Die Themen von „ttt – titel thesen temperamente“ am Sonntag (7. Juli)

ttt - titel thesen temperamente, sonntags im Ersten. Max Moor gibt Informationen über aktuelle Ereignisse und wichtige Trends im deutschen und internationalen Kulturleben. ttt stellt Künstler aller Genres in den Mittelpunkt der Betrachtung, macht Kunst optisch erfahrbar, zeigt Zusammenhänge auf und stellt den Wettstreit der Meinungen in der Kulturszene dar. © ARD/Herby Sachs

„ttt – titel thesen temperamente“ (NDR) kommt am Sonntag, 7. Juli 2024, um 23:35 Uhr im Ersten.

Die geplanten Themen:

Das „kriegstüchtige“ Deutschland? Worüber wir jetzt diskutieren müssen

Deutschland muss „kriegstüchtig“ sein, fordert Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Einige Experten befürchten, dass es in den nächsten zehn Jahren einen Angriff Russlands auf ein NATO-Land geben könnte. Seit dem Ukraine-Krieg werden Szenarien diskutiert, die im friedensverwöhnten Deutschland lange Zeit ausgeschlossen schienen. Was bedeuten diese Veränderungen für die Gesellschaft? Wie muss die Bundeswehr neu aufgestellt werden? Hat der Pazifismus der Linken ausgedient? „ttt“ spricht mit einem Generalleutnant der Bundeswehr und einem Soziologen über das „kriegstüchtige“ Deutschland.

Ende einer Kulturnation? Frankreich und die Macht der Rechtsextremen

Spätestens seitdem die Partei Rassemblement National in der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahl stärkste Kraft wurde, fürchtet die französische Kulturszene eine radikale Veränderung der Machtverhältnisse. Nach der Stichwahl am 7. Juli 2024 könnten die Rechtspopulisten die absolute Mehrheit im Parlament erlangen. Wie sehr die französische Gesellschaft gespalten ist und welche Ursachen das hat, darüber spricht die Schriftstellerin Cécile Wajsbrot inmitten einer aufwühlenden Wahlwoche. Die Autorin und Übersetzerin wurde 1954 in Paris geboren und lebt sowohl in Frankreich als auch in Deutschland. In ihrem Roman „Zerstörung“ beschrieb sie den Zerfall einer Gesellschaft und deren Verwandlung in eine Diktatur.

Liebe unter Druck: der iranische Film „Ein kleines Stück vom Kuchen“

Eine zarte und humorvolle Liebesgeschichte, die es in sich hat. Sie zeigt den normalen Alltag iranischer Frauen ohne Hijab hinter verschlossenen Türen im Iran, einem Land, das Frauen unterdrückt, Menschenrechte verletzt und Freiheit beschneidet. Regisseurin Maryam Moghaddam und Regisseur Behtash Sanaeeha waren gerade am Anfang der Dreharbeiten zum Film über eine ältere, einsame Frau in Teheran, die sich verliebt, als Jina Mahsa Amini von der Sittenpolizei getötet wurde und daraufhin die Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“ entstand. Die Drehs für „Ein kleines Stück vom Kuchen“ (Kinostart: 11. Juli) mussten heimlich stattfinden, dem Regie-Duo wurden die Reisepässe abgenommen, sodass sie nicht zur umjubelten Berlinale-Premiere ihres Films reisen konnten. Außerdem wurde Drehmaterial beschlagnahmt. Wegen ihrer regimekritischen Arbeit läuft ein Gerichtsverfahren gegen sie. Im „ttt“-Interview erzählen die beiden von der Lage im Iran.

„Die gefährlichste Frau der Welt“: die Künstlerin Selma Selman in der SCHIRN Kunsthalle Frankfurt

Selma Selman (Jahrgang 1991) zertrümmert Mercedes-Benz-Autos, Staubsauger, Waschmaschinen oder Motherboards mit einer Axt. In ihren Performances geht es nicht nur um Zerstörung von Statussymbolen oder Rollenklischees, sondern auch um Verwandlung: Selma Selman bezieht sich damit auf ihre Rom*nja Wurzeln, ihre Familie in Bosnien und Herzegowina lebt von der Schrottverwertung. Für ihre Einzelausstellung in der SCHIRN Kunsthalle Frankfurt („Flowers Of Life“, bis 15. September) verwandelt sie zum Beispiel Metallgreifer vom Schrottplatz in sich öffnende Blüten. Ihre Kunst kreist um Stigmatisierung, Unterdrückung, Emanzipation. In der Ausstellung stellt ein Video ein Erlebnis ihrer Mutter nach, die 1994 während des Bosnienkrieges eine mit Leichen übersäte Brücke in Bihać überquerte, mit der Tochter an ihrer Hand, der sie dabei die Augen zuhielt. „?ttt“ porträtiert die kraftvolle Ausnahmekünstlerin.

Divers, klassisch, neu: das Chineke! Orchestra

Mehr Vielfalt in der Klassik, das ist das Ziel des Chineke! Orchestra aus Großbritannien. Es ist das erste professionelle Orchester Europas, das aus überwiegend Schwarzen und ethnisch diversen Musiker*innen besteht. Gegründet wurde es 2015 von der Kontrabassistin Chi-chi Nwanoku. Seitdem gastierte es in vielen renommierten Konzerthäusern und bei einigen der wichtigsten Festivals weltweit. Bei Chineke! geht es aber nicht nur um die ethnische Vielfalt innerhalb des Orchesters, sondern auch um eine Erweiterung des klassischen Repertoires um Werke aus verschiedenen Kulturen. So stehen auf der aktuellen Tournee u. a. Kompositionen von Fela Sowande und Cassie Kinoshi auf dem Programm. „ttt“ besucht das Chineke! Orchestra bei Proben und beim Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie.

daserste.de/ttt