Charmante Sommernacht im Hof des Landesmuseums Mainz

Staatstheater Mainz spielt Liebeskomödie »Eine Sommernacht«

Eine Sommernacht ~ Staatstheater Mainz im Innenhof des Landesmuseums Mainz ~ Bob (Daniel Mutlu), Helena (Maike Elena Schmidt) ~ © Andreas Etter

Am vergangenen Samstag war einiges los in Mainz. Allein das Staatstheater spielte im Kleinen Haus Tage des Verrats, im Alten Postlager Das Tal der Ahnen, im Großen Haus gab das Philharmonische Staatsorchester Mainz ein Sinfoniekonzert und im Innenhof des Landesmuseums Mainz fand die Premiere von Eine Sommernacht statt. Dazu schickte FSV Mainz 05 mit einem 3:1 Sieg über SV Werder Bremen diesen in die 2. Bundesliga.

Den Hof des Landesmuseums Mainz als Spielstätte nutzen zu können, ist ein großer Vorteil für das Staatstheater Mainz. Denn anders als der zwischen Großen und Kleinen Haus gelegene Tritonplatz, ist der Hof des Landesmuseums umschlossen, also wesentlich ruhiger und bietet zudem Schutz vor Zaungästen. Die Atmosphäre ist locker, es gibt nur fünf Sitzreihen mit reichlich Abstand, zwei mit Liegestühlen, zwei mit Klappstühlen und eine mit Barhockern und Stehtischen. Getränke, Brezel und Spundekäs kann vor Ort erworben und mit auf den Platz genommen werden. Gespielt wird dort noch bis zum 4. Juli 20 die Liebeskomödie Eine Sommernacht von David Greig und Gordon McIntyre. Sie wurde 2008 in Edinburgh uraufgeführt, die deutschsprachige Erstaufführung fand zwei Jahre später am Oldenburgischen Staatstheater statt.

Eine Sommernacht
Staatstheater Mainz im Innenhof des Landesmuseums Mainz
Helena (Maike Elena Schmidt), Bob (Daniel Mutlu)
© Andreas Etter

Das Zwei-Personen-Stück handelt von einem ungleichen Paar 35-jähriger. Die Scheidungsanwältin und ewige Brautjungfer Helena (rational denkend und gefühlvoll: Maike Elena Schmidt) trifft auf den Kleinganoven und überforderten Vater Bob (Geräusche imitierend und eloquent: Daniel Mutlu). Sie erleben eine außergewöhnliche Sommernacht, die ihr Leben dauerhaft ändern wird. Dabei ist die Ausgangslage, ein spontanes schlecht laufendes Sexdate, alles andere als vielversprechend.
Ihre Geschichte wird nicht linear erzählt. Ein ständiger Wechsel zwischen Erzählperspektive und direkter Rede kennzeichnet das Stück. Zudem wird zwischen Zeitebenen gesprungen und Nebenfiguren werden kurzerhand auch von den beiden, sehr lustvoll, gespielt. Eine Sommernacht wird auch als ein Stück mit Musik oder als musikalische Komödie bezeichnet. In dieser Inszenierung besingt allein die Helena der Maike Elena Schmidt mit einer Handvoll englischsprachiger Folksongs (von Gordon McIntyres) einen Hangover und die Liebe. Dabei begleitet sie sich selbst mit einer Ukulele.

Die vorhandene Grünanlage im Hof des Landesmuseums dient als Bühnenbild. Die dort angelegte Anlage von Apfelbäumen und Weinreben ist von einem Holzsteg umzäunt. Auf ihm werden mit wenigen Requisiten das Zuhause von Helena und Bob angedeutet. Szenen im Park werden kurzerhand in das dahinter liegende Grün verlegt und per Livekamera auf einen Bildschirm projiziert (Ausstattung: Victoria Schrott, Lina Maria Stein).

Regisseur Mark Reisig zeigt die amüsante und charmante Liebeskomödie in kurzweiligen 75-Minuten mit viel Herz. Und durchaus Tiefgang, denn hinter der oberflächlichen Geschichte steht am Ende auch die selbstkritische Auseinandersetzung der beiden mit sich selbst. Großer Applaus.

Markus Gründig, Juni 20


Eine Sommernacht

(Midsummer – A Play with Songs)

Von: David Greig und Gordon McIntyre
Übersetzer: Barbara Christ

Uraufführung: 28. Oktober 2008 (Edinburgh, Traverse Theatre)
Deutschsprachige Erstaufführung: 22. Oktober 2010 (Oldenburg, Oldenburgisches Staatstheater)

Premiere am Staatstheater Mainz: 20. Juni 20 (Landesmuseum Mainz)

Inszenierung: Mark Reisig
Ausstattung: Victoria Schrott, Lina Maria Stein
Dramaturgie: Rebecca Reuter

Besetzung:

Helena: Maike Elena Schmidt
Bob: Daniel Mutlu

staatstheater-mainz.de