Bregenzer Pressetag »Spiel auf dem See und Oper im Festspielhaus»

Pressetag bei den Bregenzer Festspielen: Probeneinblick »Der Freischütz« ~ © Bregenzer Festspiel / Anja Köhler (andereart.de)

Auf der Seebühne ein winterlicher „Freischütz“, im Festspielhaus ein früher Rossini im Clanmilieu

Pressetag Spiel auf dem See und Oper im Festspielhaus

Zweimal täglich sind die Mitwirkenden des Spiels auf dem See in Philipp Stölzls winterlichem Freischütz-Dorf derzeit in Aktion. Noch wird großteils ohne Kostüm geprobt, noch spielen Korrepetitor:innen am Klavier. Doch schon am kommenden Samstag wird Carl Maria von Webers 1821 uraufgeführte Oper Der Freischütz bei der Klavierhauptprobe erstmals unter Originalbedingungen gespielt. Am Wochenende werden die Wiener Symphoniker in Bregenz erwartet, und die Bühnenorchesterproben können beginnen.

Romantische Schauergeschichte

„Ich wollte diese Oper hier schon machen, als ich in Bregenz erstmals angetreten bin“, sagt Stölzl. Er habe für Der Freischütz bewusst eine ganz andere Form gewählt als für Rigoletto: „Der Ort, den wir hier ganz nah am Zuschauerraum geschaffen haben, ist eine magisch-poetische Welt, die man fast haptisch greifen kann. Die romantische Schauergeschichte, die die Basis des Freischütz bildet, haben wir durch und durch umarmt. Bei uns wird sich in dieser Oper, die eigentlich zur Hälfte Sprechtheater ist, vieles durchdringen und verdichten. Dazu kommen Toneffekte: heulende Wölfe, knirschendes Eis, Schüsse und Donner“.

Pressetag bei den Bregenzer Festspielen
© Bregenzer Festspiel / Anja Köhler (andereart.de)

Frösteln trotz Sommerhitze sollen die Besucher:innen ob der unheimlichen Atmosphäre des halb im Wasser versunkenen Dorfes, das wünscht sich der Regisseur: „Der Freischütz ist im Grunde eine dunkle Faust-Geschichte: Max verkauft seine Seele für ein irdisches Glück und bezahlt bitter dafür. In den zugigen Hütten werden essenzielle Konflikte ausgetragen, es wird mit harten Bandagen gekämpft.“

Ab 17. Juli erstmals auf der Seebühne zu sehen

Carl Maria von Webers Der Freischütz ist ab 17. Juli 2024 erstmals auf der Bregenzer Seebühne zu sehen. Für Regie, Bühnenbild und Lichtdesign zeichnet der Münchner Philipp Stölzl verantwortlich, der nach seinem gefeierten Rigoletto, dem Spiel auf dem See 2019/21, an den Bodensee zurückgekehrt ist. Es dirigieren Conductor in Residence Enrique Mazzola, der auch bei Rigoletto die musikalische Leitung innehatte, und Erina Yashima.

Pressetag bei den Bregenzer Festspielen
Philipp Stölzl

© Bregenzer Festspiel / Anja Köhler (andereart.de)

Für das Spiel auf dem See 2024 sind an 28 Abenden insgesamt rund 199.000 Tickets aufgelegt (inkl. Generalprobe und Young People’s Night), die Auslastungszahlen liegen auf dem sehr guten Niveau der Seebühnenproduktionen Carmen 2017/18 und Rigoletto 2019/21. Vor allem für die Vorstellungen von Der Freischütz im August sind noch Karten erhältlich.

Rossinis „Jugendmeisterwerk“ Tancredi inmitten von Bandenkriegen

Zwei Familienclans im Clinch, bedroht von einem äußeren Feind, dazwischen zwei junge Frauen, die inmitten einer Männerwelt versuchen, miteinander glücklich zu werden: Auch für Gioachino Rossinis „Jugendmeisterwerk“ Tancredi, mit dem sich der erst 20-Jährige 1813 an die Spitze der italienischen Komponisten seiner Zeit katapultierte, laufen seit drei Wochen die Proben im Festspielhaus.

Pressetag bei den Bregenzer Festspielen
Jan Philipp Gloger

© Bregenzer Festspiel / Anja Köhler (andereart.de)

Um diese Oper, deren Hauptakteure im Originallibretto Kreuzritter und Sarazenen sind, für ein heutiges Publikum packend zu erzählen, haben der deutsche Regisseur Jan Philipp Gloger und Bühnenbildner Ben Baur den Schauplatz von Tancredi in ein südamerikanisch inspiriertes Land verlegt, in dem Drogenkartelle wüten und sich rivalisierende kriminelle Clans bekriegen: Schauplatz für diesen Männerkosmos mit Sprengpotenzial ist die eindrucksvolle Villa von Drogenboss Argirio.

Brisant und heutig

Es ist eine Welt, die die Konflikte dieser Oper sehr greifbar und dringlich macht. Titelfigur Tancredi, im Original eine Hosenrolle, ist in Bregenz eine Frau, die sich in dieser männlichen, katholischen, restriktiven Welt in Amenaide verliebt hat und sich als Kämpfer verkleidet, um in dieser Männerwelt überhaupt agieren zu können. „Bei uns gibt es keine Spalier stehenden Ritter, sondern eine queere Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen in einer von Drogen und Gewalt geprägten Welt“, sagt Gloger. „So können wir die Beziehung zwischen Amenaide und Tancredi brisant und für heute relevant erzählen.“

Pressetag bei den Bregenzer Festspielen
Probeneinblick »Tancredi«

© Bregenzer Festspiel / Anja Köhler (andereart.de)

Musikalisch zeugt Tancredi, obwohl ein Frühwerk, mit schwungvollen Melodien und den rauschenden Finali bereits deutlich von Rossinis musikalischem Einfallsreichtum. Die musikalische Leitung übernimmt Yi-Chen Lin, die dem Publikum als Dirigentin von Giacomo Puccinis Madame Butterfly in Erinnerung ist. Das Bühnenbild stammt von Ben Bauer, für die Kostüme zeichnet Justina Klimczyk verantwortlich. Premiere ist am 18. Juli 2024 im Festspielhaus.

Pressetag bei den Bregenzer Festspielen
Intendantin Elisabeth Sobotka
© Bregenzer Festspiel / Anja Köhler

Programm für mehr als 227.000 Besucher:innen

Die 78. Bregenzer Festspiele bieten von 17. Juli bis 18. August 2024 fünf Sommerwochen lang ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Programm für mehr als 227.000 Besucher:innen. Neben dem spektakulären Freischütz auf der Seebühne und dem Opernthriller Tancredi im Festspielhaus erwarten das Publikum mit Unmögliche Verbindung und Hold Your Breath zwei Uraufführungen auf der Werkstattbühne, die Opernstudio-Produktion von Rossinis Der Ehevertrag und Puccinis Gianni Schicchi, das Theatergastspiel Mondmilch trinken sowie große und kleine Konzerte im Festspielhaus, Seestudio und im Kunsthaus Bregenz.


Die Bregenzer Festspiele 2024 finden von 17. Juli bis 18. August statt. Tickets und Infos unter bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076.