
Der polnische Dramatiker Sławomir Mrożek gilt als einer der wichtigsten Vertreter des absurden Theaters. Mit „Tango“ landete er einen Welterfolg, der dem Stück den Ruf eines „modernen Hamlet“ einbrachte. Seine ebenso hintergründige wie unterhaltsame Gesellschaftssatire wurde 1965 in Belgrad uraufgeführt.
Jetzt wagt sich Regisseur Tom Kühnel, der zuletzt in Kassel erfolgreich Rolf Hochhuths „Die Hebamme“ in Kassel inszeniert hat, an Mrożeks grotesk-satirisches Meisterwerk. Mit „Tango“ kooperiert das Staatstheater Kassel erstmals mit dem RambaZamba Theater, Berlin, sowie mit der Baunataler Diakonie und der Hephata Diakonie.
Menschen mit Behinderung werfen gemeinsam mit dem Schauspielensemble und Tänzer:innen des Rot-Weiss-Klub Kassel einen spannenden und zeitgemäßen Blick auf Mrożeks Klassiker und verhandeln gesellschaftliche Missstände und politische Unterdrückung gemeinsam auf der Bühne im Kasseler Schauspielhaus. Mit einem inklusiven Rahmenprogramm feiert „Tango“ am Samstag, 31. Mai, Premiere im Schauspielhaus.
Die guten alten Zeiten, wer sehnt sich danach nicht? Tangotanzen zum Beispiel, das war doch mal ein Skandal, feurig, zügellos, leidenschaftlich und revolutionär. Doch heutzutage gibt es einfach keine Tabus mehr: Alles ist erlaubt, aber nichts funktioniert. So das Weltbild des Medizinstudenten Artur, der mit dem Zustand der Welt hadert, wobei ihm vor allem seine eigene verkommene Chaosfamilie auf die Nerven geht, weil diese alle moralischen Maßstäbe außer Kraft gesetzt hat.
Anarchie und absolute Freiheit gelten als Lebensprinzip: Seine Mutter schläft mit dem undurchsichtigen Hausfreund Edek, während der Vater seine Zeit mit idiotischen Theater-Experimenten vertrödelt und die Großmutter nur noch an Schnaps und Kartenspielen denkt. Da hilft für Artur nur eins: Verbindliche Werte schaffen, die Rückkehr zur Norm ist angesagt, der ganze liberale Schnickschnack gehört verboten. Schließlich ruft er seinen Vater zur Waffengewalt gegen Edek auf, die Diktatur zeigt ihre hässliche Fratze und als zunehmend die Dinge aus dem Ruder laufen, bleibt nur noch der Tango …
Über die Kooperationspartner:
Beim RambaZamba Theater wird die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung täglich gelebt. Das Theater ist in der KulturBrauerei im Prenzlauer Berg in Berlin beheimatet und zählt heute zu den national und international renommiertesten Bühnen für inklusives Theater. Die Idee, Menschen mit einer Behinderung nicht zu verstecken, sondern sie in ihren ganz besonderen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu fördern, ein Ensemble zu bilden, ein Repertoire aufzubauen und sie ins Scheinwerferlicht zu stellen, war zur Gründungszeit revolutionär und ist auch heute noch Theateravantgarde.
Die jetzige Leitung unter Jacob Höhne denkt diese Idee weiter und setzt sich bewusst mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Fragen auseinander. Bei „Tango“ übernimmt er in Kassel die Dramaturgie und inklusive Beratung. Ziel ist es, ein Theater zu machen, das süchtig macht, unterhaltsam ist, zugänglich und menschlich bleibt, offen für sämtliche Spielarten der Kunst ist und dabei immer den einzigartigen Blick und Ausdruck der Schauspieler:innen zum Glänzen bringt.
Die Baunataler Diakonie Kassel e.V. (bdks) ist ein kirchlich-diakonischer Werteverbund mit eigenen Einrichtungen und Beteiligungen. Ziel ist es, Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe und Mitbestimmung zu stärken. Hierzu bietet die bdks vielfältige Wohnmöglichkeiten, individuelle Arbeitsplätze, Bildungs- und Qualifizierungschancen sowie Angebote zur Tagesstrukturierung.
„Vielfalt Leben“ drückt das Leistungsspektrum und den Anspruch der bdks aus. Inklusion wird hier gelebt. Insgesamt arbeiten bei der bdks 3.000 Menschen mit und ohne Behinderung.
Die Hephata Diakonie engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens, sexueller Zugehörigkeit oder Nationalität. Die Soziale Teilhabe (ehemals Behindertenhilfe) ist einer von 13 Geschäftsbereichen Hephatas.
