Ensembleabend »Von der Liebe« an der Oper Frankfurt

Katharina Magiera (© Barbara Aumüller ~ szenenfoto.de)

Große Stimmen waren in diesem Monat bereits an der Oper Frankfurt zu hören: Maria Bengtsson, Claudia Mahnke und Željko Lučić gaben Lieder-/Arienabende, das Opernstudio präsentierte eine Soiree und Mitglieder des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters zeigten im Rahmen von Kammermusiken ihr Können. Nun fand der erste von drei Ensembleabenden statt, die in das neue Ersatzprogramm »Live vor Publikum« aufgenommen wurden. Unter dem Titel „Von der Liebe“ standen dabei von Schumann und Brahms vertonte Variationen der Liebe im Mittelpunkt.

Eröffnet wurde der einstündige Abend von der Mezzosopranistin Katharina Magiera mit Robert Schumanns populärem, acht Lieder umfassenden Zyklus Frauenliebe und Leben. Diesem verlieh sie durch ihre leicht dunkel gefärbte Stimme einen intensiven und tiefen Ausdruck (besonders bei „Du Ring an meinem Finger“ und „Süßer Freund, du blickest“). Sie erwies sich als souveräne Kunstliedinterpretin mit einem wunderbarem Gefühl für den passenden Ausdruck und verzichtete auf Übertreibungen („Er, der Herrlichste von allen“). Am Klavier begleitete Sie der behutsam aufspielende Kapellmeister Simone Di Felice. Zusammen boten sie eine mit viel Empathie dargebotene Fassung des Zyklus.

Oben: Angela Vallone (© Jiyang Chen ) und Bianca Andrew (© Wolfgang Runkel)
Unten: Michael Porter (© Barbara Aumüller) und Anthony Robin Schneider (© Barbara Aumüller)

Der zweite Programmteil mit Johannes Brahms ersten Liebeslieder-Walzer Zyklus (op. 52) stand dazu vom musikalischen Ausdruck her im Kontrast (auch wenn die Entstehung der beiden Zyklen zeitlich nicht weit auseinander liegt). Schon von der formalen Anlage her ragt er heraus, ist er doch nicht für eine Stimme und Klavier, sondern für vier Stimmen und Klavier zu vier Händen geschrieben. Alle 18 Lieder des Zyklus werden zwar vom für den Walzer prägenden Dreivierteltakt bestimmt, doch Brahms hat diesen mit viel Fantasie sehr variantenreich umgesetzt. Von der erstaunlichen Vielfalt des Ausdrucks konnte man sich auch bei der klangstarken Darbietung durch die Ensemblemitglieder Angela Vallone (Sopran), Bianca Andrew (Mezzosopran), Michael Porter (Tenor) und Anthony Robin Schneider (Bass) überzeugen, die von einem angemessen lebhaften und leidenschaftlichen Spiel von Mariusz Kłubczuk und Anne Larlee am Klavier begleitet wurden.
Den Liedern liegen überwiegend heitere Texte aus Georg Friedrich Daumers Weltpoetischem Liederbuch Polydora zugrunde. Ländlerische Töne wechseln mit ausgelassenen, träumerischen, erhabenen bis hin zu melancholischen. Die Einsätze der vier Sänger, ohne Blickkontakt zu den hinter ihnen spielenden Pianisten und ohne einen Dirigenten, gelangen hervorragend, obwohl erschwerend hinzu kommt, dass hier die Solostimmen abwechselnd führen und eine präzise Rhythmik zu beachten ist. Die kurzen Miniaturen sind ein Ausdruck musikalischer Freude, der allen sechs Beteiligten anzumerken war und sich auch auf das Publikum übertrug. Intensiver Applaus, leider keine Zugabe.

Markus Gründig, Juni 20


Ensembleabend »Von der Liebe«
Oper Frankfurt, 19. Juni 2020


Bianca Andrew (Mezzosopran)
Katharina Magiera (Mezzosopran)
Michael Porter (Tenor)
Anthony Robin Schneider (Bass)
Angela Vallone (Sopran)

Simone Di Felice (Klavier)
Mariusz Kłubczuk (Klavier)
Anne Larlee (Klavier)

oper-frankfurt.de