
Am 26. Juni 2026 ist es soweit: Mit der Premiere von Parzival – Die Suche nach dem Heiligen Gral starten die Bad Hersfelder Festspiele ins Jubiläumsjahr ihres 75-jährigen Bestehens und Elke Hesse in ihre zweite Ära als Intendantin.
Die Wienerin hat sich zum Ziel gesetzt, die künstlerischen Prozesse qualitativ weiterzuentwickeln und neue Zuschauergruppen für die Festspiele zu begeistern.
„Die Stiftsruine bietet mit ihrem Raum, ihrer Atmosphäre und ihrer Akustik den idealen Rahmen für große Klassik und zugleich die einzigartige Möglichkeit, aus der Tradition das Neue zu schaffen“, ist die Intendantin überzeugt. Ihr Leitmotiv ist „Metaxy“ und beschreibt den Zustand des „Dazwischen“ mit gewünschten Spannungsfeldern und gesuchten Vermittlungsräumen. Sie sieht das Motto perspektivisch als Vorwegnahme der Zukunft (siehe Interview).
Qualitätsanspruch ist unverrückbar
Schon früh gab es den Gedanken, Bad Hersfelds Profil im Sinne eines „Salzburg des Nordens“ zu schärfen. Die Bedingungen für einzigartige Produktionen und atemberaubende Bühnenerlebnisse sind gut: „Im Fokus steht für uns, diese auch mit hoher künstlerischer Qualität zu präsentieren“, formuliert Elke Hesse den Anspruch und schließt damit ihren Stellvertreter und Oberspielleiter Michael Schachermaier ein.
Er selbst zeichnet künstlerisch verantwortlich für die Uraufführung des Eröffnungsstückes Parzival – Die Suche nach dem Heiligen Gral, ein Werk das ebenso wie etwa Lysistrata, unter der Regie von Marlene Anna Schäfer und in einer Überschreibung der jungen und hochgelobten Nachwuchsautorin Amanda Lasker-Berlin, stellvertretend das angestrebte Niveau zeigt.
Mit dem Musical Something Rotten! inszeniert von Matthias Davids, einem der gefragtesten Musiktheaterregisseure im deutschsprachigen Raum, dem Familienstück Pippi Langstrumpf mit Regisseurin Nicole Claudia Weber sowie den Gastspielen im Schloss Eichhof Die Schule der Frauen und Achtsam Morden unterstreicht Elke Hesse ihr Bestreben, Schauspielkunst mit nuancierten Tönen in der Sprache anzubieten. Dies realisiert sie mit einer neuen Generation von Spielleitern.
Getragen und erlebbar gemacht wird dies von den Bühnenschaffenden in Zusammenspiel mit dem Team hinter den Kulissen: „Die Stiftsruine lebt von dem Miteinander von arrivierten Stars und jungen Nachwuchsschauspielerinnen und -schauspielern. So mancher wurde hier zum Star“, sagt die Intendantin. Und auch zu den erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Technik, Bühnenbild, Kostümdesign stießen immer wieder junge Menschen mit Leidenschaft fürs Theater hinzu – ein Zusammenwirken, das beflügle.
Zeitgeist in historischen Gemäuern
Der Brückenschlag zwischen den Generationen, der in der Theaterwelt der Kunstschaffenden bereits wunderbar bereichert, soll auch bei den Zusehenden besser gelingen: „Mit neuen Angeboten im Bereich der Jugendkultur und über Kooperationen mit Schauspielschulen möchten wir neben dem treuen Publikum auch neue Zuschauerinnen und Zuschauer gewinnen“, stellt Elke Hesse in Aussicht.
Doch die Vision der neuen Festspielleiterin reicht noch weiter. Eine Gesamtstrategie aus vielen Einzelimpulsen soll die Bad Hersfelder Festspiele zu einer unverwechselbaren Marke machen – immer mit dem Bewusstsein der 75-jährigen Tradition und dennoch mit dem Mut zum Aufbruch.
Bürgerprojekte sind dabei eine Komponente, ebenso wie ein Festivalzentrum. Hier sollen Menschen aus Stadt und Region mit Menschen der Bühne in Austausch kommen und Publikum und Noch-Nicht-Publikum angesprochen werden. „Nicht zuletzt wird ein modifiziertes Branding und ein zeitgemäßes Kommunikationskonzept mit neuen Antworten für den digitalen Auftritt punkten“, verspricht die Intendantin.
