Wettstreit der Sängerinnen: Erste Soiree des Opernstudios in der Saison 2021/22 an der Oper Frankfurt

Soiree des Opernstudio ~ Oper Frankfurt (5. Oktober 2021) ~ v. l. n. r.: Kelsey Lauritano, Karolina Bengtsson, Karolina Makuła, Bianca Andrew, Julia Moorman und Ekin Su Paker ~ Foto: M. Gründig

Im Juni 2020, zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown, fand die letzte Soiree des Opernstudios statt. Damals aufgrund strenger Regeln nicht wie üblich im Holzfoyer der Oper Frankfurt, sondern im Opernhaus.

Auch die jetzt erfolgte Soiree zu Beginn der Saison 2021/22 war außergewöhnlich. Sie fand zwar nach zwei Jahren erstmals wieder im Holzfoyer statt, war aber das Vorauswahlkonzert zum Anny-Schlemm Preis 2021. Dieses hätte bereits vor einem Jahr stattfinden sollen, musste wegen der Corona-Krise aber verschoben werden (in 2020 waren zusätzlich Florina Ilie und Julia Moorman nominiert).

Der mit 6000 Euro dotierte Preis wird zu Ehren der Kammersängerin Anny Schlemm alle fünf Jahre an eine junge Sängerin aus dem Opernstudio der Oper Frankfurt vergeben. Gestiftet wird er von der Stadt Neu-Isenburg. Zusätzlich ist damit ein Engagement an der Oper Frankfurt verbunden. Auch ehemalige Stipendiatinnen werden zum Wettbewerb eingeladen. Im Jahr 2011 hat den Preis die irische Sängerin Paula Murrihy und 2016 die US-Amerikanerin Julia Dawson gewonnen.

Zur Jury gehören neben Kammersängerin Anny Schlemm u. a. auch der Intendant der Oper Frankfurt Bernd Loebe, die Künstlerische Betriebsdirektorin und Stellvertreterin des Intendanten der Oper Frankfurt, Almut Hein, der Studienleiter der Oper Frankfurt, Takeshi Moriuchi, Matthias Loesch, als Vertreter des Bürgermeisters der Stadt Neu-Isenburg, Berthold Depper als Vertreter der Anny Schlemm/Franz Völker-Gesellschaft e. V., sowie der Kulturmanager Karl-Werner Joerg.

Soiree des Opernstudios
Oper Frankfurt (5. Oktober 2021)
Felice Venanzoni und In Sun Suh (beide links außen) und dann Kelsey Lauritano, Karolina Bengtsson, Karolina Makuła, Bianca Andrew, Julia Moorman und Ekin Su Paker
Foto: M. Gründig

In diesem Jahr wurden sechs Kandidatinnen nominiert: Die Sopranistinnen Julia Moorman und Ekin Su Paker, und die Mezzosopranistinnen Bianca Andrew, Kelsey Lauritano, Karolina Makula und Marvic Monreal. Allesamt Sängerinnen mit abgeschlossener Berufsausbildung, manche von Ihnen mit Auszeichnungen bei Gesangswettbewerben und/oder mit Erfahrungen als Ensemblemitglied. Denn neben aktuellen Opernstudiomitgliedern können auch Alumni im Wettbewerb um den Sieg beim Anny-Schlemm Preis antreten.

Die Auftritte im Holzfoyer der Oper Frankfurt erfolgten nach alphabetischer Ordnung der Nachnamen. Zunächst stellte sich jede Sängerin mit einer Arie vor. Während der Pause beriet sich die Jury und wählte für jede Sängerin eine weitere Arie aus, die aus einer Vorauswahl von vier Arien gewählt wurde. Insoweit waren die Sängerinnen zwar vorbereitet, wussten aber bis unmittelbar vor ihrem zweiten Auftritt nicht, welche Arie sie nun zu singen hatten.

