Schon in 2015 überzeugte die damals sehr junge Sopranistin Katharina Konradi am Staatstheater Wiesbaden als Juliette in Franz Lehárs Operette Der Graf von Luxemburg. Die in der Hauptstadt Bischkek des zentralasiatischen Kirgistans Geborene stellte sich in 2018 an der Hamburgischen Staatsoper als Ännchen in Carl Maria von Webers Der Freischütz vor. Seitdem zählt sie zum dortigen Ensemble. Darüber hinaus ist sie nicht nur national und international an bedeutenden Opernhäusern wie in Bayreuth, Dresden und München, gefragt, sie engagiert sich auch viel bei Konzertprojekten und ist eine leidenschaftliche Liedinterpretin. Von letzterem konnte sich jetzt auch das Publikum im Frankfurter Opernhaus überzeugen.
Wolfgang Amadeus Mozart ist in erster Linie als virtuoser Komponist der Klassik bekannt. Nicht ohne Grund steht er steht im Zentrum des neu initiiertem Festivals Mainly Mozart, dass noch bis zum 30. April 23 die Bandbreite seiner Werk in klassischen Konzertformaten und in innovativen Ansätzen und Konzepten, auch an außergewöhnlichen Spielstätten, erfahrbar macht. Mozarts Liedschaffen stellt keinen Schwerpunkt in seinem Oeuvre dar. Umso interessanter war es nun, ausgewählte Lieder von ihm von Katharina Konradi bei Ihrem Debüt an der Oper Frankfurt präsentiert zu bekommen. Auf dieses hatte sie sich gründlich vorbereitet. Sämtliche der insgesamt 29 Lieder sang sie frei (ohne ausliegende Noten) und in guter Aussprache (wobei Deutsch noch nicht einmal ihre Muttersprache ist). Und nahm dabei schon durch ihre warmherzige Ausstrahlung sehr für sich ein, auf alles Opernhafte verzichtend. Sie präsentierte die Lieder mit viel Ruhe, behutsam und sinnlich, ganz auf ihre Mimik vertrauend. Dabei beeindruckte der stets frische Klang ihrer Stimme und ihr Geschick für lyrische Interpretationen.
Im ersten Programmteil stand eine Auswahl von sieben Liedern Mozarts im Dialog mit sechs Liedern Franz Schuberts. Dabei stellte sich heraus, dass die Lieder von Mozart durchaus Gehalt und Tiefe haben. Insbesondere Mozarts melancholische „Abendempfindung“, seine längste und recht spät entstandene Liedkomposition zu einem Text des Schriftstellers und Pädagogen Joachim Heinrich Campe, zeigt eine Nähe zu Schubert auf.
Oper Frankfurt, 25. April 2023
Ammiel Bushakevitz, Katharina Konradi
© Barbara Aumüller (szenenfoto.de)
Nach der Pause standen Lieder der Eheleute Schumann auf dem Programm. Zunächst Robert Schumanns Zyklus Liederkreis op. 39, sodann vier Lieder von Clara Schumann. Besonders berührend erklangen das innig dargebotene „Auf einer Burg“ (Robert Schumann) und das trübsinnige „Sie liebten sich beide“ (Clara Schumann). Wie Dramaturg Maximilian Enderle im Programmheft zum Liederabend in Erinnerung bringt, arbeitete Clara Schumann nach Roberts Tod am Dr. Hoch´s Konservatorium in Frankfurt/M. 1896 starb sie, auch in Frankfurt/M.
Einen schönen Abschluss fand der Abend mit Clara Schumanns „Die Lorelei“ („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten) nach dem Gedicht von Heinrich Heine (und unüberhörbaren Bezügen zu Franz Schuberts „Der Erlkönig“). Ihre Fassung ist deutlich bewegter, emotionaler als die populäre und eher besinnliche von Friedrich Silcher.
Mit Ammiel Bushakevitz hatte Katharina Konradi einen Begleiter am Klavier, der sich ganz in ihren Dienst stellte. Für ihn war dieser Abend kein Debüt an der Oper Frankfurt. Hier begleitete er bereits die Mezzosopranistin Anna Lucia Richter (2020) und den Bariton Konstantin Krimmel (2022).
Zwischen den Liedgruppen und am Ende viel Zuspruch vom Publikum, wofür sich die beiden mit zwei Zugaben bedankten.
Markus Gründig, April 23
Die Zugaben:
Franz Schuberts „Gretchen am Spinnrade“, D. 118 (veröffentlicht 1821) sowie „Nacht und Träume“, D. 827 (veröffentlicht 1825)
Am 28. April 2023 erscheint das gemeinsam von Katharina Konradi & Ammiel Bushakevitz aufgenommene und mit BR-KLASSIK koproduzierte Album „Insomnia“ (Franz Schubert) beim Label Berlin Classics.
