Premieren am Schauspiel Frankfurt im Mai

Heidi Ecks (Foto: Szymon Stepniak)


Forsythe / Hauert

William Forsythe ist zurück! Nach 10 Jahren kehrt der weltweit gefeierte Choreograf an den langjährigen Ort seines Schaffens zurück und kreiert ein neues Werk für das Ensemble der Dresden Frankfurt Dance Company.

Thomas Hauert widmet sich im zweiten Teil dieses Doppelabends dem 3. Klavierkonzert von Sergei Rachmaninoff und bringt die Tänzer:innen in einen spielerischen Dialog mit dem virtuosen und komplexen musikalischen Werk.

CIVIL SOCIETY: UNDERTAINMENT
Neukreation von William Forsythe

Mit dieser Arbeit schließt sich ein Kreis. William Forsythe gilt zurecht als einer der wichtigsten Choreografen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Sein innovativer Umgang mit der Tradition des Balletts hat dem Tanz Richtungen eröffnet, die sonst schwer vorstellbar schienen. Von 1984 bis 2004 leitete Forsythe das Ballett Frankfurt und von 2005 bis 2015 The Forsythe Company. Später wurde diese in Dresden Frankfurt Dance Company umbenannt. Nun kehrt Forsythe an den Ort seines langjährigen Schaffens zurück und entwickelt zum ersten Mal für die Company wieder eine neue Arbeit.

Ausgehend von einem improvisatorischen Baukasten erschafft er eine strukturelle Ordnung, die anstatt für etwas anderes zu stehen, aus sich selbst heraus einen ästhetischen Genuss anbietet. Wie in einem Kaleidoskop bilden sich Muster, die innerhalb eines klaren Rahmens immer wieder unvorhersehbar und überraschend sind. Die Tänzer*innen erkunden das Bewegungssystems, das sie selbst bilden bis an seine Grenzen. Das Publikum ist eingeladen, dieser Erforschung zu folgen und das Werk als lebendiges, atmendes System zu erleben.

PLAYING WITH SERGEI, MARTHA AND THE OTHERS
Neukreation von Thomas Hauert

Das dritte Klavierkonzert von Sergei Rachmaninoff gilt als besondere Herausforderung für Pianist*innen. Jenseits der technischen Virtuosität, die gewiss auch einen Anteil an seinem Reiz ausmachen, ist die Musik geprägt von einer außerordentlichen emotionalen Komplexität. Thomas Hauert bringt in seiner Arbeit für die DFDC das Konzert, in der Aufnahme mit Martha Argerich von 1982 auf die Bühne. Das Ensemble taucht in die Musik ein und tritt mit ihr in einen spielerischen Dialog. Die Tänzer*innen interpretieren die Musik aus ihrer subjektiven Wahrnehmung heraus mit ihren Körpern und interagieren mit dem Rhythmus, der Dynamik und den emotionalen Kontrasten. Zugleich reagieren sie in einem komplexen Geflecht aufeinander.

Aus der Arbeit mit seiner eigenen Company ZOO bringt Hauert in über 25 Jahren entwickelte Prinzipien und Spielregeln für Improvisation mit, die weniger auf Kontrolle als auf die kollektive Intelligenz aller zusammensetzen. Diese Arbeitsweise steht in einem interessanten Spannungsverhältnis zu Rachmaninoff. Während dieser als beispielhafte Schöpferfigur, die gewissermaßen über den Dingen schwebt, den Musiker*innen inkl. der Solistin auf autoritäre Weise enge Vorschriften macht, grenzt sich Hauerts Praxis von einem so überhöhten Geniebegriff zugunsten eines radikal kollaborativen Schöpfungsprozesses ab. Der Tanz begreift die Musik nicht als Kommando, sondern nutzt sie als Anregung, als Spielplatz, ja als Gegenüber eines immer wieder neuen, überraschenden Dialogs.

Forsythe / Hauert

Doppelabend mit zwei neuen Werken, Gastspiel der Dresden Frankfurt Dance Company
Uraufführung: Freitag, 23. Mai 25 (Dresden, Hellerau)
Frankfurter Premiere: Donnerstag, 5. Juni 25 (Schauspielhaus)
Choreografie: William Forsythe, Thomas Hauert
Choreografische Assistent (Civil Society: Undertainment): Cyril Baldy
Probenleitung (Civil Society: Undertainment): Pauline Huguet
Licht (Civil Society: Undertainment): Tanja Rühl
Kostüme (Civil Society: Undertainment): Dorothee Merg
Dramaturgie (Playing with Sergei, Martha and the others): Philipp Scholtysik
Kostüme (Playing with Sergei, Martha and the others): Thomas Hauert, Dorothee Merg

Mit: Todd Baker, Thomas Bradley, Emanuele Co’, Audrey Dionis, Louella May Hogan, Nastia Ivanova, Marina Kladi, Noémie Larcheveque, Ugnė Irena Laurinavičiūtė, Yan Leiva, Daniel Myers, Emanuele Piras, Solène Schnüriger, Ichiro Sugae, Ido Toledano, Ashley Alexandra Wright, Samuel Young-Wright

Nachgespräch am 06. Juni (Chagall-Saal)

In Koproduktion mit DE SINGEL – International Arts Centre und dem Romaeuropa Festival. Mit Unterstützung durch Dance Reflections by Van Cleef & Arpels.

dfdc.de


Premiere: Die Frau vom Meer – oder: Finden sich Rudimente einer Ur-Fischart im menschlichen Gemüt?

