
Premiere / Frankfurter Erstaufführung: Le Grand Macabre
Zweite Wiederaufnahme: Martha
Premiere / Frankfurter Erstaufführung: Le Grand Macabre
Geräuschvoll, traumwandlerisch und ziemlich schräg hüllt sich das 1978 an der Königlichen Oper Stockholm uraufgeführte Endspiel von György Ligeti (1923-2006) in einen kunterbunten Mantel, unter dem der Schabernack regiert. Das Schauspiel La Balade du Grand Macabre des Belgiers Michel de Ghelderode, eine Art absurdes Mysterienspiel von 1934, lieferte dem Komponisten und seinem Librettisten Michael Meschke den tragikomischen Stoff für ihr Musiktheater. Als Kommentar auf die Dogmen der musikalischen Avantgarde der Zeit nannte der vor 100 Jahren in Rumänien geborene und seit 1956 im Exil lebende Ungar Ligeti sein Werk augenzwinkernd eine „Anti-Anti-Oper“ – im Grunde die Rückkehr zur Oper im traditionellen Sinne, allerdings „gefährlich, übertrieben, ganz verrückt und dreckig“. Inspiriert vom Prinzip der Pop-Art, überlagern sich allerhand musikalische Anleihen, verfremdete Zitate und der derb komische Text zu einem überdrehten Stilmix: Alltagsgegenstände tönen, halsbrecherische Koloraturkaskaden wirbeln, Requiem-Splitter tauchen auf, Himmelsklänge schweben. Die Musik ist dabei stets der Motor für die skurrilen Typen dieses verlotterten Welttheaters, das zudem mit dem wohl herrlichsten Besäufnis der Operngeschichte aufwartet.
Ein Sensenmann kündigt den Weltuntergang für Mitternacht an. Die Zeit läuft, und im Angesicht der bevorstehenden Katastrophe scheint es mit der Sorglosigkeit im imaginären Fürstentum Breughelland vorbei zu sein. Während ein Liebespaar ganz in seiner Lust vergehen möchte, spannt der selbsternannte Todesprophet Nekrotzar den weinseligen Piet vom Fass und den Sternengucker Astradamors als Gehilfen ein und zieht zum Palast. Dort hat die Schreckensnachricht den allseits beliebten Fürsten bereits durch den Chef der Gepopo, der Geheimen Politischen Polizei, erreicht…

© Aleksa Martynas
Die musikalische Leitung der Frankfurter Erstaufführung liegt bei Generalmusikdirektor Thomas Guggeis, der die aktuelle Spielzeit mit der Neuproduktion von Le nozze di Figaro begann. Der in Moskau geborene Regisseur Vasily Barkhatov legte in der vergangenen Spielzeit 2022/23 mit der Frankfurter Erstaufführung von Tschaikowskis Die Zauberin sein Hausdebüt vor. Anschließend inszenierte er u.a. Weinbergs Der Idiot am Theater an der Wien und Verdis Simon Boccanegra an der Deutschen Oper Berlin. Zukünftige Pläne beinhalten Turandot am Teatro di San Carlo in Neapel sowie Eugen Onegin am Theater Bonn. Der britische Bariton Simon Neal (Nekrotzar) ist regelmäßig an der Oper Frankfurt zu Gast, u.a. als Der Förster (Das schlaue Füchslein), Kurwenal (Tristan und Isolde), Achilles (Penthesilea), Scarpia (Tosca), Sebastiano (Tiefland) und in der Titelpartie von Enescus Oedipe. Eric Jurenas (Fürst Go-Go) stellte sich 2018 als Natascha in Eötvös’ Tri Sestry erstmals an der Oper Frankfurt vor. 2020/21 kehrte der aus Amerika stammende Countertenor als Arsamene in Händels Xerxes zurück. Die englische Mezzosopranistin Claire Barnett-Jones (Mescalina) debütierte hier 2018/19 als Madame Flora in Menottis The Medium. Die weiteren Partien sind fast alle aus dem Ensemble der Oper Frankfurt besetzt: Peter Marsh (Piet vom Fass), Anna Nekhames (Venus / Chef der Gepopo), Alfred Reiter (Astradamors), Michael McCown (Weißer Minister), Iain MacNeil (Schwarzer Minister), Elizabeth Reiter (Amanda) und Karolina Makuła (Amando).
Le Grand Macabre
Oper in zwei Akten
Von: György Ligeti
Uraufführung: 12. April 1978 (Stockholm, Königliche Oper)
Premiere / Frankfurter Erstaufführung: 5. November 23 (OPernhaus)
In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Inszenierung: Vasily Barkhatov
Bühnenbild: Zinovy Margolin
Kostüme: Olga Shaishmelashvili
Licht: Joachim Klein
Video: Ruth Stofer / Tabea Rothfuchs
Chor: Tilman Michael
Dramaturgie: Maximilian Enderle
Besetzung:
Nekrotzar: Simon Neal
Piet vom Fass: Peter Marsh
Fürst Go-Go: Eric Jurenas
Venus / Chef der Gepopo: Anna Nekhames
Astradamors: Alfred Reiter
Mescalina: Claire Barnett-Jones
Weißer Minister: Michael McCown
Schwarzer Minister: Iain MacNeil
Amanda: Elizabeth Reiter
Amando: Karolina Makuła
Ruffiak: Nicolai Klawa
Schobiak: Yan Lei Chen
Schabernack: Yongchul Lim
Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Weitere Vorstellungen: 10., 18., 24., 26. (18 Uhr), 30. November, 2. Dezember 2023
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.
Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Zweite Wiederaufnahme: Martha
Die Neuinszenierung der romantisch-komischen Oper Martha von Friedrich von Flotow (1812-1883) wagte in der Frankfurter Spielzeit 2016/17 den heutigen Blick auf ein Werk, dem viele Zuschauer ob seiner angeblichen Betulichkeit glaubten, mit Vorurteilen begegnen zu müssen. Schon 1986 hatte Vicco von Bülow alias Loriot an der Stuttgarter Staatsoper den Staub vom Notenpapier geblasen, und auch in Frankfurt sollte dreißig Jahre später die Rechnung aufgehen. Erneut waren Presse und Publikum begeistert, und so konnte man im Fachmagazin Opernglas lesen: „Regisseurin Katharina Thoma hat in Frankfurt die Gelegenheit lustvoll am Schopfe gepackt, das Biedermeier-Juwel unter heutigem Blickwinkel auf die Bühne zu bringen.“ Die Bemühung einer Online-Partnervermittlung, zwischen Mini-Austin und Wohnwagen ausgetragene Liebeshändel sowie der leibhaftige Auftritt von Königin Elisabeth II. als dea ex machina fegten jegliche Bedenken des Publikums beiseite. Auch die musikalische Darbietung mit Hits wie Marthas Lied von der „Letzten Rose“ oder Lyonels Klage „Ach so fromm, ach so traut“ tat das ihrige zum Erfolg dazu. Höchste Zeit also, dass der kluge Wurf zum zweiten Mal auf den Spielplan zurückkehrt.
Zum Inhalt: Lady Harriet Durham fühlt sich von ihrem High Society-Leben nicht ausgefüllt. Ihre Vertraute Nancy rät, sie müsse sich verlieben. In Verkleidung mischen sie sich unter die Mägde, die beim Markt zu Richmond Arbeit und vielleicht auch einen Mann suchen. Die Pächter Plumkett und Lyonel sind von den Damen angetan. Als zu Hause angelangt klar wird, dass die Herren ernsthafte Absichten hegen, flüchten die beiden „Mägde“, die sich als „Martha“ und „Julia“ vorgestellt haben. Erst nach einigen Verwicklungen finden sich die Paare.
Der im französischen Lille aufgewachsene Dirigent Victorien Vanoosten ist seit 2019 Künstlerischer Leiter des Ensemble Symphonique de Neuchâtel in der Schweiz. Nun gibt er mit der zweiten Wiederaufnahme von Flotows Martha sein Debüt an der Oper Frankfurt. Seine jüngsten Aufgaben führten den ehemaligen Assistenten von Daniel Barenboim u.a. an das Opernhaus Zürich, die Staatsoper Berlin und die Opéra de Marseille.
Neue Namen auch unter den Sängerinnen und Sängern: Die polnische Sopranistin Monika Buczkowska (Lady Harriet Durham) verstärkt seit 2020/21 das Ensemble der Oper Frankfurt, wo sie u.a. als Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte erfolgreich war. Diese Partie sang sie kürzlich auch an der Opéra National du Rhin in Straßburg. Der Bariton Sebastian Geyer (Lord Tristan Mickleford) stieß 2010/11 zum festen Sängerstamm der Oper Frankfurt, wo er seither in zahlreichen Partien zu erleben war. Zu seinen jüngsten Aufgaben zählen Hermann Ortel (Die Meistersinger von Nürnberg), Peter, Besenbinder (Hänsel und Gretel), Der Mann mit dem Maulesel (Orffs Die Kluge) und Ariodate (Händels Xerxes). 2022/23 wechselte der Bariton Erik van Heyningen (Plumkett) vom Opernstudio der Wiener Staatsoper ins Ensemble der Oper Frankfurt. Hier sang er kürzlich den Förster in Janáčeks Das schlaue Füchslein. Auch alle mit der Produktion bereits vertrauten Sängerinnen und Sänger – AJ Glueckert (Lyonel), Katharina Magiera (Nancy) und Franz Mayer (Der Richter von Richmond) – sind (ehemalige) Ensemblemitglieder.
Martha
Romantisch-komische Oper in vier Akten
Von: Friedrich von Flotow
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Zweite Wiederaufnahme: Freitag, 11. November 23 (Opernhaus)
Weitere Vorstellungen: 19. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren) November, 7., 9., 14., 16. (18 Uhr), 22. Dezember 2023
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.
Preise: € 16 bis 121 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Musikalische Leitung: Victorien Vanoosten
Inszenierung: Katharina Thoma
Szenische Leitung der Wiederaufnahme: Caterina Panti Liberovici
Bühnenbild: Etienne Pluss
Kostüme: Irina Bartels
Licht: Olaf Winter
Choreografie: Michael Schmieder
Chor: Tilman Michael
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Besetzung:
Lady Harriet Durham: Monika Buczkowska
Nancy: Katharina Magiera
Lord Tristan Mickelford: Sebastian Geyer
Lyonel: AJ Glueckert
Plumkett: Erik van Heyningen
Der Richter: Franz Mayer
Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei den bekannten Vorverkaufsstellen, online unter oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.
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