Die 75. Bad Hersfelder Festspiele werden am 26. Juni 2026 mit der Premiere zu „Parzival“ offiziell eröffnet. Bereits am Montag, 22. Juni 2026, startet das Kinderstück „Pippi Langstrumpf“ mit einer kleinen Eröffnung.
Zusätzlich zu den Aufführungen in der Stiftsruine und im Eichhof wird es ein spezielles Montagsformat in Anlehnung an eine Late-Night-Show geben, gibt die Intendantin bekannt. Weitere Einzelheiten werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Ergänzt werden die Festspiele außerdem durch Konzerte für alle Altersgruppen. Zum Auftakt für Familien spielt das hr Sinfonieorchester am 28. Juni um 15 Uhr den „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns.
Interview mit Intendantin Elke Hesse zu ihrer Festspielvision
Definition: METAXY / μέταξυ
Der Begriff „Metaxy“ – altgriechisch für „Zwischen / Dazwischen“ – bezeichnet den ambivalenten Zustand zwischen Vergangenheit und Neuanfang, zwischen kollektiver Erinnerung und dem Wunsch nach Abgrenzung. Nach Platon gilt „Metaxy“ als unsichtbare Brücke zwischen dem Göttlichen und Irdischen, dem Wissenden und dem Nichtwissenden.

(© Moritz Schell)
„Gibt es ein Leitmotiv Ihrer Arbeit für die Bad Hersfelder Festspiele?“
Elke Hesse: „Der platonische Begriff des Metaxy als Zustand des „Dazwischen“ steht für mich für Spannungsfelder und für Vermittlungsräume. Wir befinden uns gesamtgesellschaftlich in einer Zeit des Übergangs mit vielen Möglichkeiten einer kommenden Wirklichkeit. Und da Theater nun einmal der Spiegel einer jeden Gesellschaft ist, gilt dies meiner Meinung nach auch für die Bad Hersfelder Festspiele. Metaxy steht perspektivisch für die Vorwegnahme der Moderne, für die Welt von morgen, für unser aller Zukunft, die da kommen wird. Genau deshalb sehe ich Metaxy als ein gutes Motto, ein ganz konkretes Leitmotiv für unsere Arbeit hier in Bad Hersfeld.“
„Warum macht man Festspiele?
Elke Hesse: „Zunächst einmal haben wir mit den Bad Hersfelder Festspielen ein kostbares kulturelles Erbe, dessen Fortbestand es zu pflegen und zu sichern gilt. Die unterschiedlichen Inszenierungen bieten Raum für verschiedene, spannende Bühnen-Formate mit jeweils künstlerischer Verdichtung eines Themas, eines Motivs oder einer Fragestellung. Und schließlich bedeuten Festspiele stets Zeiten und Räume für besondere Wahrnehmungen aller Betrachter. Unterschiedliche Menschen kommen in der Stiftsruine für einen oder mehrere Abende zusammen, denken nach, erleben gemeinsam, lassen sich inspirieren.“
Was macht die Einzigartigkeit der Bad Hersfelder Festspiele aus?
Elke Hesse: „Neben dem Theaterspiel ist es ganz sicher diese wunderbare Stiftsruine mit all ihrer Geschichte, ihrer Architektur und Imposanz. Es ist doch ein ganz einmaliger Ort mit spezifischem Charakter. Die Ruine im Park ist für mich ein einzigartiger Kraftort, durchweht von einem starken, körperlich spürbaren Genius Loci, also – nehmen wir die Antike wörtlich – einem zu verehrenden Schutzgeist. Dazu tritt – wenn wir schon den antiken Sprachgebrauch bemühen – gleichsam der Gedanke der „res publica“ in einem konstanten Miteinander von und mit der Stadt als Organisation wie auch von und mit den Bürgerinnen und Bürgern in der gesamten Festspielzeit. Also einer sprichwörtlichen „öffentlichen Sache“.
Welches Ziel verfolgen die Bad Hersfelder Festspiele?
Elke Hesse: „Michael Schachermaier als Oberspielleiter und mir liegt vor allem künstlerische Qualität am Herzen. Gerade im Jubiläumsjahr ihres 75jährigen Bestehens wollen wir deutlich machen, dass die Bad Hersfelder Festspiele eine Ikone bedeuten. Es handelt sich hier nicht um irgendein Festspiel, sondern eine Benchmark in einer Reihe mit Salzburg, Bayreuth und Bregenz. Wir spielen dabei nicht nur die leichte Note des Musicals, sondern wollen das Besondere der Bühnenwelt in vielerlei Varianten zeigen.“
Was wird das Besondere der nächsten wie der künftigen Spielzeiten sein?
