Janáčeks »Das schlaue Füchslein« familienfreundlich am Staatstheater Mainz

Das schlaue Füchslein ~ Staatstheater Mainz ~ Harašta (Tim Lukas Reuter), Füchsin (Dorin Rahardja) ~ © Andreas Etter

Wagemutig begann Generalmusikdirektor Hermann Bäumer im September 2011 sein Engagement am Staatstheater Mainz mit Richard Wagners Tristan und Isolde. Jetzt, 14 Jahre später, stellt er sich neuen Herausforderungen. Künftig wird er als Musikdirektor der Staatsoper Prag tätig sein. Zu seinem Abschied und auf seinen Wunsch hin ist jetzt aber noch Leoš Janáčeks dreiaktige Oper Das schlaue Füchslein unter seiner musikalischen Leitung am Staatstheater Mainz zu erleben. Mit Finesse lässt er das Philharmonische Staatsorchester Mainz die überaus ausdrucksstarke Musik Janáeks spielen. Eine dezente melancholische Grundstimmung wechselt dabei mit zahlreichen expressiven Klangmotiven ab, die prägnant ertönen.

Mainzer Erstaufführung bereits 1927

Die Geschichte der Füchsin Schlaukopf beruht auf einer illustrierten Fortsetzungsgeschichte (Rudolf Těsnohlídek/Stanislav Lolek) einer Brünner Tageszeitung. Sie hat aber auch einen biografischen Hintergrund: Janáeks Liebe zur 38 Jahre jüngere Kamila Stösslová (wie bereits bei seinen Opern Káťa Kabanová und Die Sache Makropulos), auf die die junge Füchsin Bezug nimmt. Bereits drei Jahre nach der Uraufführung in Brünn wurde Das schlaue Füchslein 1927 in Mainz gespielt, als erste Aufführung außerhalb von Janáeks Heimat.

Das schlaue Füchslein
Staatstheater Mainz
Förster (Derrick Ballard), Harašta (Tim Lukas Reuter)
© Andreas Etter

Auch für ein junges Publikum geeignet

Szenisch umgesetzt hat diese Oper der Regisseur (und kaufmännische Geschäftsführer des Staatstheater Mainz) Erik Raskopf. Die Inszenierung mit ihren vielen Tierfiguren ist auch sehr gut für ein junges Publikum geeignet (bei zudem einer kurzen Spieldauer von nur zwei Stunden, inklusive einer Pause). Insbesondere in die großen Tierköpfe, neben Fuchse gibt es u. a. einen Dachs, einen Specht mit extra langem Schnabel und einen Frosch, wurde viel Arbeit investiert. Dazu gibt es Schwärme fliegender Vögel an Stäben, deren Präsentation an die von Figuren aus Disneys Musical Der König der Löwen erinnert (Kostüme: auch Erik Raskopf).

Abstrakte Waldlandschaft

Die Bühne zeigt mit wenigen Mitteln eine abstrakte Waldlandschaft, des Jägers Hütte und, aus dem Bühnenboden hochfahrend, Paseks Gastwirtschaft. Stimmungsstiftend fungiert ein großer Hintergrundprospekt, der eine abstrakte Farbzeichnung zeigt. Mit Fantasie kann darin ein menschlicher Oberkörper gesehen werden, in dessen Brust ein Messer steckt. Rote (Blut-) Flecken spicken das Bild, das farblich zu einem dunkel gehaltenen Seitenvorhang (Wald) überleitet. Das Bild zeigt, dass eine Verbindung zwischen Mensch und Natur besteht, allerdings ist sie gestört (Bühne: Christoph Schubiger).

Das schlaue Füchslein
Staatstheater Mainz
Fuchs (Karina Repova), Füchsin (Dorin Rahardja)
© Andreas Etter

In der Titelpartie ist Sopranistin Dorin Rahardja unter ihrer Fuchsmaske nicht zu erkennen (die Maske wird aber auch mitunter abgenommen), gleichwohl verleiht sie ihr stimmlich mit hellem Klang eine schöne Leichtigkeit. Konträr dazu steht der Förster des warmtönenden und ausdrucksstarken Bassbariton Derrick Ballard.
Alle weiteren Partien fügen sich trefflich ein, so wie u. a. Alexander Spemann (Schulmeister, Dackel, Mücke), Stephan Bootz ( Pfarrer, Dachs), Karina Repova (Fuchs), Lucie Ceralová (Försterin, Eule) und Tim-Lukas Reuter (Landstreicher Harašta).

Neben dem Chor des Staatstheater Mainz (Chorleitung: Sebastian Hernandez-Laverny) sind Mitglieder des Mainzer Domchors und des Mädchenchors am Dom und St. Quintin (Einstudierung Jutta Hörl) beteiligt. Besonders stark wirkt die Gemeinschaft der gackernden Hühner, die vom Füchslein zum Widerstand aufgerufen werden.

Am Ende der Fabel von Mensch und Tier intensiver Beifall, auch für das Inszenierungsteam.

Markus Gründig, Juni 25

Neben zwei weiteren Vorstellungen in den nächsten Tagen (30.06. und 03.07.), wird Das schlaue Füchslein auch zu Beginn der kommenden Spielzeit am Staatstheater Mainz gegeben (31.08., 05.09., 11. und 29.10.25; dann unter der musikalischen Leitung von Paul Johannes Kirschner).
Als besonderes Getränk in den Foyers wird bei dieser Produktion Altbier der Düsseldorfer Brauerei in Füchschen angeboten (mit und ohne Alkohol).


Das schlaue Füchslein

(Příhody lišky Bystroušky)
Oper in drei Akten
Von: Leoš Janáček
Text: vom Komponisten
Uraufführung: 6. November 1924 (Brünn, Tschechische Oper)

Premiere am Staatstheater Mainz: 28. Juni 25 (Großes Haus)

Musikalische Leitung: Hermann Bäumer (28.6., 30.6., 3.7.) / Paul Johannes Kirschner
Inszenierung und Kostüme: Erik Raskopf
Bühne: Christoph Schubiger
Licht: Nadja Klinge, Ulrich Schneider
Chorleitung: Sebastian Hernandez-Laverny
Einstudierung Dom -und Mädchenchor: Jutta Hörl
Dramaturgie: Theresa Steinacker

Besetzung:

Füchsin: Dorin Rahardja (28.6., 3.7., 5.9., 11.10.) / Alexandra Samouilidou (30.6., 31.8., 29.10.)
Förster: Derrick Ballard
Schulmeister, Dackel, Mücke: Alexander Spemann
Pfarrer, Dachs: Stephan Bootz
Fuchs: Karina Repova
Försterin, Eule: Lucie Ceralová
Harašta: Tim-Lukas Reuter
Pásek: Scott Ingham
Frau Pásek: Anke Peifer
Frantík: Samira Schür*
Pepík: Sasou van Oordt*
Hahn: Agustín Eduardo Sánchez Arellano
Schopfhenne: Michelle-Marie Nicklis
Frosch: Dohyun Lee*
Specht: Katharina Sebastian
Eichelhäher: Liudmila Maytak
Grille: Jeeho Park*
Heuschrecke: Seojin Park*
* = Junges Ensemble

Chor des Staatstheater Mainz
Mainzer Domchor, Mädchenchor am Dom und St. Quintin
Statisterie des Staatstheater Mainz
Philharmonisches Staatsorchester Mainz

staatstheater-mainz.de