Premieren im Oktober am Schauspiel Frankfurt

Schauspiel Frankfurt (© Birgit Hupfeld)


Premiere / Uraufführung: Spiel des Schwebens von Anj Hilling

Irren ist menschlich. Unsere Irrtümer, Fehler und Schwächen, so scheint es, sind unweigerlich und für alle Zeit Teil der Bedingungen unserer Existenz: denn schon unser Geborensein in die Welt ist ein Eintritt in die Unvollkommenheit jener, die uns aufziehen, beschützen – und beschädigen. So war es immer. Aber muss es immer so bleiben? Darf es so bleiben? Wenn die neue Welt, die wir geschaffen haben, die Grundlagen unserer eigenen Existenz zu zerstören droht – braucht es dann nicht einen neuen Menschen?

Ohne Trauma, ohne Fessel, verwurzelt allein im Augenblick – so soll Miko aufwachsen, Kind einer Zukunft, die beinahe bereits begonnen hat. Vesna und Nils schließen einen Vertrag mit Kali, einer nicht-menschlichen Erziehungsberaterin, die verspricht, ihre Tochter zu befreien von den Nachteilen der Herkunft. Bald schon zeigt sich, dass Kali weitaus mehr bewirkt als erhofft – oder befürchtet. Was für ein Mensch wird Miko sein? Gibt es eine Grenze dessen, was wir als »menschlich« betrachten? Und wenn ja: Ist die Grenze ein Irrtum gewesen?

Anja Hillings neues Stück stellt faszinierende Fragen von beunruhigender Aktualität. Künstliche Intelligenz ist eine technologische Realität, deren Folgen wir noch lange nicht überblicken. Wie weit sind wir bereit, zu gehen?

Spiel des Schwebens

Von: Anja Hilling
Uraufführung: Freitag, 10. Oktober 25 (Kammerspiele)

Regie: Christina Tscharyiski
Bühne: Marlene Lockemann
Mitarbeit Bühne und Kostüm: Nora Schreiber
Kostüme: Miriam Draxl
Musik: Cornelia Pazmandi
Dramaturgie: Alexander Leiffheidt
Licht: Frank Kraus

Mit: Stefan Graf, Manja Kuhl, Tanja Merlin Graf, Rokhi Müller

Die nächsten Vorstellungen: 16./ 27. Oktober, 2. November


Premiere: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui von Bertolt Brecht

Chicago in der Wirtschaftskrise: Der Gemüsehandel stockt, die Händler verzweifeln. Die führenden Blumenkohlhändler wollen den Handel wieder ankurbeln, aber den Gangster Arturo Ui wollen sie nicht mitmischen lassen. Stattdessen spinnen sie ihre eigene Intrige und überreden einen angesehenen Stadtpolitiker zur Korruption. Doch Ui weiß die Schwächen der anderen gegeneinander auszuspielen und seine politische und geschäftliche Karriere nimmt schnell Fahrt auf. Er begreift, dass Gewalt allein für seine Machtexpansion nicht ausreicht – auch die Manipulation der Öffentlichkeit gehört dazu. In seinem Größenwahn macht er weder vor alten Weggefährten noch an den Stadtgrenzen Chicagos Halt.

Bertolt Brecht schrieb 1941 im Exil diese Parabel auf die Karriere Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten. Die Verortung der bissigen Satire im amerikanischen Gangstermilieu war laut Brecht sein »Versuch, der kapitalistischen Welt den Aufstieg Hitlers dadurch zu erklären, dass er in ein ihr vertrautes Milieu versetzt wurde«. Damit stellen sich die Ereignisse nicht als schicksalhaftes Verhängnis dar, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse unter der Mitwirkung Vieler. Faschismus ist kein historischer Einzelfall, sondern die auch heute immer noch mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.

Regisseur Christian Weise und sein Team erschaffen bildgewaltige und musikalische Welten, in denen sie Klassiker des Theaters spielerisch einer zeitgenössischen Befragung unterziehen.

