
Die designierte Intendantin Sonja Anders und ihr Team präsentieren die Pläne für ihre erste Spielzeit am Thalia Theater. Die Saison 25/26 startet am 19. September 25 mit Shakespeares Was ihr wollt. Zuvor gibt es ein einwöchiges Eröffnungsfestival auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz.
Insgesamt stehen 20 Premieren auf dem Programm, darunter 12 Ur- und Erstaufführungen und acht Koproduktionen bzw. Übernahmen von anderen Theatern. Ergänzt wird der Spielplan von Festivals, neuen Formaten, Gastspielen, Gesprächsreihen und einem breit angelegten Vermittlungsprogramm. Damit entsteht am Alstertor ein ganz neues Repertoire, welches Sonja Anders gemeinsam mit ihrem Team in den vergangenen zwei Jahren, seit im Januar 2023 ihre Berufung bekannt gegeben wurde, für das Thalia Theater entwickelt hat.
NEUE GESICHTER
Erstmals in seiner 182-iährígen Geschichte wird das ThaIia Theater von einer Frau geleitet. Zum künstlerischen Leitungsteam um Sonja Anders gehören Nora Khuon, Leitende Dramaturgin und stellvertretende Intendantin, sowie Anne Lenk, Leitende Regisseurin, die in der ersten Spielzeit mit zwei Inszenierungen vertreten sein wird. Mit Matthias Lilienthal übernimmt ein überaus profilierter Theatermacher die Leitung der traditionsreichen Lessingtage 2026, bevor er die Intendanz an der Berliner Volksbühne antritt.
Viele bekannte Regiehandschriften kehren ans Thalia Theater zurück: Neben Anne Lenk auch Jorinde Dröse, Lilja Rupprecht, Bastian Kraft, Antú Romero Nunes und Stefan Pucher. Daneben inszenieren erstmals am Thalia Theater: Luise Voigt, Marie Bues, Mable Preach, Isabelle Redfern, Ran Chai Bar-zvi, Guy Weizman, Sebastian Hartmann und der Filmregisseur Burhan Qurbani.
Auch im Ensemble des Thalia Theaters gibt es Veränderungen: 18 neue Schauspieler*innen kommen nach Hamburg und treffen auf 18 Ensemble-Kolleg*innen. lnsgesamt wird das Ensemble weiblicher und diverser. Sonja Anders bekennt sich damit auch zum Ensemblegedanken: „Das Thalia Theater ist bekannt für sein erstklassiges Ensemble – und das soll auch so bleiben. Es ist das Herzstück des Theaters.“
Eine Übersicht des Ensembles findet sich unter -> neu.thalia-theater.de
PROGRAMMLINIEN
Das Thalia Theater versteht sich zudem als politischer Ort: „Gerade jetzt, in einer Zeit des Falschsprechens, der Angstmacherei und Abgrenzungsreflexe, ist der direkte Kontakt zwischen Menschen elementar“, erklärt Sonja Anders. „Wir brauchen den Austausch unterschiedlicher Perspektiven auf unsere Welt und unser Miteinander, brauchen Gegenerzählungen, die sich auf die Würde des Menschen berufen, die zu Achtung und Toleranz anregen. All dies müssen und wollen wir als offener Ort der Kunst und Diskussion leisten.“
Die Spielzeit 25/26 wird mit Shakespeares Geschlechter- und ldentitätskonfusion Was ihr wollt in der Regie von Anne Lenk eröffnet- mit auf der Bühne ist das mehrfach ausgezeichnete Orchester im Treppenhaus zu erleben. Mit Frommer Tanz (Regie Ran Chai Barzvi) und Die kleine Meerjungfrau (Regie Bastian Kraft), die nach einem fulminanten Erfolg als Koproduktion mit dem Schauspielhaus Zürich ans Thalia Theater wechselt, stehen weitere Geschichten auf dem Programm, die Queerness und Offenheit feiern.
Im Eröffnungsreígen wird mit Marschlande eine Geschichte der feministischen Selbstermächtigung durch Jorinde Dröse inszeniert, die damit den Bogen zwischen Mittelalter und Gegenwart spannt. Ebenfalls von Jorinde Dröse kommt Die Wut, die bleibt aus Hannover ans Thalia. Der Abend wurde bei den Salzburger Festspielen gefeiert und läuft seitdem vor stets ausverkauftem Haus. Porneia (Regie Isabelle Redefern) beschäftigt sich ebenfalls mit dem Verhältnis der Geschlechter und der Frage, wie Frieden gelingt.
