
Seit der Spielzeit 19.20 ist der italienische Choreograph Giuseppe Spota Direktor der MiR Dance Company. Stilistisch grenzte er sich von Anfang an klar zur neoklassischen Tanzsprache seiner Vorgängerin Bridget Breiner ab, was er nicht zuletzt durch die Umbenennung von „Ballett im Revier“ zu „MiR Dance Company“ deutlich machte.
In der ersten Spielzeit stellte sich die Company gleich mit einem Schwergewicht der Tanzliteratur vor. Mit dem Strawinsky-Doppelabend „Les Noces / Sacre“ zeigte die neugegründete Company nicht nur das legendäre „Le sacre du printemps“ in einer Choreografie von Ivgi & Greben, sondern auch mit „Les Noces“ eine Arbeit des Starchoreografen Mauro Bigonzetti, in dessen Compagnie Aterballetto er als Tänzer wichtige Erfahrungen sammelte.
Giuseppe Spota stellte sich als Choreograf mit „Momo“ nach dem Roman von Michael Ende vor und präsentierte eine bildstarke und poetische choreografische Fantasie über Motive und Figuren der berühmten Geschichte.
Giuseppe Spota baute beständig die Company zu einem hervorragend und vielseitig trainierten Spitzenensemble aus, das längst weit über die Grenzen Deutschlands strahlt. Dazu trug nicht zuletzt die kluge Akquise von Gastchoreograf*innen bei: Liliana Barros, Marcos Morau, Felix Landerer, Sita Ostheimer, Fernando Melo – um nur einige zu nennen – schufen für die MiR Dance Company Kreationen, oftmals kurz vor ihrem großen Durchbruch.
„Giuseppe und seine lebensfrohe und unendlich energiegeladene Company beleben das Musiktheater im Revier sowohl auf der Bühne als auch im Backstagebereich. Ihre Qualität und Athletik, ihr tänzerische Klasse und fantastische Ausdruckskraft machen die MiR-Dance Company und ihren Direktor zu dem wohl einzigartigen Zentrum des zeitgenössischen Tanzes in NRW.“ sagt der noch amtierende Generalintendant Michael Schulz.
Für die bevorstehende Spielzeit 25.26 kündigt Giuseppe Spota mit „Boléro“ | „Millennials“ die Wiederaufnahme zweier besonders beliebter Choreografien im Kleinen Haus an. Im Großen Haus wird er erneut mit „Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck eine Oper choreografieren und inszenieren und zeigt mit „Il gran finale“ einen weiteren Abend auf der großen Bühne, für den neben ihm selbst Antonio de Rosa & Mattia Russo sowie Ivar van Woenzel Kreationen beisteuern.
Neben dem Schüler*innen-Tanzprojekt MOVE! 2026, das erstmals mit Livemusik der Neuen Philharmonie Westfalen stattfinden wird, schließt im Kleinen Haus der Tanzabend „Phoenix Effect“ die Spielzeit ab.
Nun lässt Giuseppe Spota verlauten, dass die Spielzeit 25.26 seine letzte als Direktor der MiR Dance Company sein wird. Die persönliche Entscheidung, nach sieben äußerst erfolgreichen Jahren als Direktor einer Company an einem städtischen Theater neue Wege zu gehen, reifte schon länger. Abzulesen ist das auch an dem Thema der Wiedergeburt, das sich als roter Faden durch den Spielplan zieht.
„Es beeindruckt mich immer wieder, wie Giuseppe Spota zeitgenössischen Tanz durch künstlerische und tänzerische Exzellenz und nicht zuletzt seine einnehmende Persönlichkeit in Gelsenkirchen etabliert hat“, sagt dazu MiR-Geschäftsführer Tobias Werner, „deshalb bedauere ich es sehr, dass er das Musiktheater im Revier mit dem Ende der Spielzeit 25.26 verlassen möchte. Die großartige Arbeit seiner Tänzer*innen und die von ihm selbst wird uns in Gelsenkirchen fehlen.“
Der designierte Generalintendant des MiR Frank Hilbrich: „Selbstverständlich respektiere und verstehe ich Giuseppe Spotas Entscheidung. Dass es am MiR weiterhin eine starke Tanzsparte geben muss, steht dennoch außer Frage. Wir sind auf der Suche und im Gespräch mit verschiedenen Personen für Giuseppes Nachfolge.“
Zu Zukunftsplänen nach seiner Zeit am Musiktheater im Revier wird sich Giuseppe Spota zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Wie schwer ihm die Entscheidung, Gelsenkirchen zu verlassen, gefallen ist, lässt sich am besten an seinen eigenen Worten ermessen:
„Ich möchte all den wunderbaren Menschen am Musiktheater im Revier, die während dieser besonderen sieben gemeinsamen Jahre eine wahre ‚casa‘ und eine ständige Unterstützung waren, meinen tiefsten Dank aussprechen.
Meinem Team und meinen Tänzer*innen, die die Hauptinstrumente dieser unvergesslichen Melodie waren – einer Melodie, die es mir ermöglichte, die MiR Dance Company sowohl lokal als auch international bekannt zu machen und ihr eine starke Identität und Präsenz in der Welt des Tanzes zu verleihen.
Unserem Publikum, das immer neugierig und offen ist und bereit, sich auf die Kraft unserer Vielfalt einzulassen. Und an jene Person, die mir diese Chance eröffnete, mir vertraut hat und mich wachsen ließ: Michael Schulz.
Dies ist mein letzter ‚giro di giostra‘ (Karusselfahrt) für ein aufregendes letztes Jahr mit meinem geliebten MiR. Grazie, Gelsenkirchen.“
Aktuell gilt Giuseppe Spotas gesamte Aufmerksamkeit dem herausfordernden Arbeitspensum der kommenden Spielzeit. Insbesondere die Planungen für „Orpheus und Eurydike“ (Premiere am 6. Dezember 2025) laufen bereits auf Hochtouren. Wie schon zuvor wird er bei diesem spartenübergreifenden Projekt neben Inszenierung und Choreographie auch die Gestaltung von Bühne und Kostüm selbst übernehmen.