»Ruslan und Ljudmila« ab 9. November an der Hamburgischen Staatsoper

Auf den ersten Blick scheint Michail Glinkas Ruslan und Ljudmila eine klassische Märchenoper zu sein – mit Riesen, Hexen und einer entführten Braut: Ein böser Zauberer raubt die Prinzessin von ihrer eigenen Hochzeit; mehrere Ritter und deren Helfershelfer müssen zahlreiche Abenteuer bestehen, bevor schließlich die Vereinigung von Prinz und Prinzessin möglich wird.

Doch hinter der märchenhaften Fassade verbirgt sich weit mehr als ein Zaubermärchen. Die von Alexander Puschkin erdachte Fabel ist zugleich die Coming-of-Age-Geschichte einer Generation, die nicht länger in die Fußstapfen ihrer Väter treten will, sondern ihr Leben nach eigener Façon gestalten möchte – mit neuen, eigenen Vorstellungen von Familie, Liebe und Freiheit.

Inmitten des erwachenden russischen Nationalgefühls zeichnet Glinka im Jahr 1842 mit seiner Märchenoper das Bild einer Nation, die sich gegen ein bedrohliches Außen behaupten soll – ein Motiv, das heute, nicht nur in Russland, erschreckend aktuell erscheint. Wie lässt sich Freiheit in einer Zeit schwindender liberaler Freiheiten verwirklichen? Und wie kann eine junge Generation ihre Hoffnung bewahren, wenn ihre Träume von Selbstbestimmung von Einheitsdenken und Dominanzkultur bedroht werden?

Musikalische Einordnung

Musikalisch führt Glinka die italienische Belcanto-Mode seiner Zeit auf meisterhafte Weise mit slawischem, finnischem und arabischem Melos zusammen – alles getragen von der erstmals konsequent für eine Oper eingesetzten russischen Sprache. So steht dem politischen Streben nach nationaler Einheit ein musikalischer Ausdruck größter Vielfalt gegenüber.

Die ungarischen Regisseurinnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka nehmen diese Vielschichtigkeit zum Anlass, die Schönheit individueller Lebens- und Liebenswege herauszuarbeiten – und zugleich die Herausforderungen zu beleuchten, die sich bis heute ergeben, wenn Menschen sich den Erwartungen von Tradition und Gesellschaft widersetzen.

Mit ihrer Inszenierung öffnen sie den Blick auf ein Werk, das zwischen Märchen und Realität, Romantik und Rebellion, kollektiver Identität und persönlicher Freiheit oszilliert – und damit aktueller und brisanter ist als je zuvor.

Zitat Alexandra Szemerédy & Magdolna Parditka:
„In einer Zeit, in der Liberalismus zunehmend eingeschränkt ist, wird Freiheit in all ihrer Vielfalt zum höchsten Gut. Gerade dort, wo Angst und Kontrolle den Ton angeben, beginnt für uns das eigentliche Theater: als Ort der Selbstbefragung, der Widersprüche, der Unruhe. Wir interpretieren das Fairy Tale neu und interessieren uns für Menschen, die aus eingefrorenen Geschlechterrollen ausbrechen wollen, die sich nicht mit vorgefertigten Bildern von Liebe oder Identität zufriedengeben – die ihren eigenen Weg suchen, auch wenn er gegen den Strom führt. In Glinkas vielstimmiger Musik spiegelt sich genau diese Sehnsucht: nach einer Welt, in der Verschiedenheit nicht Bedrohung, sondern Möglichkeit ist.“


Ruslan und Ljudmila

(Руслан и Людмила ~ Ruslan i Ljudmila)

Große Zauberoper in fünf Akten (1842)
Komposition: Michail Glinka
Libretto: Konstantin Bakturin, Walerijan Schirkow, Nestor Kukolnik, Michail Godenow, Nikolai Markewitsch und Michail Glinka nach dem gleichnamigen Poem von Alexander Puschkin
Uraufführung: 9. Dezember 1842 (St. Petersburg, Bolschoi-Theater)

Premiere: Sonntag, 9. November 25 (Großes Haus)

Musikalische Leitung: Azim Karimov
Inszenierung, Bühne und Kostüme: Alexandra Szemerédy, Magdolna Parditka
Video: Janic Bebi
Licht: Thomas Roscher
Dramaturgie: Katinka Deecke, Judith Wiemers

Besetzung:

Ljudmila: Barno Ismatullaeva
Ruslan: Ilia Kazakov
Farlaf: Alexei Botnarciuc
Bajan / Finn: Nicky Spence
Ratmir: Artem Krutko
Naina: Kristina Stanek / Angela Denoke (abwechselnd, siehe Termine)
Gorislawa: Natalia Tanasii
Swetosar: Alexander Roslavets / Tigran Martirossian (abwechselnd, siehe Termine)
Chor: Chor der Hamburgischen Staatsoper
Orchester: Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Weitere Aufführungstermine:
Mi, 12. November 2025 – 19:00
Sa, 22. November 2025 – 19:30
Do, 27. November 2025 – 19:00
Di, 2. Dezember 2025 – 19:00
Do, 11. Dezember 2025 – 19:00
Sa, 13. Dezember 2025 – 19:00
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit: Fr, 19. Dezember 2025 – 19:00

Terminübersicht und Tickets: die-hamburgische-staatsoper.de

Dauer: ca. 180 Minuten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren / Klasse 9
Sprache: Russisch mit deutschen Übertiteln

(lifePR)