Antirassismus und Empowerment sind zentral für die Arbeiten von Mable Preach, die beständig in der freien Theaterszene in Hamburg für Aufsehen sorgte und nun ihre Zusammenarbeit mit Sonja Anders fortsetzt. Auch der Regisseur Burhan Qurbani wird Kafkas Die Verwandlung dahingehend deuten. Baracke von Rainald Goetz (Regie Stefan Pucher) wiederum verfolgt einen klaren Standpunkt, was rechte Gewalt und deren Strukturen angeht.
Die für ihre bildstarken Inszenierungen bekannte und gerade zum BerlinerTheatertreffen eingeladene Regisseurin Luise Voigt bringt mit Sankt Falstaff eine rasant witzige Analyse von Systemen der Macht auf die Bühne. Mit Macht und Ohnmacht, lntrige und Lüge befassen sich auch Der zerbrochne Krug (Regie Lilia Rupprecht), die Uraufführung Hope (Regie Guy Weizman) und Arendt, welches Regisseur Tom Kühnel mit der Schauspielerin Corinna Harfouch inszenieren wird.
Die Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und einem festen Platz in der Welt behandeln – sowohl tragisch als auch urkomisch – die Inszenierungen Hard Times (Regie Antu Romero Nunes), Gefährliche Liebschaften (Regie Sebastian Hartmann), To My Little Boy (Regie Marie Bues) und The Boys Are Kissing (Regie Anne Lenky
KOOPERATIVES KRAFTZENTRUM
Zentral für das Thalia Theater unter Sonja Anders ist der Gedanke der Kooperation. „Wir möchten uns noch mehr vernetzen, sowohl mit Akteur*innen der Stadt, als auch mit anderen Theatern und internationalen PIayern“, stellt Sonja Anders in Aussicht. „Solche echten Verbindungen sind nicht nur bereichernd für alle, sondern auch nachhaltig.“
So stehen u. a. Koproduktionen mit dem Theater Winterthur, Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Hannover und den Ruhrfestspielen Recklinghausen an. Hope, eine interdisziplinäre Koproduktion mit dem NITE Groningen, wird nach der Premiere in Amsterdam, Rotterdam, Utrecht und Den Haag gezeigt.
FESTIVALS UND REIHEN
Wir müssen reden heißt die neue Gesprächsreihe mit Sascha Chaimowicz. Chefredakteur des ZElTmagazins. Er trifft auf prominente Gäste, um die Frage zu diskutieren: „In was für einem Land leben wir eigentlich und in welchem würden wir gerne leben?“ Nach der Diskussion auf der Bühne wird die Debatte bei einer Suppe im Foyer mit dem Publikum fortgesetzt.
Die Lessingtage präsentieren vom 30. Januar bis 14. Februar 26 Gastspiele und internationale Produktionen. Das transkulturelle Festival Nachbarschaften erweitert sein Angebot auf die gesamte Spielzeit.
Wichtige Projektreihen und Formate wie das Programm für Diversitätsentwicklung werden fortgeführt. Die Embassy of Hope qeht ebenso weiter wie die Formate Freiflug oder diverse Reihen im Nachtasyl. In Sachen Nachwuchsförderung kooperiert das Thalia Theater auch in Zukunft mit dem Körber Studio Junge Regie sowie mit der Theaterakademie.
NEUE SPIELSTÄTFE: DIE BOX
Im Foyer der Gaußstraße entsteht mit der BOX eine aufregende neue Studiobühne für das Thalia Theater, die dem künstlerischen Nachwuchs einen optimalen Raum für Experimente, aber auch viel Platz für junges Theater und kooperative Formate bietet.
ERÖFFNUNGSWOCHE
Auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz eröffnet ein einwöchiges Open Air Programm die neue Spielzeit. Vom 12. bis 19. September 25 wird in Zusammenarbeit mit Vereinen, Initiativen und Institutionen aus Hamburg ein buntes Programm für Jung und Alt zum Verweilen, Diskutieren und Feiern einladen. Der Vormittag gehört den Schüler*innen, am Nachmittag wird diskutiert und geworkshopt, am Abend gibt es Konzerte und Events. Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei.
VORVERKAUF
Der Vorverkauf für das Programm im September und Oktober beginnt am 1. Juli 25. Bereits jetzt können Tickets für die ersten vier Premieren der neuen Spielzeit erworben werden.
Tickets und Infos auf der neuen Website: neu.thaIia-theater.de