Martin Mitterrutzner mit Franz Schuberts »Die schöne Müllerin« an der Oper Frankfurt

Liederabend Martin Mitterrutzner (Tenor), Gerold Huber (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 14. September 21 ~ Gerald Huber, Martin Mitterrutzner ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Nach langer Pause konnte die Oper Frankfurt wieder einen Liederabend ankündigen: Die französische Sopranistin Sabine Devieilhe. Aus familiären Gründen musste diese jedoch leider absagen. Als kurzfristiger Einspringer für den ersten Liederabend der Saison 2021/22 konnte der österreichische Tenor Martin Mitterrutzner gewonnen werden. Er erhielt seine Ausbildung bei Brigitte Fassbaender, nach einem Engagement am Tiroler Landestheater war er von 2011 bis 2019 Mitglied des Ensembles der Oper Frankfurt. In der Saison 2021/22 ist er an der Semperoper in Dresden als Belmonte, Tamino und Don Ramiro (La Cenerentola) zu erleben. Außerdem kehrt er als Iopas (Les Troyen) an die Bayerische Staatsoper sowie als Tamino an die Wiener Volksoper zurück. Im März erschien bei SWR Music sein Album „Heut` ist der schönste Tag – Tenorschlager der 1930er Jahre“. Die Aufnahme mit der Deutsche Radio Philharmonie Kaiserslautern und Saarbrücken unter Christoph Poppen entstand bereits 2019.

Schon früh begann Mitterrutzner als Liedsänger. Seit 2014 arbeitet er regelmäßig mit dem Pianisten Gerold Huber zusammen (u. a. mit Auftritten in der Kölner Philharmonie, beim Heidelberger Frühling, der Schubertiade Schwarzenberg oder in der Londoner Wigmore Hall).
Als Programmpunkt präsentierten die beiden Franz Schuberts Liedzyklus Die schöne Müllerin. Ein Werk, dass an dieser Stelle bereits Größen wie Daniel Behle, Matthew Polenzani und Klaus Florian Vogt gesungen haben. Von der formalen Gestaltung ragt Mitterutzner hervor, denn er umrahmte den Zyklus mit einem Prolog und einem Epilog (Werner Müllers „Der Dichter, als Prolog“ und „Der Dichter, als Epilog“). Beide zählen zu Wilhelm Müllers Die schöne Müllerin, wurden von Franz Schubert aber nicht vertont.

Aufgrund der kurzfristigen Besetzungsänderung gab es nur einen Programmzettel, kein ausführliches Programmheft mit den Liedtexten. Dank Mitterrutzners hervorragender Diktion war das gesungene Wort bei allen 20 Liedern stets sehr gut zu verstehen.

Für ihn von Vorteil ist, dass er bereits viel Mozart gesungen hat, was seiner ohnehin geschmeidigen und lyrischen Stimme entgegenkommt. Übergänge sind bei ihm nicht hart, alles fließt wunderbar sanft („Danksagung an den Bach“). Dazu hat er eine betörend reine und klare Höhe („Am Feierabend“). Klug dosiert er die Strahlkraft seiner Stimme („Ungeduld“, „Die böse Hand“). Leichtfüßig und unbeschwert nimmt er das Publikum auf die traurige Reise des Müllerburschen mit. Dabei ist er ausdrucksstark, einnehmend und setzt seine lyrische Stimme wohl dosiert ein. Das schön gesungene Wort steht im Vordergrund. Die intimen, zarten und traurigen Momente vermittelt er mit Bravour („Morgengruß“, „der Müller und der Bach“).

Liederabend Martin Mitterrutzner (Tenor), Gerold Huber (Klavier)
Oper Frankfurt, 14. September 21
Martin Mitterrutzner, Gerald Huber
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Gerold Huber ist einer der bedeutendsten Klavierbegleiter. Kürzlich erschien bei Sony Classical die Gesamteinspielung der 299 Lieder von Robert Schumann, die er gemeinsam mit Christian Gerhaher und Gastsolisten (darunter Camilla Tilling, Julia Kleiter, Sibylla Rubens, Wiebke Lehmkuhl und Martin Mitterrutzner) aufgenommen hat (11 CD´s, in Koproduktion mit BR-KLASSIK und dem Heidelberger Frühling).
Huber, auch Professor für Liedbegleitung an der Hochschule für Musik in Würzburg, bereitete Mitterrutzner einen feinfühligen Untergrund. Zusammen bildeten sie eine präzise Einheit.

Intensiver, lang anhaltender Applaus, leider keine Zugabe.

Markus Gründig, September 21