Es ist eine Weile her, dass Dan Goggins Musical Nunsense im Rhein-Main-Gebiet zu sehen war. Dabei gab es davon um die Jahrtausendwende eine überaus erfolgreiche Produktion in deutscher Fassung (Non(n)sense). Das „Musical Theater Ensemble“ unter Regisseur Benjamin Baumann spielte es zwischen 1995 bis 2010 vor rund 120.000 Zuschauer in 544 Shows (vor allem im Hanauer Culture Club). Jetzt hatte das Musical in seiner Originalfassung Premiere am English Theatre Frankfurt. Wegen der anhaltenden Sanierungsarbeiten am Stammsitz (Galileo-Hochhaus) wird nach Sylvia und The Two Popes erneut die Ersatzspielfläche im Theater am Zoo (das ehemalige Fritz Rémond Theater) genutzt.
Bei seiner Begrüßung konnte Intendant Daniel Nicolai die gute Nachricht verkünden, dass es vermutlich ab September 25 an der Taunusanlage wieder regulär weitergehen wird (dann mit der bereits früher angekündigten Wiederaufnahme des Musicals Something Rotten!). US-Generalkonsul Brian Breath wies in seiner kurzen Begrüßungsrede zur Premiere insbesondere auf die deutsch-amerikanische Freundschaft hin. Er stammt aus New Jersey, dem Bundesland, indem auch die Stadt Hoboken liegt, der Handlungsort des Musicals.
Lebensfreude pur
Dan Goggins Nunsense bietet Lebensfreude pur und ist dezent mit schwarzem Humor gepaart. Es handelt von einem Benefizabend den fünf Nonnen veranstalten. Fatalerweise sind 52 ihres Konvents kürzlich an einer Bouillabaisse gestorben. Davon sind die meisten zwar beerdigt worden, doch vier liegen noch im Kühlraum und jetzt macht die Gesundheitsbehörde Druck…
Regisseur Ewan Jones bewies bereits bei Sister Act und Something Rotten! großes Geschick. Nunsense zeigt er als flotte und vergnügte Revue (mit Anzüglichkeiten und Absurditäten, wie durch den Saal getragenen Leichensäcken). Dabei geben unter der strengen und mit Entertainmentqualitäten aufwartenden Mother Superior (Julie Paton, stark mit „Turn Up the Spotlight“) die „Little Sisters of Hoboken“ alles, um das Publikum für sich zu begeistern.
Dezente Zuschauereinbindung
Hierfür finden Sie sich in der Mount St. Helen´ School in Hoboken ein, im Bühnenbild des in der dortigen Aula gerade gespielten Musicals Grease. Das reicht mit Girlanden bis in den Publikumssaal hinein. Bühne und Saal sind hier nicht zu trennen, wie auch eine dezente Zuschauereinbindung elementarer Bestandteil der Show ist (Bühnenbild: Sophia Pardon, auch Kostüme).
Dazu gibt es versteckte Hinweise auf populäre US-Filme der 1990er-Jahre, mit Anspielungen auf Filme wie „Die nackte Kanone“, Jurassic Park oder Die Goonies“.
I Just Want to Be a Star
Im Mittelpunkt stehen alle Schwestern gerne. Sister Mary Hubert ragt mit geschminkten Lippen und lackierten Fingernägeln, was für Nonnen eigentlich tabu ist, schon optisch heraus. Nur zu gerne würde sie Mother Superiors Platz einnehmen (herrlich soulig mit „Holier Than Thou“: Michaela Stern). Die freche Sister Mary Robert Anne (Millie Gmaj) träumt gar davon, ein Star zu sein (energiegeladen mit „I Just Want to Be a Star“).
Sister Mary Amnesia (liebenswert und vielseitig: Kate Powell) leidet an Amnesie, denn ein Kruzifix fiel ihr auf dem Kopf (mit Koloraturen ähnlich zur Zauberflöte mit „So You Want to Be a Nun“ und lässig mit dem Countrysong „I Could’ve Gone to Nashville“, dazu talentiert als Bauchrednerin).
Die Novizin Sister Mary Leo (Lulu Tucker) erzählt unter einer Bettdecke von ihrer Morgenroutine („Benedicite“) und träumt davon, auf Spitze tanzend, eine Ballerina zu sein.
Bei dieser Produktion gibt es zusätzlich die beiden Figuren Barb (Nicola Sneddon) und Dusty (Amelia Rose) als Bühnenhelferinnen.
Der Abend ist eine bunte Revue mit fetzigem Sound, Swing, etwas Jazz, Stepptanz und einer rockigen Gospel-Nummer am Ende. Mal Hall leitet die Liveband am Klavier (die hinter einer Schiebewand auch noch Platz auf der Bühne gefunden hat). Diese Funktion übt er bereits seit Cabaret in 2018 bei jeder Musicalproduktion des English Theatre Frankfurt aus.
Das Premierenpublikum zeigte sich etwas zurückhaltend und spendete freundlichen Applaus, da dürfte künftig allerdings mehr gehen.
Gespielt wird Nunsense bis zum 20. Februar 25. Als nächstes im reduzierten Spielplan der Spielzeit 2024/25 des English Theatre Frankfurt wird es im April 25 eine Theaterinszenierung in der Volksbühne am Hirschgraben geben (und The Curious Incident of the Dog in the Night-Time als Stück für junge Zuschauer).
Markus Gründig, Dezember 24
Nunsense
(Non(n)sens)
Von: Dan Goggin
Uraufführung: 12. Dezember 1985 (New York, Cherry Lane Theatre)
Deutschsprachige Erstaufführung: 1. Oktober 1989 (Wien, Graumann-Theater)
Deutsche Erstaufführung: 8. Dezember 1989 (Düsseldorf, Kammerspiele)
Premiere am English Theatre Frankfurt: 11. Dezember 24 (ETF @Zoo Frankfurt)
Spielzeit bis: 20. Februar 25
Regie: Ewan Jones
Musikalische Leitung: Mal Hall
Bühnenbild und Kostüme: Sophia Pardon
Lichtdesign: Peter Small
Sounddesign: Anna Short
Besetzung:
Mother Superior: Julie Paton
Sister Mary Hubert: Michaela Stern
Sister Mary Robert Anne: Millie Gmaj
Sister Mary Amnesia: Kate Powell
Sister Mary Leo: Lulu Tucker
Dusty: Amelia Rose
Barb: Nicola Sneddon
english-theatre.de