Mozarts »La Clemenza di Tito« bei den Gluck Festspielen 2024

La Clemenza di Tito ~ Gluck Festspiele 2024 im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth ~ Vitellia (Francesca Lombardi Mazzulli ) ~ © Beth Chalmers

Pietro Metastasio war zu seiner Zeit der Megastar der Librettisten. Sein Opernlibretto La clemenza di Tito wurde rund 50 Mal vertont. Die Gluck Festspiele 2024 gaben jetzt die einmalige Gelegenheit, zwei unterschiedliche Vertonungen innerhalb von drei Tagen in direkter Gegenüberstellung zu erleben. Die Fassung von Christoph Willibald Gluck wurde konzertant gegeben (Besprechung). Die knapp 40 Jahre später entstandene Fassung von Wolfgang Amadeus Mozart szenisch (in Kooperation mit dem J.K. Tyl Theater Pilsen).

40 Jahre sind geschichtlich gesehen keine lange Zeitspanne. In Bezug zur Musik des 18. Jahrhunderts allerdings eine sehr lange. Allein zwischen Glucks frühen und seinen späten Werken gab es ganz wesentliche Entwicklungen. Davon profitierte die gesamte Musikwelt und natürlich auch Mozart. Seine La clemenza di Tito wurde gut drei Wochen vor seiner Zauberflöte uraufgeführt, ist aber nach ihr entstanden (und ist seine letzte Oper). Während Gluck der Vorlage Metastasio folgte und eine dreiaktige Oper schuf, blieb Mozart der zweiaktigen Struktur seiner Opern nach Libretti von Da Ponte treu. Dafür verzichtete er fast vollständig auf Metastasios zweiten Akt. Ein wesentliches Merkmal seiner Fassung ist zudem, dass er einzelne Arien zu Ensembles formte und einen Chor einfügte.

Die Inszenierung des Regisseurs Rocc ist zeitlos. Mit der Beschränkung auf wenige Bühnenelemente passt sie gut zur Bühne des Markgräflichen Opernhauses Bayreuth. Diese stellt ob der stets vorhandenen festen Bühnenkulisse und dem Fehlen eines Bühnenturms ohnehin eine Herausforderung dar. Auf der nach hinten verkleinerten Bühne befand sich eine große Festtafel, dahinter sechs spitz zulaufende und umhüllte Objekte, langgezogene Dreiecke, die quasi als Säulen losen Bezug zur Architektur Roms nahm (der mit einem vertikalen Transparent mit dem Aufdruck „ROMA“ konkretisiert wurde). Im zweiten Akt waren die Objekte freigelegt und stellen mit ihren Drähten einen Bezug zum Gefängnis her, in das Sesto gebracht wurde. Hoch oben mittig ein großer Lorbeerkranz als Zeichen für siegreiche Taten (Bühne: auch Rocc).

La Clemenza di Tito
Gluck Festspiele 2024 im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth
Schlussapplaus mit Michael Hofstetter (Mitte), Ensemble und Regieteam
© Beth Chalmers

In der Titelrolle zeigte der aus Südafrika stammende Tenor Khanyiso Gwenxane eine starke Präsenz. Die Milde des Imperators drückte er auch von der Stimmfarbe her passend aus. Die Sopranistin Francesca Lombardi Mazzulli gab eine großartige Vitellia. Die Zerrissenheit der Figur vermittelt sie stimmstark und mit großer Spielfreude. Die Mezzosopranistin Vero Miller gefiel als genötigter Sesto. Mit schönen Stimmen überzeugten auch Mezzosopranistin Barbora de Nunes-Cambraia als Annio und die kurzfristig für die erkrankte Zuzana Koś Kopřivová eingesprungene Akiho Tsujii als Servillia. Markante Töne bot der Bariton Jakub Hliněnský als Publio. In schwarzen und weißen Roben gekleidet, brachte sich der klangstarke Chor des Theaters Pilsen (Einstudierung: Jakub Zicha) auch optisch eindrucksvoll ein. Festspielintendant und Dirigent Michael Hofstetter leitete das Orchester des J.K. Tyl Theater Pilsen mit intensiver Leidenschaft.

Am Ende hat nicht nur die Milde von Titus gewonnen, sondern auch die Liebe (wie ein vertikales Transparent mit AMOR andeutet). Nicht enden wollender Applaus für einen emotional berührenden Abend (im Publikum weilte auch der Herzog von Bayern).

Markus Gründig, Mai 24


La Clemenza di Tito

(Die Milde des Titus)

Opera seria in zwei Akten
Von: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto: Caterino Mazzolà (nach Pietro Metastasio)
Uraufführung: 6. September 1791 (Prag, Gräfliches Nistitzsches Nationaltheater)

Vorstellung bei den Gluck Festspielen 2024: 11. Mai 24 (Markgräfliches Opernhaus Bayreuth)
(Kooperation mit dem J.K. Tyl Theater Pilsen)

Musikalische Leitung: Michael Hofstetter
Regie und Bühne: Rocc
Kostüme: Belinda Radulović
Licht: Kai Fischer
Chor: Jakub Zicha

Besetzung:

Titus: Khanyiso Gwenxane
Vitellia: Francesca Lombardi Mazzulli
Sesto: Vero Miller
Annio: Barbora de Nunes-Cambraia
Servillia: Akiho Tsujii / Zuzana Koś Kopřivová (17.05.)
Publio: Jakub Hliněnský

Chor und Orchester des J.K. Tyl Theatre Pilsen

Weitere Vorstellung: 17. Mai 24 (Stadttheater Fürth)

gluck-festspiele.de