Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ am Staatstheater Wiesbaden

Die Schöpfung ~ Staatstheater Wiesbaden ~ Bühnenbild ~ © Mirjam Staengl

Am Mittwoch, den 19. Juni 2025 um 19.00 Uhr feiert die Inszenierung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ in der Regie von Franziska Angerer Premiere im Großen Haus des Staatstheater Wiesbaden. Unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Leo McFall erklingt Haydns opulentes Sakralwerk mit hochkarätigen Solist*innen aus dem Opernensemble und gleich drei Wiesbadener Chören: dem Bachchor Wiesbaden, dem Extrachor des Hessischen Staatstheater Wiesbaden sowie der Kinder- und Jugendkantorei der Evangelischen Singakademie Wiesbaden.

Franziska Angerers Inszenierung denkt den biblischen Schöpfungsbericht aus einer Perspektive des Kompostierens und des sich permanent Verwandelns aller Materie: Zersetzen – neu werden – zersetzen – neu werden. Die Erzählung von der „Schöpfung“ wird dabei nicht als lineare Vorwärtsbewegung ausgelegt, die den Menschen als „Krone der Schöpfung“ und Herrscher der Natur feiert, sondern als zyklischer Prozess, in dem alles – vom Wurm bis zum Menschen – Teil eines natürlichen Kreislaufs ist.

An dem Abend begegnen sich die jahrtausendealte biblische Schöpfungserzählung, John Miltons Genesis-Epos „Paradise Lost“ von 1667, die klassische Klangwelt Joseph Haydns und eine zeitgenössische szenische Interpretation, die nicht nur aktuelle ökologische Fragen verhandelt, sondern auch feministische und posthumanistische Perspektiven aufgreift.

Die drei Solist*innen des Abends, Galina Benevich (Sopran), Katleho Mokhoabane (Tenor) und Hovhannes Karapetyan (Bass), sind von verschiedenen Positionen auf Bühne und Zuschauerraum zu hören. Gemeinsam mit den Chören werden sie zu den Berichterstatter*innen des biblischen Schöpfungsmythos.

Nach der Aufführung von Haydns „Schöpfung“ geht es hinaus ins Freie zum Kompost am Warmen Damm: Die assoziative Klanginstallation von Komponist Arne Gieshoff „for you are soil“ ergänzt Haydns Musik um neue kompositorische Schichten wurde eigens für die Produktion erschaffen.

Unter freiem Himmel wird die Neukomposition zum Happening – mit Klangskulptur, Chören, Musiker*innen des Hessischen Staatsorchesters und einem gemeinschaftlichen Ausklang. Auch Haydns Musik fügt sich in den Kreislauf ein: als lebendige Materie, als vergängliche Form.

Der Kompost ist dabei nicht nur künstlerisches Bild, sondern entstand als reales Beteiligungsprojekt: am Warmen Damm wächst er seit März 2025 als ein Objekt, das in die Stadt hineinwirkt. Bürger*innen waren eingeladen, organische Küchen-, Balkon- und Gartenabfälle beizusteuern. Dieser reale Verrottungsprozess wird zur Grundlage der Theaterinszenierung und macht „Die Schöpfung“ zu einem interdisziplinären Dialog zwischen Stadt, Theater, Musik und Natur.


Die Schöpfung

Oratorium
Von: Joseph Haydn (1732 – 1809)
Uraufführung: 19. März 1799 (Wien, Burgtheater)

Premiere am Staatstheater Wiesbaden: Mittwoch, 19. Juni 25 (Großes Haus)

Musikalische Leitung: Leo McFall
Inszenierung: Franziska Angerer
Bühne: Mirjam Stängl
Bühnenbildmitarbeit: Marlena Gundlach
Kostüme: Sabrina Bosshard
Neukomposition: Arne Gieshoff
Video: Fabio Stoll
Regieassistenz: Moritz Warnecke
Licht: Klaus Krauspenhaar
Chor: Niklas Sikner, Albert Horne
Dramaturgie: Carolin Müller-Dohle, Balthazar Bender
Vermittlung: Oliver Riedmüller
Musikalische Assistenz: Tamara Lorenzo Gabeiras
Musikalische Einstudierung: Julia Palmova/Adam Rogala
Bühnenbildassistenz: Mascha Dilger

Besetzung:

Gabriel / Eva: Galina Benevich
Uriel: Katleho Mokhoabane
Raphael / Adam: Hovhannes Karapetyan

Mit: Niclas Brück, Kimberly Burtchen, Taitu Lieske, Ariana Meidt, Hannah Oberste-Brandenburg, Michael Schreiber, Fynn Springer
Jugendkantorei der Evangelischen Singakademie Wiesbaden
Bachchor Wiesbaden
Extrachor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden


Weitere Termine: So., 22.06. / Mi., 25.06. / Fr. 27.06. / Sa. 28.06. / Mi. 02.07.2025

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