»Der Rosenkavalier«: Ein Blick auf die Wiederaufnahme an der Oper Frankfurt

Der Rosenkavalier ~ Oper Frankfurt ~ v.l.n.r. Octavian (Ida Ränzlöv; sitzend) und Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg (Maria Bengtsson) ~ © Barbara Aumüller (szenenfoto.de)

Von der menschlichen Endlichkeit handelt Aribert Reimanns Trilogie lyrique L’invisible, die kürzlich an der Oper Frankfurt Premiere feierte. Die 2. Wiederaufnahme von Richard Strauß´ populärer Komödie für Musik Der Rosenkavalier knüpft daran unmittelbar an. Denn in der Inszenierung von Claus Guth (Mai 15) liegt der Schwerpunkt auf der Vergänglichkeit unseres Daseins.

Darauf stößt das Bühnenbild von Christian Schmidt das Publikum unmittelbar. Es zeigt auf drei Ebenen ein mondänes Sanatorium (Schlafbereich, Speise-/Aufenthaltsbereich und Keller) zur Entstehungszeit der Oper. Sehr wandelbar wird dabei in der Bühnenmitte ein Baukörper auf der kleinen Drehbühne genutzt (als Aufzug, Treppenaufgang und Ruhebereich).

Im Gegensatz zu L’invisible ist nicht nur das Orchester wesentlich größer besetzt, auch die Zahl der beteiligten Sänger:innen ist bei diesem Opernklassiker viel höher. Bei der Premieren- und 1. Wiederaufnahmeserie dieser Inszenierung leitete der damalige Generalmusikdirektor Sebastian Weigle das Frankfurter Opern- und Museumsorchster. Bei der jetzt erfolgten zweiten Wiederaufnahme übernahm sein Nachfolger, Thomas Guggeis, dieses Amt. Elegant, leidenschaftlich und mit hoher Sinnlichkeit ertönt dabei Strauss´ so vielseitige Klangwelt.

Der Rosenkavalier
Oper Frankfurt
v. l. n. r. Baron Ochs auf Lerchenau (Wilhelm Schwinghammer), Sophie (Elena Villalón) und Marianne Leitmetzerin (Magdalena Hinterdobler)
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Guggeis Begeisterung über das Stück ist nicht nur in seinem lebhaften Dirigat zu hören (insbesondere bei den Vorspielen). Mit einem hörenswerten „Deep Dive“ taucht er auf dem YouTube-Kanal der Oper Frankfurt in die schillernde Welt von Richard Strauss’ Der Rosenkavalier ein und gibt u. a. Antwort auf die Frage, „Was passiert musikalisch, wenn eine silberne Rose überreicht wird?“.

Wiederbegegnung und Hausdebüts

Als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg ist erneut die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson zu Gast an der Oper Frankfurt. Die Tiefe der Figur lotet sie erneut mit großer Innigkeit und zartem lyrischen Gesang überaus einnehmend aus.

Der Rosenkavalier
Oper Frankfurt
v. l. n. r. Marianne Leitmetzerin (Magdalena Hinterdobler), Herr von Faninal (Liviu Holender) und Baron Ochs auf Lerchenau (Wilhelm Schwinghammer)
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Ein Großteil der Sänger:innen gibt bei dieser Wiederaufnahmeserie ein Rollen und/oder Hausdebüt. Erstmals an der Oper Frankfurt zu erleben sind der Bass Wilhelm Schwinghammer (Baron Ochs auf Lerchenau) und die schwedische Mezzosopranistin Ida Ränzöv (Octavian). Schwinghammer überzeugt als relativ junger Ochs, voller Vitalität und stimmlicher Autorität. Für Ida Ränzöv ist die Partie des jungen Herrn aus reichem Haus, Oktavian (genannt Quin-Quin), zugleich ein Rollendebüt. Den hohen Anforderungen dieser großen und schwierigen Partie wird sie mehr wie gerecht. Einer der nicht wenigen Höhepunkte dieser Aufführung ist das Duett zwischen Feldmarschallin und Okatavian zu Beginn des 2. Akts „Mir ist die Ehre widerfahren“.

