fan tutte) und mit der Arie des Sesto „Parto, ma tu ben mio“ aus La Clemenza di Tito.
Der ukrainische Bariton Danylo Matviienko stellte sich an dieser Stelle erstmals im Juni 2017 vor, bei der Liedmatinee Warschau-Frankfurt-Transit. Inzwischen hat seine Stimme an Tiefe und Volumen gewonnen, wie er mit Gaetano Donizettis Arie des Alphonse XI. „Pour tant dámour“ aus La favorite und Peter I. Tschaikowskis Arie des Onegin „Kogda bï zhizn domashnim krugom“ (Eugen Onegin) eindrucksvoll zu Gehör brachte.
Der südkoreanische Bassbariton Pilgoo Kang erwies sich mit den Arien „O tu Palermo“ aus Giuseppe Verdis I vespi siciliani und „Hat man nicht auch Gold beineben“ aus Ludwig van Beethovens Fidelio, als würdiger Nachfolger von Kihwan Sim, der auch einst Stipendiat des Frankfurter Opernstudios war.
Neu dabei ist auch der chinesische Tenor Tianji Lin, der sein großes Geschick für lyrische Qualitäten intensiv bei Georges Bizets „Je crois entendre encore“, Arie des Nadir aus Les pêcheurs de perles, mit enormer Flexibilität und vortrefflicher Musikalität, vorführte. Stimmlich sehr harmonisch gelang auch das Duett mit Danylo Matviienko („Au fond du temple saint“, ebenfalls aus den Perlenfischern).
Mit dem Rigoletto-Quartett „Bella figlia dell´amore“ beendeten Florina Ilie, Karolina Makuła, Tianji Lin und Pilgoo Kang die das hohe Niveau des Opernstudios zeigende Soiree.
Intensiver und kräftiger Applaus (leider keine Zugabe).
Markus Gründig, November 19