Erste Soiree des Frankfurter Opernstudios in 2022

Mitglieder des Opernstudios 2021/22 der Oper Frankfurt: Karolina Makuła (Mezzosopran), Marvic Monreal (Mezzosopran), Pilgoo Kang (Bassbariton), Carlos Andrés Cárdenas (Tenor), Ekin Su Paker (Sopran), Gabriel Rollinson (Bassbariton), Karolina Bengtsson (Sopran), Nombulelo Yende (Sopran) ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

In Zeiten der Corona-Pandemie sind öffentliche Veranstaltungen überall eine Herausforderung. Die Mitglieder des Opernstudios der Oper Frankfurt haben diesbezüglich auch große Einschränkungen erleben müssen.
Nachdem die erste Soiree während der Corona-Pandemie im Opernhaus auf großer Bühne gegeben wurde (Juni 2020) und die zweite als Vorauswahlkonzert zum Anny-Schlemm Preis 2021 diente (Okt. 2021), fand nun im Holzfoyer eine nahezu reguläre Soiree statt. Alle derzeitigen Stipendiaten:innen, acht an der Zahl, präsentierten ein Programm, in dessen Zentrum die »Oper aller Opern« Don Giovanni stand und von Ausflügen in die deutsche Romantik und den italienischen Belcanto umrahmt wurde.

Noch sind pandemiebedingt die Besucherzahlen stark beschränkt. Diejenigen, die das Glück hatten, eine Karte für die ausverkaufte Vorstellung zu ergattern, erlebten einen wundervollen pausenlosen und knapp eineinhalb Stunden dauernden Arien- und Duettabend auf hohem Niveau.

Vor Mozart stand als Eröffnungsnummer die große Arie „Dich teure Halle“ der Elisabeth aus Richard Wagners Tannhäuser an. Als neue Stipendiatin ab der Spielzeit 2021/22 stellte sich dabei die aus Südafrika stammende Sopranistin Nombulelo Yende vor. Gleich mit einer dem Publikum sehr vertrauten Arie zu beginnen, dazu in einer fremden Sprache, ist eine große Herausforderung. Eine leichte Anspannung war spürbar, dennoch vermittelte Yende die Arie bei guter Textverständlichkeit mit viel Erhabenheit und Anmut. Im Duett mit der sehr erfahren wirkenden Mezzosopranistin Marvic Monreal zeigte sie später bei Vincenzo Bellnis „Oh! Rimembranza“ (aus Norma) ihre gefühlvolle Seite.

Sopranistin Karolina Makuła eröffnete mit Donna Elviras Arie „Ah! Chi mi dece mai“ elanvoll den Reigen an Arien aus Don Giovanni, zu der sich aus dem Hintergrund hinzutretend die Bassbaritone Pilgoo Kang und Gabriel Rollinson zusätzlich einfanden. Leidenschaftliche Gefühle vermittelte Makuła später bei Francesco Cileas „Acerba voluttà“ (Adriana Lecouvreur).

Der im kolumbianischen Bogotá geborene Tenor Carlos Andrés Cárdenas präsentierte sich mit vornehmer Zurückhaltung als eleganter Don Ottavio, Don Giovannis Widersacher („Il mio teoro intanto“). Sein lyrisches Talent zeigte er sehr schön als der dichtende Gutsbesitzer Lenski mit „Kuda, kuda“ (Peter I. Tschaikowskis Eugen Onegin), der sich kurz vor dem Duell mit Onegin wehmütig an die goldenen Tage seiner Jugend und an Olga erinnert.

Als Kontrast dazu kokettierte Sopranistin Ekin Su Paker als von Don Giovanni (Gabriel Rollinson) umschwärmte Zerlina („Vedrai, carino“ und „a ci darem la mano“). Ihre Koloraturfertigkeiten offenbarte Paker mit Giuseppe Verdis „Tacea la notte placida“ (Il travatore).

Marvic Monreal hat eine große Bühnenpräsenz, selbst ohne etwas zu tun. Ihre Dorabella mit „Smanie implacabili“ (Cosi fan tutte) kann man sich sehr gut auch auf großer Bühne vorstellen. Beim oben erwähnten langen Duett „Oh! Rimembranza“ meistert sie den größeren und anspruchsvolleren Part ebenso souverän.

Besonnen wirkte Karolina Bengtsson bei Donna Annas „Non mi dir, bellídol mio“ (Don Giovanni) und angemessen verträumt bei Elsas „Einsam in trüben Tagen“ aus Wagners Lohengrin.

Die Figur des Don Giovanni könnte Gabriel Rollinson auf dem Leib geschrieben sein, seine Verführungskünste nimmt man ihm gerne ab. Aber er kann auch anders. Besinnlich und mit samtiger Stimme glänzte er mit Wolfram von Eschenbachs Erinnerung an die verstorbene Elisabeth „Oh du mein holder Abendstern“ aus Wagners Tannhäuser.

Die selten zu hörende „Si morir ella de´l“ aus Amicare Ponchiellis La Gioconda stellte Pilgoo Kang mit seiner kernigen und warm timbrierten Stimme vor. Edel präsentierte er die Arie „Ella giammai mámò“ des König Philipp II. aus Verdis Don Carlos.

Unter Gabriel Rollinson als Diener Dandini beendeten alle gemeinsam mit Rossinis heiterem „Come un’ape ne’giorni d’aprile“ (La Cenerentola) den Abend großer Arien.

Sämtliche Arien und Duette begleitete der in Tokio geborene Dirigent und Studienleiter der Oper Frankfurt Takeshi Moriuchi am Klavier sehr sänger:innenfreundlich.

Die nächste und gleichzeitig letzte Soiree des Opernstudios in der Spielzeit 2021/22 ist für den 27. Juni 22 geplant, dann hoffentlich wieder bei erlaubter voller Auslastung.

Markus Gründig, Januar 22