Liederabend Günther Groissböck (Bass) und Malcolm Martineau (Klavier)
Oper Frankfurt: 11. September 18
Mit einem der besten Bässe eröffnete die Oper Frankfurt die Liederabend-Saison 2018/19 im Opernhaus: mit Günther Groissböck. Diesen Sommer sang er die große Partie des Gurnemanz in Uwe Eric Lauifenbergs Parsifal-Inszenierung und den Veit Pogner in Barry Koskys Meistersinger von Nürnberg-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen, wo er schon seit 2011 regelmäßig gastiert und im übernächsten Jahr im neuen Ring des Nibelungen die Partie des Wotan verkörpern wird. Längst ist der bodenständig wirkende Österreicher (Jahrgang 1976) auch international an den größten Häusern eingeladen. Dabei widmet er sich auch regelmäßig dem Liedgesang. So hat er mit dem Pianisten Gerold Huber bereits zwei Alben eingespielt (Schuberts „Winterreise“ und „Schwanengesang“, sowie mit „Herz-Tod“ Liedzyklen von Brahms, Wagner, Wolf und Mahler).
Das Frankfurter Publikum kam nun erstmals in den Genuss, Günther Groissböck live im Opernhaus zu erleben. Mit den, auch auf der Herz-Tod“-Einspielung vorhandenen, „Víer ernste Gesänge” (op. 121) von Johannes Brahms, eröffnete er seinen Liederabend an der Oper Frankfurt. Kraft seiner voluminösen Stimme und seiner ausgesprochenen Kunstfertigkeit, Lieder nicht nur zu singen, sondern sie kunstvoll zu gestalten, vermittelte er die um das Thema Tod kreisenden vier Lieder als vier ergreifende Minidramen. Brillant bereits der erste Gesang “Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh”. Groissböck vermied gekünstelte Affekte, formte jeden Satz gestaltungsreich und klug aus und brachte die biblischen Texte lebendig und wie aus dem Heute stammend rüber.
Bei “O Tod, wie bitter bist du” führte er seine wandlungsfähige Stimme vor, die nun eine starke Wärme und Herzlichkeit mitführte. Am Ende des Gesangs schien der Tod nicht bitter, sondern gar lieblich.
Mit Robert Schumanns Liederkreis Op. 39, zwölf Vertonungen von Gedichten Joseph von Eichendorffs, blieb Groissböck zunächst der Zeit der Romantik treu und bot auch hier wieder eine hervorragende Textverständlichkeit. Im Liedschaffen von Schumann gilt dieser Zyklus als Höhepunkt. Seine starke Durchschlagskraft führte Groissböck beim dramatischen Zwiegespräch zwischen einem Ritter und der Hexe Lorelei („Waldesgespräch“) vor. Mit mystischer Verklärtheit präsentierte er das Lied „Auf einer Burg“, das von einem Ritter berichtet, der seit Jahrhunderten versteinert auf seiner Burg sitzt.
Nach der Pause folgte ein Wechsel zu Liedern aus dem Russischen, zu Tschaikowski und Rachmaninow. Hier wirkte Groissböck nicht ganz so souverän wie zuvor, was möglicherweise allein der Fremdsprache gewidmet war. Hier gefiel als besonders herausragend das hochdramatisch vorgetragene „Ständchen des Don Juan“ von Tschaikowski.
Am Ende gab es für diesen Ausnahmebass, der selbst einem noch den Tod mit Charme und einer Nuance Humor präsentiert, starken und lang anhaltenden Applaus. Günther Groissböck bedankte sich mit einer ganz besonderen Zugabe, der fast zehnminütigen Abschiedsarie des Wotan aus Wagners Walküre. Hier, wie insbesondere bei Tschaikowski und Rachmaninow, war der ihm den ganzen Abend glänzend und mit einem Augenzwinkern begleitende britische Pianist Malcolm Martineau gefordert, aber nie überfordert.
Markus Gründig, September 18
Die Zugabe:
Richard Wagner (1813-1883): Wotans Abschied („Leb‘ wohl, Du kühnes, herrliches Kind“) aus Die Walküre (1870), erster Tag des Ring des Nibelungen