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

Sprechtheater mit Musik ~ Gangsterspektakel in 17 Bildern
Von: Bertolt Brecht und Hans-Dieter Hosalla
Uraufführung: 10. November 1958 (Stuttgart, Staatstheater Stuttgart)

Premiere am Schauspiel Frankfurt: Samstag, 18. Oktober 25 (Schauspielhaus)
Mit einem Epilog von Soeren Voima

Regie: Christian Weise
Bühne: Julia Oschatz
Kostüme: Josa Marx
Musik: Jens Dohle
Dramaturgie: Katja Herlemann

Besetzung:

Arturo Ui, Gangsterchef: Christoph Bornmüller
Emanuele Giri, Gangster: Annie Nowak
Guiseppe Givola, Blumenhändler – Gangster: Andreas Vögler
Ernesto Roma, Uis Leutnant – Gangster: Sebastian Kuschmann
Flake, Geschäftsmann, Führer des Karfioltrusts: Christina Geiße
Mulberry, Geschäftsmann, Führer des Karfioltrusts: Mitja Over
Der alte Dogsborough: Michael Schütz
Dockdaisy: Viktoria Miknevich
O’Casey / Betty Dullfeet: Heidi Ecks
Ted Ragg, Reporter: Miguel Klein Medina
Goodwill, ein Herr von der Stadtverwaltung / Leibwächter / Der Verteidiger: Sebastian Reiß
Gemüsehändler / Ein Schauspieler / Der Ankläger / Ignatius Dullfeet: Uwe Zerwer
Gemüsehändlerin, Regieassistent: Vincent Schlarbaum
Bowl, Prokurist bei Sheet / Der Angeklagte Fish: André Meyer
Sheet, Reedereibesitzer / Leibwächter / Der Richter: Tobias Lutze
Live-Musik / Der Ansager: Jens Dohle
Live-Video: Angelo Lo Bello, Amanda Schulenburg, Joëlle Pidoux

Die nächsten Vorstellungen: 22./ 24./ 26. Oktober und 1. November


Premiere / Uraufführung: Cold Case: Gretchen brennt von Smilla Zorn und Awesome Universe

Die Gerichtsakte vom Fall der Susanna Margaretha Brandt wurde 1772 geschlossen, aber
rätselhaft bleibt ihr tragisches Schicksal bis heute. Bekannt wurde ihre Geschichte durch die
Bearbeitung Goethes für seine berühmte Gretchenfigur in »Faust«. Aber wird diese
Behandlung der realen Lebensgeschichte der Frankfurter Dienstmagd gerecht? Welche Not
steckte hinter dem Verbrechen, für das sie auf der Hauptwache mit dem Tode bestraft
wurde?

Als Akt der Selbstermächtigung und des Empowerments veranstaltet das Dark-Pop-Duo Smilla Zorn & Awesome Universe, bestehend aus Ensemblemitglied Lotte Schubert und Musiker Thorsten Drücker, ein feierlich-sehnsüchtiges Clubkonzert. Sie legen mit ihren melancholisch-ehrlichen Texten und sphärischen Klängen den Finger in die Wunde, erzählen vom Schmerz, aber auch von der Hoffnung auf Glück. Hier treffen sie auf die Biografie der Frankfurterin, deren Themen nichts an Aktualität eingebüßt haben: prekäre Lebensbedingungen, Unterdrückung von Frauen im patriarchalen System, Schwangerschaftsabbrüche und ihre strafrechtlichen Folgen.

Mit dokumentarischen Mitteln entwickelt die Band einen vielschichtigen Abend, der Fiktion mit Historischem, Persönliches mit Allgemeingültigem vereint und dabei derjenigen eine Stimme gibt, die zeit ihres Lebens überhört wurde.

Cold Case: Gretchen brennt

Von: Smilla Zorn und Awesome Universe
Premiere / Uraufführung am Schauspiel Frankfurt: Freitag, 24. Oktober 25 (Kammerspiele)

Konzept und Musik: Lotte Schubert, Thorsten Drücker
Szenische Einrichtung: Marlon Otte
Bühne: Kaethe Olt
Kostüme: Henrike Reller
Dramaturgie: Jana Fritzsche

Mit: Smilla Zorn und Awesome Universe

Die nächsten Vorstellungen: 26. Oktober, 3., 14., 24. November 2025


Weitere Informationen und Tickets: schauspielfrankfurt.de