Deutsch-skandinavischer Liederabend mit Maria Bengtsson an der Oper Frankfurt

Liederabend Maria Bengtsson (Sopran) Sarah Tysman (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 14. Januar 2020 ~ Sarah Tysman, Maria Banegtsson ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Mit einem Schwerpunkt auf skandinavische Komponisten begann an der Oper Frankfurt der erste Liederabend im neuen Jahrzehnt. Gestaltet wurde er von der gebürtigen schwedischen Sopranistin Maria Bengtsson und der französischen Pianistin Sarah Tysman. Bengtsson glänzte in Frankfurt bereits in zahlreichen Strauss-Opern (Daphne, Der Rosenkavalier und Arabella) und zeigte in Flotows romantisch-komischer Oper Martha zusätzlich ihre humorvolle Seite.

Werke skandinavischer Komponisten haben im Liederabendrepertoire keinen großen Anteil. In der Vergangenheit war es vor allem der Finne Jean Sibelius, den Sängerinnen wie die schwedische Sopranistin Malin Hartelius (2010) oder die finnische Sopranistin Kamilla Nylund (2017) vorstellten (während die schwedische Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter 2008 und 2014 ganz auf sie verzichtete).

Bengtsson eröffnete Ihren Liederabend an der Oper Frankfurt mit Liedern ihres Landmannes Ture Rangström (1884-1947). Der Schüler von Hans Pfitzner hat neben Opern und Symphonien über 300 Lieder geschrieben. Dem rasanten und unruhig drängendem „Vingar i natten“ („Nächtliche Flügel) folgte als Pendant mit ätherischer Leichtigkeit das berührend innig dargebotene „Bön till natten“ („Nachtgebet“). Bei Liedern wie diesen, zu dem auch „Den enda Stunden“ („Die einzige Stunde“) zählt, ist Maria Bengtssons wunderbar unbeschwerte Höhe ein purer Hörgenuss. Dazu passte auch Jean Sibelius‘ „ Säf, säf, susa“ („Schilfrohr, säus´le“), ein wahres Kleinod.


Liederabend Maria Bengtsson (Sopran) Sarah Tysman (Klavier)
Oper Frankfurt, 14. Januar 2020
Maria Bengtsson, Sarah Tysman
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Mit Edvard Griegs Sechs Lieder (Op. 48) leitete Bengtsson vor der Pause sanft auf die im zweiten Programmteil anstehenden deutschsprachigen Komponisten über. Bei diesem kleinen Zyklus vertonte Grieg Texte deutsche Dichter (u. a. von Heinrich Heine und Johann Wolfgang von Goethe). Höhepunkt hierbei was das ruhige und besinnliche „Dereinst, Gedanke mein“.

Nach der Pause präsentierte Bengtsson zwar mit Franz Schubert und Richard Strauss namhafte Klassiker des Liedrepertoires, wählte dabei aber weitestgehend selten vorgetragene Lieder. Wie beispielsweise Schuberts „Die junge Nonne“ und „Schwesterngruß“ oder Strauss´ „Für fünfzehn Pfennige“ und „Herr Lenz“. Ausnahmen bildeten Schuberts „Gretchen am Spinnrade“ („Meine Ruh´ ist hin) und Strauss´ „Ständchen“ („Mach auf, mach auf, doch leise mein Kind“).

Zum Abschluss verzichtete Bengtsson darauf, einen markant aufblühenden Schlusspunkt zu setzen. Das mit äußerster Langsamkeit zelebrierte „Morgen“ („Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“) unterstrich ihre große Souveränität als Liedinterpretin und ihre Fähigkeit, leise Töne in vielen Farben und Nuancen widerzugeben.

Ihrem besonnenen Vortrag passte sich die Pianistin Sarah Tysman ausgezeichnet an. Sie ist Professorin für Gesangsrepertoire an der Universität der Künste Berlin und wird ab der kommenden Spielzeit als Studienleiterin an der Wiener Staatsoper arbeiten. Dass die beiden eine langjährige Zusammenarbeit verbindet, war an diesem Abend gut zu spüren.

In ihrer ausgeglichen und in sich ruhend wirkenden Ausstrahlung präsentierte Bengtsson ihr komplettes Liedprogramm ohne ausliegende Noten (wie auch Tysman auf Umblätterhilfe verzichtete).

Als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg wird Maria Bengtsson ab 10. Mai dieses Jahres erneut an der Oper Frankfurt zu erleben sein (in Der Rosenkavalier).

Am Ende viel Applaus. Mit Strauss „Die Nacht“ („Aus dem Walde tritt die Nacht“) entließen Maria Bengtsson und Sarah Tysman das für diesen besonnenen Liederabend dankbare Publikum.

Markus Gründig, Januar 20


Die Zugabe:

Richard Strauss (1864-1949): „Die Nacht“ op. 10 No. 3 (1885) aus 8 Gedichte aus „Letzte Blätter“ op. 10