Rollendebüts und Wiederbegegnungen

Fast alle weitere Sänger:innen gehören zum Ensemble der Oper Frankfurt, einige geben hier ihr Rollendebüt, andere sind bereits mit ihrer Partie vertraut.

Sichtlich Spaß an seiner Figur des reichen neugeadelten Herrn von Faninal hat Bariton Liviu Holender. Optisch mit grauen Haaren ein wenig an Entertainer Harald Schmidt erinnernd, trumpft er mit baritonalem Wohlklang und Stärke auf.
Wenn auch noch sich ein klein wenig zurückhaltend präsentierend, nimmt die kubanisch-amerikanische Sopranistin Elena Villalón als Sophie sehr für sich ein.

Der Rosenkavalier
Oper Frankfurt
stehend: Valzacchi (Michael McCown) und Annina (Claudia Mahnke) sowie liegend: Sophie (Elena Villalón; vorne) und Octavian (Ida Ränzlöv)
© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de

Das hohe Niveau zeigt sich auch bei den zahlreichen weiteren und kleineren Partien: Magdalena Hinterdobler (Anstaltsdame Marianne Leitmetzerin), Michael McCown (Intrigant Valzacchi), Claudia Mahnke (Vlazacchis Begleiterin Annina), Božidar Smiljani (Polizeikommissar), Magnus Dietrich (Haushofmeister der Marschallin / Wirt), Peter Marsh (Haushofmeister bei Faninal) und Franz Mayer (Notar) runden das Opernerlebnis stilvoll ab.

Daneben gibt es zahlreiche weitere Partien, wie die drei adligen Weisen, die vier Lakaien der Marschallin und vier Kellner. Herren- und Kinderchor wurden von Álvaro Corral Matute einstudiert. Zur detailliert ausgearbeiteten Inszenierung gehört auch ein kleines Tanzensemble, das dezent eingebunden ist (Einstudierung: Ramses Sigl).

Am Ende stürmische Beifallsbekundungen und das „bittersüße Gefühl, dass nichts ewig bleibt“ (Oper Frankfurt).

Markus Gründig, April 25


Der Rosenkavalier

Komödie für Musik in drei Aufzügen
Von: Richard Strauss (1864–1949)
Uraufführung: 26. Januar 1911 (Dresden, Königliches Opernhaus)

Premiere: 24. Mai 15
Erste Wiederaufnahme: 9. Januar 16
Zweite Wiederaufnahme: 11. April 25

Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Inszenierung: Claus Guth
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Orest Tichonov
Bühnenbild, Kostüme: Christian Schmidt
Licht: Olaf Winter
Choreografie: Ramses Sigl
Chor und Kinderchor: Álvaro Corral Matute
Dramaturgie: Norbert Abels

Besetzung:

Feldmarschallin: Maria Bengtsson
Baron Ochs: Wilhelm Schwinghammer
Octavian: Ida Ränzlöv
Herr von Faninal: Liviu Holender
Sophie: Elena Villalón
Marianne Leitmetzerin: Magdalena Hinterdobler
Valzacchi: Michael McCown
Annina: Claudia Mahnke
Polizeikommissär: Božidar Smiljani
Haushofmeister der Marschallin / Wirt: Magnus Dietrich
Haushofmeister bei Faninal: Peter Marsh
Ein Notar: Franz Mayer
Ein Sänger: Kudaibergen Abildin
Eine Modistin: Magdalena Tomczuk
Ein Tierhändler: Donát Havár
Drei adlige Waisen: Malin Aldener Nardi / Emma Stannard / Hyemi Rusch-Jung
Vier Lakaien der Marschallin: Pere Llompart / Florian Richter / Nicolai Klawa / Yongchul Lim
Vier Kellner: Constantin Neiconi / Johannes Lehner / Gerhard Singer / Dong Hyub Hong
Ein Hausknecht: Hyeonjoon Kwon
Mohammed: Guillermo de la Chica López
Tänzer*innen: Tadas Almantas / Mar Sánchez Cisneros / Tommaso Bertasi / Marion Plantey / Volodymyr Mykhatskyi / Gal Fefferman / Guillermo de la Chica López

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester

oper-frankfurt.de