Henrik Ibsen hat seine Frauenfiguren sorgfältig mit bürgerlichen Biographien ausgestattet. Die tiefere Herkunft einer Nora, einer Hedda oder einer Ella liegt aber, so könnte man vermuten, jenseits alles Bürgerlichen in einer Art Urkraft oder Naturgewalt, einem elementaren, atavistischen Begehren. So ist auch Ellida, die »Frau vom Meer«, eine Art Mischwesen: halb zweite Ehefrau des früh verwitweten Kleinstadtarztes Dr. Wangel, halb Meereswesen, das sich nach der willenlosen Weite des Ozeans zurücksehnt. Eine Nixe, zerrissen zwischen Freiheit und Bindung. Wie aber, wenn dieser Konflikt in jedem Menschen schlummerte? Sind wir nicht alle ein wenig Fisch? »Eine Fischart bildet ein Urglied in der Entwicklungsreihe des Menschen«, notierte schon Ibsen.

Barbara Bürk, bekannt für den skurrilen Humor ihrer singenden, tanzenden und mitunter bitterböse ins Groteske schwingenden Arbeiten, begibt sich dieses Mal mit tatkräftiger Unterstützung des »nordischen Magus« Ibsen auf die Suche nach der Fischnatur im Menschen.

Die Frau vom Meer – oder: Finden sich Rudimente einer Ur-Fischart im menschlichen Gemüt?

Nach Henrik Ibsen

Premiere: Freitag, 16. Mai 25 (Kammerspiele)

Regie: Barbara Bürk
Bühne & Kostüme: Anke Grot
Musik: Markus Reschtnefki
Bewegungscoach / GaGa-Class: Etay Axelroad
Dramaturgie: Alexander Leiffheidt

Besetzung:

Doktor Wangel, Bezirksarzt: Uwe Zerwer
Ellida Wangel, seine zweite Frau: Melanie Straub
Bolette, Wangels Tochter aus erster Ehe: Christina Geiße
Hilde, Wangels Tochter aus erster Ehe: Viktoria Miknevich
Arnholm, Oberlehrer: Wolfgang Vogler
Lyngstrand: Christoph Pütthoff
Live-Musik / Ballested: Markus Reschtnefki

Die nächste Vorstellung: 17. Mai 25


Der Sandmann

Sehnsucht, Liebe, Angst und Wahn geben sich in »Der Sandmann« die Hand. Der junge Student Nathanael schreibt an seinen Freund: »Etwas Entsetzliches ist in mein Leben getreten!« Die Begegnung mit dem Wetterglashändler Coppola lässt bei ihm düstere Erinnerungen an seine Kindheit wach werden. Als kleiner Junge war er der Überzeugung, dass der »fürchterliche Sandmann« seinen Vater umgebracht habe. Hinter dieser Schreckgestalt, die angeblich den Kindern, die nicht schlafen wollten, Sand in die Augen streute, »dass sie blutig zum Kopf herausspringen«, steckte seiner Meinung nach der Advokat Coppelius.

Mit der Gestalt Coppolas schleichen sich die traumatischen Erlebnisse aus Nathanaels Kindheit sich in seine Gegenwart hinein. Wahn und Fiktion überlagern sich und Nathanael verliert zunehmend den Halt. Umso mehr, als darüber hinaus noch eine »falsche« Liebe in sein Leben tritt…

Lilja Rupprecht, die in Frankfurt bereits zum fünften Mal inszeniert und zuletzt für Jelineks »Sonne/Luft« und Fassbinders »Die Ehe der Maria Braun« verantwortlich zeichnete, bringt diesen Stoff der »schwarzen Romantik« auf die große Bühne.

Der Sandmann (nach E.T.A. Hoffmann)

Premiere: Freitag, 16. Mai 25 (Schauspielhaus)

Regie: Lilja Rupprecht
Bühne: Christina Schmitt
Kostüme: Annelies Vanlaere
Video: Moritz Grewenig
Dramaturgie: Katrin Spira

Besetzung:

Nathanael: Mitja Over
Mutter: Heidi Ecks
Vater / Spalanzani: Sebastian Kuschmann
Clara: Tanja Merlin Graf
Olimpia: Manja Kuhl
Coppelius / Coppola: Matthias Redlhammer
Live-Musik, Lothar, Musikus: Philipp Rohmer

Die nächsten Vorstellungen: 23./26./28. Mai


Weitere Informationen und Karten: schauspielfrankfurt.de