Luk Perceval inszeniert »Mephisto« am Staatstheater Wiesbaden

Staatstheater Wiesbaden ~ Großes Haus ~ © Sven-Helge Czichy Kolonnaden Foto: Sven-Helge Czichy

Hessisches Staatstheater Wiesbaden bringt „Mephisto“ nach dem Roman Klaus Manns in der Inszenierung von Luk Perceval ins Große Haus

Am Samstag, den 11. Oktober 2025 um 19:30 Uhr feiert der große Schauspielabend „Mephisto“ nach dem Roman von Klaus Mann in der Inszenierung von FAUST-Preisträger Luk Perceval Premiere im Großen Haus. Das Ensemblestück nach dem weltbekannten Exilroman von 1936 taucht tief in die Strukturen des Theaterkosmos‘ und stellt die zeitlose Frage nach der Verantwortung des Einzelnen in Zeiten des gesellschaftspolitischen Umbruchs und nach der Rolle der Kunst.

Hendrik Höfgens Schauspielkarriere, die 1926 im Hamburger Künstlertheater beginnt, nimmt im sogenannten Neuen Reich einen steilen Aufstieg: Vom Ministerpräsidenten hofiert, wird Höfgen zum Star und verrät seine politischen und moralischen Werte zugunsten seines persönlichen Vorteils. Als umjubelter Schauspieler, dem die Rolle des „Mephisto“ wie auf den Leib geschnitten ist, bringt er es schließlich bis zum Intendanten des Staatstheaters. Zu spät erst realisiert er, dass er tatsächlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat…

Der brisante Stoff, über den Klaus Mann selbst sagte, er beschreibe primär einen Typus, wird von vielen als Schlüsselroman über die Verstrickungen des Schauspielers und Theaterintendanten Gustaf Gründgens mit den Mächtigen des Dritten Reiches gelesen. Sein Figurenensemble enthält assoziative Verweise zu Zeitgenöss*innen wie Erika Mann, Hans Otto, Max Reinhardt, Gottfried Benn u. a. Besondere Popularität erhielt der Roman durch die 1981 in Cannes gefeierte Verfilmung von István Szabó.

Mit Luk Perceval setzt einer der bedeutendsten zeitgenössischen Regisseure den Stoff Klaus Manns in Szene. Den Aufstieg Hendrik Höfgens, die Beziehungen und inneren Beweggründe der Figuren erarbeitet er mit präziser Personenregie. Mit der Intensität eines Kammerspiels, den Choreografien von Ted Stoffer und dem „3D-Kino-Sound“ von Karol Nepelski und Christine Söring zieht er die Zuschauer in den Bann der Geschichte und legt dabei den Finger in die Wunde unserer Zeit. Derzeit an mehreren Häusern der Republik gespielt, scheint „Mephisto“ ein Stück der Stunde zu sein, das beispielhaft den Fall einer Gesellschaft zeigt, die offenen Auges die heraufziehende Gefahr durch Schweigen, Egoismus und den Fokus auf persönliche Motive übersieht und dabei den Kipppunkt verpasst.

Luk Perceval (Inszenierung)

Der belgische Regisseur Luk Perceval schloss zunächst ein Schauspielstudium am Königlichen Flämischen Konservatorium in Antwerpen ab und war ab 1980 als Schauspieler am KNS (Königlichen Theater Antwerpen) engagiert, wo er mehrere Hauptrollen spielte. 1984 gründete er die Blauwe Maandag Compagnie Gent, für die er zahlreiche Produktionen inszenierte, die zu internationalen Festivals eingeladen und ausgezeichnet wurden.

1998 wurde er künstlerischer Leiter des Nationaltheaters Antwerpen, das er in eine neue Struktur mit dem Namen Het Toneelhuis überführte. Seine bemerkenswerteste Produktion war „Ten Oorlog!“, in Deutschland als „Schlachten!“ aufgeführt. Der zwölfstündige Theatermarathon ist eine Adaption von Shakespeares „Rosenkriegen“.

Als seine erste deutschsprachige Produktion – eine Co-Produktion des Deutschen Schauspielhaus Hamburg mit den Salzburger Festspielen – in Salzburg aufgeführt, wurde „Schlachten“ von „Theater heute“ zur Inszenierung des Jahres 1999 gewählt, zum Theatertreffen eingeladen und erhielt den 3sat-Preis.

Von 2005 bis 2008 war Perceval Hausregisseur an der Schaubühne Berlin. Daneben inszenierte er u. a. an den Münchner Kammerspielen, an der Deutschen Staatsoper Berlin, bei den Wiener Festwochen und den Salzburger Festspielen. Von 2009 bis 2016 war er leitender Regisseur des Thalia Theaters in Hamburg. Für seine Inszenierung von „Jeder stirbt für sich allein“ erhielt er 2013 den FAUST-Preis als bester Regisseur uns wurde zum Theatertreffen eingeladen. 2014 bekam er die Goldene Maske am Moskauer Bolschoi-Theater für „Draußen vor der Tür“ als beste ausländische Produktion verliehen.

Von 2018 bis 2022 war er Artist in Residence am NTGent in Belgien. 2020 wurde er für seine Inszenierung von Jon Fosses „Trilogien“ mit dem Heddaprisen in Oslo ausgezeichnet. 2021 erhielt er in Polen den Konrad-Swinarski-Preis als bester Regisseur für die Inszenierung von „3STRS“. Neben seiner Arbeit als Theater- und Opernregisseur dreht Perceval Dokumentarfilme.


Mephisto

Nach dem Roman von: Klaus Mann
Bühnenbearbeitung von: Luk Perceval

Premiere am Staatstheater Wiesbaden: Samstag, 11. Oktober 25 (Großes Haus)

Inszenierung: Luk Perceval
Choreografie: Ted Stoffer
Bühne: Philip Bußmann
Kostüme: Ilse Vandenbussche
Licht: Nicholas Langer
Komposition/3D-Bühnenmusik: Karol Nepelski
Sound: Christine Söring
Dramaturgie: Hannah Stollmayer
Vermittlung: Valentina Eimer
Abendspielleitung/Regieassistenz: Paul Ansmann
Bühnenbildassistenz: Mascha Dilger
Kostümassistenz: Ivet Duran Murillo

Mit: Hannah Lindner, Adi Hrustemović, Christian Klischat, Lennart Preining, Felix Strüven, Laura Talenti, Süheyla Ünlü

Weitere Termine:

SO, 19.10.2025, 18:00 Uhr
FR, 21.11.2025,19:30 Uhr
FR, 05.12.2025, 19:30 Uhr
SO, 11.01.2026, 18:00 Uhr

staatstheater-wiesbaden.de