Nachruf auf Franz Grundheber der Hamburgischen Staatsoper

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Die Hamburgische Staatsoper nimmt Abschied von Franz Grundheber, der am 27. September 2025 verstorben ist. Mit ihm verliert die Opernwelt einen Bariton von außergewöhnlicher Strahlkraft – einen „Jahrhundertsänger“, dessen Name und Werk eng mit der Hamburgischen Staatsoper verbunden bleiben und dessen künstlerisches Vermächtnis weit über Hamburg hinaus wirkt.

Franz Grundheber wurde 1937 in Trier geboren. Er studierte an der Musikhochschule Hamburg sowie am Curtis Institute of Music in Philadelphia. 1966 holte ihn Rolf Liebermann in das Ensemble der Hamburgischen Staatsoper. Über 22 Jahre hinweg war er festes Mitglied und blieb dem Haus auch darüber hinaus eng verbunden.

Grundheber prägte die Hamburgische Staatsoper über viele Jahre mit einer Vielzahl von Aufführungen. Weltweit war er in zahlreichen Vorstellungen und in weit über hundert Rollen zu erleben – ein künstlerisches Lebenswerk von herausragender Dimension. 1986 wurde er in Hamburg zum Kammersänger ernannt, 2006 erhielt er die besondere Auszeichnung als Ehrenmitglied der Staatsoper, und 2012 feierte er seine zweitausendste Vorstellung – ein beeindruckender Höhepunkt seiner langjährigen Karriere.

Franz Grundheber verband stimmliche Exzellenz mit packender darstellerischer Präsenz. Seine Paraderollen – häufig die Zerrissenen, Unterdrückten oder innerlich Gequälten – gestaltete er mit tiefster Authentizität, die Publikum und Kritik gleichermaßen berührte. Besonders erinnerungswürdig bleibt sein Wozzeck, den er in zahlreichen Inszenierungen sang und 2007 in seiner Geburtsstadt Trier selbst inszenierte. Darüber hinaus setzte er mit Partien wie Rigoletto oder Amfortas Maßstäbe und wurde weltweit geschätzt – von Wien über Paris und Mailand bis New York und Bayreuth.

Zitat Tobias Kratzer, Intendant der Staatsoper Hamburg:

„Erst am vergangenen Freitag haben wir im Parkettfoyer der Hamburgischen Staatsoper eine „Gallery Wall“ mit bedeutenden Persönlichkeiten aus der Geschichte unseres Hauses eröffnet. Dass dort auch ein Portrait des Baritons Franz Grundheber zu sehen ist, verstand sich für uns von selbst: kaum ein Sänger – in der an bedeutenden Sänger:innen – Persönlichkeiten nicht armen Historie der Staatsoper – hat das Haus so stark und über einen so langen Zeitraum geprägt: seit 1966 im Ensemble, seit 1986 als Kammersänger und der Staatsoper seit 1988 als Gast verbunden, war Franz Grundheber ein Hamburger „by choice“ und ein Sängerdarsteller, der in Rollen von Simone Boccanegra bis Peter Besenbinder das Publikum wie auch seine Kolleg:innen – man darf es so direkt sagen- mit seiner Kunst und Kollegialität über Jahrzehnte GLÜCKLICH gemacht hat.

Mir selbst ist seit vielen Jahren ein scheinbar paradoxer Aphorismus Grundhebers erinnerlich, der einmal sagte, er verstünde gar nicht, warum man Kinder als erste Oper immer in die „Zauberflöte“ mitnähme und nicht etwa in Alban Bergs „Wozzeck“. In und mit beiden Opern hat Grundheber brilliert – in der „Zauberflöte“ als legendärer Sprecher, im Falle von „Wozzeck“ nicht nur als einer der all-time-größten Interpreten derTitelrolle, sondern (in seiner Heimatstadt Trier) auch als Regisseur. Aber dass er den Wahrheitsanspruch, die menschliche Zugewandtheit, den Realismus und auch die Härte der Berg’schen Oper und ihrer Musik als eine jungen Menschen zugängliche und zumutbare beschrieb, sagt viel über das Kunst- und Selbstverständnis dieses großen Künstlers aus, der Oper als existentielle Auseinandersetzung mit der Welt begriff. Auch in dieser Hinsicht gilt ihm meine größte Bewunderung.

Dass Franz Grundhebers Bild in der „Gallery Wall“ einen Tag nach deren Eröffnung schon zu seinem Epitaph wurde, erfüllt uns mit großer Trauer. Zugleich aber sind wir stolz, dass er dem Haus so lange verbunden war. Seinen Angehörigen gilt unser tiefstes Beileid. Wir werden ihn an der Hamburgischen Staatsoper vermissen!“

Mit dem Tod von Franz Grundheber verliert das Haus und die internationale Opernwelt eine der prägendsten Baritonstimmen der vergangenen Jahrzehnte. Sein Werk, seine Haltung und seine Rollenporträts werden für immer in Erinnerung bleiben.

(lifePR)

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