Hier fordert und fördert Hephata Inklusion und Teilhabe für Menschen mit Behinderungen. An 30 Standorten werden Menschen im Stationärem Wohnen, Betreuten Wohnen und in Werkstätten unterstützt. Die Hephata Diakonie ist in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz mit Einrichtungen vertreten. Sitz des Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.
Zum Rahmenprogramm:
Matinee
Sonntag, 25. Mai, Uhr, amos Begegnugsstätte, Rudolf-Schwander-Straße 4-8, 34117 Kassel
Eintritt frei
Im Anschluss an die öffentliche Bühnenprobe am 22. Mai lädt das Produktionsteam herzlich zu einer begleitenden Matinee am Sonntag, 25. Mai, 11 Uhr, in die amos Begegnungsstätte ein. Diese bietet dem Publikum die Gelegenheit, mit den Menschen hinter der Inszenierung ins Gespräch zu kommen. Dabei erzählen Schauspieler:innen, der Regieassistent und Dramaturg:innen mehr zum Entstehungsprozess der Produktion und zum Probenstand. Ein offener Austausch steht dabei im Vordergrund. Der Eintritt ist frei.
Workshop: Barriereabbau – Institutionen im Wandel
Samstag, 31. Mai, 15 Uhr, bdks JobCampus, Opernstraße 11, 34117 Kassel
Teilnahme kostenfrei, Anmeldung bis zum 28. Mai an: feedback@staatstheater-kassel.de
Im Fokus des inklusiven Workshops im Rahmen der Premiere von „Tango“ am selben Tag, steht die Frage, wie der Zugang zu Kultur für alle Menschen verbessert werden kann – sei es im Publikum, auf der Bühne oder hinter den Kulissen. Gemeinsam mit den Teilnehmenden sollen Barrieren erkannt, unterschiedliche Perspektiven beleuchtet und konkrete Maßnahmen für mehr Teilhabe angestoßen werden.
In kleinen Gruppen werden Erfahrungen gesammelt, Wissen geteilt, Schwachstellen aufgedeckt und kreative Ansätze für eine inklusivere Kulturlandschaft entwickelt. Der Workshop richtet sich an Neueinsteiger:innen, Fachleute, Kulturschaffende sowie an Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Alle Beiträge sind willkommen!
Der Workshop ist barrierearm gestaltet und kostenfrei. Es wird um vorherige Anmeldung bis zum 28. Mai an: feedback@staatstheater-kassel.de gebeten.
Premiere von „Tango“ ist am Samstag, 31. Mai, 19:30 Uhr im Schauspielhaus Kassel. Erste Einblicke ermöglicht für nur 3 Euro Eintritt ein Sneak In – eine öffentliche Bühnen-Probe – am Donnerstag, 22. Mai, um 17 Uhr.
Am Freitag, 4. Juli, ist die Produktion außerdem für eine Vorstellung am RambaZamba Theater in Berlin zu sehen.
Karten für die Sneak In, die Premiere, sowie alle Folgevorstellungen im Kasseler Schauspielhaus sind erhältlich an der Theaterkasse, Tel. (0561) 1094-222, und online unter staatstheater-kassel.de. Tickets für das Gastspiel am 4. Juli sind erhältlich beim RambaZamba Theater in Berlin.
Tango
Ein inklusiver Spaß rund um die Freiheit von Sławomir Mrożek, in Koproduktion mit dem RambaZamba Theater, Berlin
Deutsch von Christa Vogel und Ludwig Zimmerer
In Kooperation mit der Baunataler Diakonie Kassel e.V., der Hephata Diakonie, und dem Rot-Weiss-Klub Kassel
Premiere am Staatstheater Kassel: 31. Mai 25 (Schauspielhaus)
Regie: Tom Kühnel
Bühne: Bettina Meyer
Kostüme: Ulrike Gutbrod
Musik: Stefan Leibold
Licht: Oskar Bosman
Dramaturgie: Jacob Höhne, Carlotta Huys
Mit: Helge Ahrens (als Gast, Edek), Eva Fuchs (als Gast, Edek), Arno Knauf (als Gast, Musiker), Annalena Haering (Ala), Annett Kruschke (Eugenia), Aljoscha Langel (Stomil), Hagen Oechel (Eugen), Nora Quest (Eleonore), Felix Thewanger (Artur), Tänzer:innen des Rot-Weiss-Klubs Kassel
Nächste Termine: Fr 6. Juni, 19:30 Uhr, Fr 13. Juni, 19:30 Uhr, Mi 18. Juni, 19:30 Uhr u.v.m.
Gastspiel im RambaZamba Theater in Berlin: Freitag, 4. Juli, 19.30 Uhr