Die neuseeländische Mezzosopranistin Bianca Andrew wechselte mit der Saison 2019/20 vom Opernstudio ins Ensemble der Oper Frankfurt und begeistert immer wieder aufs Neue mit ihrer starken, stimmlichen und szenischen Präsenz. Bei der (Wahl-) Arie „Svegliatevi nel core“ aus Händels Giulio Cesare bestach sie mit ihrem großen Einfühlungsvermögen um als Sesto den Tod des Vaters zu rächen.

Seit dieser Spielzeit neu im Opernstudio ist die schwedische Sopranistin Karolina Bengtsson. In ihrem Vortrag wirkte sie behutsam und konzentriert. Bei ihrer (Wahl-) Arie der Pamina „Ach, ich fühl’s“ aus Mozarts Zauberflöte fehlte es nicht an emotionaler Tiefe.

Die japanisch-amerikanische Mezzosopranistin Kelsey Lauritano zählt wie Bianca Andrews zu den Alumni. Sie wechselte mit Beginn der vergangenen Spielzeit vom Opernstudio in das Ensemble der Oper Frankfurt. Hier hinterließ sie einen sehr professionellen Eindruck. Sei es mit der Arie „Ah, scostati!… Smanie implacabili, che m’agitate“ der Dorabella aus Mozarts Cosi fan tutte oder mit der Arie des Nicklausé aus Jaques Offenbachs Les Contes d´Hoffmann.

Die polnische Mezzosopranistin Karolina Makuła ist seit der Saison 2019/20 Mitglied des Opernstudios und hat inzwischen reichlich Erfahrung sammeln können. Hier zeigte sie sich besonders stark mit schönen Phrasierungen bei einer (Wahl-) Arie der Leonora aus Gaetano Donizettis La Favorita.

Seit der vergangenen Saison zählt die aus Malta stammende Mezzosopranistin Marvic Monreal zum Opernstudio. Viel Empathie zeigte sie bei der (Wahl-) Arie „Voi lo sapete, o mamma“ der Santuzza aus Pietro Macagnis Cavallerina rusticana.

Als neues Mitglied des Opernstudios stellte sich die aus der Türkei stammende Sopranistin Ekin Su Paker erstmals dem Soiree-Publikum vor. Mit ihrer herzlichen Ausstrahlung nahm sie gleich für sich ein. Bei der lebhaft vorgetragenen (Wahl-) Arie „Una voce poco fa“ der Rosina aus Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia vermittelte sie den Eindruck einer viel versprechenden Sängerin.

Im Programmteil vor der Pause wechselten sich In Sun Suh und Felice Venanzoni als dienende Begleiter am Klavier ab. Den zweiten Teil gestaltete ausschließlich Felice Venanzoni (er ist seit Langem für die musikalische Einstudierung und die künstlerische Ausbildung des Opernstudios verantwortlich).

Die genauen Kriterien der Jury für deren Entscheidungsfindung waren dem Publikum nicht bekannt, das konnte für sich die Favoriten bestimmen. Am Ende entschied sich die Jury nach einer kurzen Beratung für die Sängerinnen Bianca Andrew, Karolina Bengtsson und Karolina Makuła.

Das Finalkonzert des Anny-Schlemm-Preis 2021 findet mit diesen drei am Samstag, den 13. November 21 in der Hugenottenhalle Neu-Isenburg statt.

Markus Gründig, Oktober 21


Auf der Opernbühne

Die Sängerinnen des Abends sind selbstverständlich auch regelmäßig in Produktionen der Oper Frankfurt auf der Bühne zu erleben. Unter anderem übernimmt Bianca Andrew ab 5. Dezember 2021 in der Neuproduktion von Rimski-Korsakovs Die Nacht vor Weihnachten die Partie der Zarin und in den Dezember-Vorstellungen von Norma die Partie der Adalgisa. Kelsey Lauritano wird ab 6. November 2021 in der Wiederaufnahme von Humperdincks Königskinder als Wirtstochter zu erleben sein. Und in Barrie Koskys grandioser Inszenierung von Carmen präsentieren sich ab 12. November 2021 Karolina Bengtsson und Karolina Makuła in ihren Rollendebüts als Frasquita und Mercédès.

Die nächsten Soireen des Opernstudios finden am 24. Januar und 27. Juni 2022 statt.