Elke Hesse: „Wir machen Klassiker der Bühne zu Innovationen, möchten uraufführen, haben vor, den guten Geist vergangener Zeiten – wo immer möglich – mit neuen klanglichen Dimensionen zu einem neuen Erlebnis zu gestalten. Alle Projekte auf und neben der Bühne gehen von der Ruine aus, sind für sie gedacht. Die Einzigartigkeit unseres Spielortes möchten wir in Verbindung zu großen Werken der Weltliteratur setzen und kreieren dazu ein spezielles unverwechselbares „Hersfeld-Ensemble“, das sich mit der Stadt und ihren Menschen identifiziert.
Das Musiktheater möchten wir weiterentwickeln. Die Festspiele dürfen nicht altern, daher setzen wir uns zum Ziel, wirklich jedes Jahr etwas Neues zu bieten. Dazu zählt im ersten Jahr unser Community-Projekt als Sinnbild des Gedankens des Gemeinsamen, einer „res publica“: Die Stadt trägt das Festival – wir tragen das Festival in die Stadt! Diesem Aspekt tragen wir auch mit unserem neuen Branding der Marke ´Bad Hersfelder Festspiele` und in der Kommunikation dazu Rechnung. Wir reagieren auf das Heute.“
75 Jahre Bad Hersfelder Festspiele
26. Juni bis 16. August 2026
Intendantin Elke Hesse
Parzival
oder Die Suche nach dem Heiligen Gral
Schauspiel mit Musik nach Wolfram von Eschenbach
Uraufführung und Auftragswerk der Bad Hersfelder Festspiele
in einer Fassung von Michael Schachermaier
Regie: Michael Schachermaier
Premiere: 26. Juni 2026 / 21 Uhr
Stiftsruine Bad Hersfeld
Something Rotten!
Das lustigste Musical seit 400 Jahren
nach dem Buch von Karey Kirkpatrick und John O’Farrell
Musik und Gesangstexte von Wayne Kirkpatrick & Karey Kirkpatrick
konzipiert von Karey Kirkpatrick und Wayne Kirkpatrick
Deutsche Fassung von Roman Hinze und Niklas Wagner
Regie: Matthias Davids
Musikalische Leitung: Christoph Wohlleben
Choreografie: Kim Duddy
Premiere: 27. Juni 2026 / 21 Uhr
Stiftsruine Bad Hersfeld
Lysistrata
oder Die Fantasie von Frieden
von Aristophanes
nach einer Überschreibung von Amanda Lasker-Berlin
Regie: Marlene Anna Schäfer
Premiere: 3. Juli 2026 / 21 Uhr
Stiftsruine Bad Hersfeld
Pippi Langstrumpf
von Astrid Lindgren
in einer Fassung von Nicole Claudia Weber und Stine Kegel
Regie: Nicole Claudia Weber
Musik: Bettina Ostermeier
Premiere: 22. Juni 2026 / 11 Uhr
Stiftsruine Bad Hersfeld
Die Schule der Frauen
von Wolfgang Deichsel nach Molière
Gastspiel Volksbühne im Großen Hirschgraben Frankfurt/M.
Regie: Sarah Groß
Premiere: 4. Juli 2026 / 20:30 Uhr
Schloss Eichhof
Achtsam Morden
nach dem Roman von Karsten Dusse
Gastspiel Altonaer Theater
Regie: Axel Schneider
Premiere: 24. Juli 2026 / 20:30 Uhr
Schloss Eichhof
Tickets und Informationen:
Telefon +49 6621 640200
ticket-service@bad-hersfelder-festspiele.de
bad-hersfelder-festspiele.de
Der Vorverkauf für Festspiele 2026 startet am 1. September 2025.
Bei Sofortkauf der Eintrittskarten gewähren die Bad Hersfelder Festspiele bis zum 31. Dezember 2025 auf nicht ermäßigte Karten für alle Vorstellungen in der Stiftsruine ein Rabatt in Höhe von 10 Prozent. Die Aufführungen am Eichhof, das Familienstück und die Abschluss-Gala sind von dieser Ermäßigung ausgenommen.