»Dies ist keine Bank« im Kulturhaus Frankfurt

Das ist keine Bank ~ Ein Seitenblick voller Andeutungen: Schärf und Stein im Dialog, Nötzelmann-Stahl (Mitte) setzt den Rahmen. ~ Foto: Edda Rössler

Zwei Männer, eine Parkbank und ein Schlagabtausch, der vom flüchtigen Smalltalk zur existenziellen Konfrontation eskaliert: Mit „Dies ist keine Bank“ bringt Regisseur Jochen Nötzelmann-Stahl eine britische Komödie auf die Bühne, die leise Tragik und präzisen Humor kunstvoll verzahnt. Mit dabei: Christoph Gérard Stein und Leonard Schärf in einem Duell, das so messerscharf wie menschlich ist.

Eine Bank im Park. Mehr braucht es nicht, um Welten kollidieren zu lassen und das Publikum zwischen Lachen, Beklemmung und Nachdenken taumeln zu lassen. Am 5. September feiert „Dies ist keine Bank“, des schottischen Autors Keir McAllister, im Kulturhaus Frankfurt Premiere. Eine rabenschwarze Komödie, die zwischen Boulevard und anspruchsvollem Kammerspiel balanciert.

Regisseur Jochen Nötzelmann-Stahl hat das Stück vor Jahren zufällig in einer plattdeutschen Fassung gesehen, in einer umgebauten Dorfkneipe bei Hamburg. „Ich fand es so nachhaltig beeindruckend, dass ich sofort dachte: Das muss nach Frankfurt“, erzählt er. Es geht um zwei Männer, die denselben Ort, eine Parkbank, aus völlig unterschiedlichen Gründen für sich beanspruchen: Der eine sucht Ruhe und Einkehr, der andere trauert um einen schweren Verlust.

Aus einer zufälligen Begegnung wird ein territorialer Kleinkrieg, ein Schlagabtausch voller scharfkantiger Dialoge. „Eigentlich ist es ein sehr ernstes Stück, verpackt in tiefschwarzen Humor“, sagt Nötzelmann-Stahl. „Man muss extrem genau auf den Text achten, damit die Pointen aus der Situation heraus entstehen.“

Für den Regisseur liegt die Spannung im ständigen Wandel der Szenen. „Es darf nie statisch sein. Die Figuren müssen in Bewegung bleiben, physisch wie gedanklich“, erklärt er. Dabei setzt er auf zwei Wunschbesetzungen: Leonard Schärf als Tom und Christoph Gérard Stein als Alex. „Die beiden kennen sich, können gut miteinander agieren, das merkt man sofort“, sagt er.

Leonard Schärf beschreibt seinen Tom als jemanden, der sich immer wieder von den absurden Wendungen des Gegenübers aus dem Konzept bringen lässt. „Es ist wie ein kleiner Boxkampf“, erzählt er. „Anfangs lockt er mich aus der Reserve, später will ich ihn aus seiner holen. Manchmal klappt’s, manchmal nicht, aber es bleibt immer ein spannendes Ringen.“

Christoph Gérard Stein sieht in Alex einen „älteren, verknöcherten Typen mit abweisender Fassade“, hinter der sich jedoch Verletzlichkeit verbirgt. „Ich möchte, dass das Publikum am Ende auch Sympathie für ihn empfindet“, sagt er. Die Arbeit an diesem textintensiven Stück empfindet er als präzises Handwerk: „Wir klamüsern jede Bewegung, jeden Blick genau aus. Es muss wirken, als käme alles spontan und doch sitzt jede Nuance.“

Unterstützt wird die Inszenierung von Bühnenbildner Hermann Feuchter, der die Szenerie bewusst reduziert, aber mit feinen Details wie einer angedeuteten Frankfurter Skyline, dem Kontrast von Natur und Stadt, verdichtet. Der deutsche Titel, eine augenzwinkernde Anspielung auf René Magrittes „Ceci n’est pas une pipe“, betont, dass es hier um mehr geht als um ein Sitzmöbel.

„Dies ist keine Bank“ ist Komödie und psychologisches Kammerspiel zugleich, ein Stück über Einsamkeit, über das Bedürfnis nach einem eigenen Platz in einer überreizten Welt, und über die grotesken Mittel, mit denen Menschen diesen verteidigen. Oder wie Nötzelmann-Stahl sagt: „Wenn sich zwei völlig Fremde auf einer Parkbank begegnen, kann das eine Katastrophe oder ein Geschenk sein, bei McAllister ist es beides.“


Das ist keine Bank

(The Bench)

Von: Keir McAllister
Uraufführung: 2018 (Edinburgh Festival Fringe)
Niederdeutsche Erstaufführung: 10. Dezember 2021 (Hamburg, Ohnsorg Theater im Lachmöwen-Theater; „De Bank in’n Park“)
Deutschsprachige Erstaufführung: 8. Juli 2022 (Feldberger Seenlandschaft, LuzinTheater)

Premiere im Theaterhaus Frankfurt: Freitag, 5. September 25

Regie: Jochen Nötzelmann
Bühnenbild: Hermann Feuchter
Technik: Eberhard Wendelmuth
Kostüme:Jochen Nötzelmann

Besetzung:

Tom: Leonard Schärf
Alex: Christoph Gérard Stein

kulturhaus-frankfurt.de / christophstein.com