

Unter der Leitung von Iris Limbarth ist das Junge Staatsmusical des Staatstheaters Wiesbaden oft am Puls der Zeit. Sei es mit Musicals wie Flashdance, Sister Act oder zuletzt mit Fack ju Göhte. Doch das Musical-Genre bietet sehr viel mehr, wie die inzwischen zu Klassikern gewordenen Musicals von Sir Andrew Lloyd Webber, Jim Steinman und Michael Kunze aufzeigen. In früheren Jahren waren es Komponisten wie Roger & Hammerstein, Leonard Bernstein und George Gershwin, die für volle Häuser am Broadway sorgten und das Genre von dort in die Welt hinaustrugen.
Mit dem Galakonzert Summertime: Broadway in Concert würdigt das Staatstheater Wiesbaden jetzt nicht nur die goldene Zeit des Musicals in den 1940-1960erJahren, es macht damit gewissermaßen auch ein Geschenk an die treuen Besucher und Besucherinnen, die diese Songs noch aus ihrer Jugend kennen.
Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden spielt bei diesem Konzert nicht aus dem Orchestergraben, sondern schön einsehbar, von der Bühne im Großen Haus aus. Am vorderen Bühnenrand lockern eine Handvoll Requisiten (eine Bar, eine Sitzgruppe, Sonnenliegen und eine Palme) die festlich wirkende Atmosphäre dezent auf. Hierbei sind Assoziationen an das im Südpazifik gelegene Herrenhaus von Émile de Becque aus dem Musicalklassiker South Pacific durchaus möglich. Der Orchestergraben kann als Hotelpool betrachtet werden.

Staatstheater Wiesbaden
vorne: Fleuranne Brockway
Foto: Lukas Anton
Die Präsentation der in englischer Originalsprache gesungenen Songs erfolgt in einer Art halbszenischen Weise. Eine konkrete Geschichte wird nicht erzählt, aber es wird auch nicht von der Rampe gesungen. Jeder Song wird individuell präsentiert, mal schlicht, mal poetisch. Dabei werden vor allem die Sängerinnen von einem „Hotelangestellten“ (Jan Diener) tänzerisch unterstützt (Szenische Einrichtung: Myriam Lifka).
Nach der Ouvertüre aus George Gershwins Girl Crazy eröffnet Mezzosopranistin Camille Sherman glückstrahlend mit „I could have danced all night“ aus My Fair Lady den Songreigen. Ihm folgt mit „Some enchanted evening“ aus South Pacific ein weiterer Klassiker. Bariton Jack Lee verleiht diesem Song mit seiner tiefen Stimme eine besondere Note. Auch alle weiteren Songs werden von Sopranistin Inna Fedorii, Sopranistin Alyona Rostovskaya, Mezzosopranistin Fleuranne Brockway, Tenor Joshua Sanders und Bass Hovhannes Karapetyan hervorragend gesungen und es ist eine wahre Freude, sie einmal (wieder) live vorgetragen zu hören.
Die Programmauswahl orientiert sich dabei nur teilweise an den tatsächlichen Erfolgen, die die Musicals bei ihren ersten Broadwayaufführungen hatten (bzw. an ihrer Popularität).
Der erste Teil des mit Pause knapp zweistündigen Abends erfreut mit einer bunten Vielfalt an Songs. Er wird mit der 17-minütigen Orchestersuite „Symphonic nocturne“ beendet. R. R. Bennett arrangierte für diese die Songs aus Kurt Weills Lady in the dark zu einem anspruchsvollen und vielschichtigen Werk. Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden unter seinem GMD Leo McFall stellt die Farbigkeit einfühlsam und prägnant heraus (und ist auch bei allen anderen mit Verve beteiligt).
Das Quintett „ Tonight“ aus Leonard Bernsteins West Side Story beendet das Konzert. Intensiver und lang anhaltender Beifall vom begeisterten Publikum (Zugabe: „So Long, Farewell“ aus Sound of Music).
Das Konzert wird erneut am 3. Oktober, 16. November und 7. Dezember 25 gegeben.
Markus Gründig, August 25
Summertime: Broadway in Concert
Premiere: 30. August 25 (Großes Haus)
Musikalische Leitung: Leo McFall
Szenische Einrichtung: Myriam Lifka
Dramaturgie: Katja Leclerc
Mit:
Inna Fedorii
Alyona Rostovskaya
Camille Sherman
Fleuranne Brockway
Joshua Sanders
Jack Lee
Hovhannes Karapetyan
Hotelangestellter: Jan Diener
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Weitere Termine: Fr, 03.10., So. 7. Dez. 25