Glitzerndes Musical »Sister Act« am English Theatre Frankfurt

Sister Act ~ English Theatre Frankfurt ~ Ensemble ~ © Martin Kaufhold

Die Situation des English Theatre Frankfurt ist ernst. Der Mietvertrag für die Spielstätte im Keller des Galileo-Hochhauses wurde ihm gekündigt. Ein Spielbetrieb an diesem Standort ist gegenwärtig nur bis zum 15. April 2023 gesichert. Ein neuer Mietvertrag muss abgeschlossen werden, doch die dafür zuständigen Stellen bewegen sich diesbezüglich nur sehr zögerlich (Hintergrundinfos). Deshalb wurde bereits vor einigen Wochen die Outreach- und Unterschriftenkampagne mit dem Hashtag #TheETFMustStay gestartet. Weiterhin gilt der Aufruf sich daran zu beteiligen.

Auch über dem Holy Order of the Little Sisters of Our Mother of Perpetual Faith im Musical Sister Act schwebt ein Damoklesschwert. Deren Kirche soll verkauft und der Orden aufgelöst werden. In einer vor Energie und guter Laune nur so strahlenden Inszenierung des britischen Regisseurs Ewan Jones ist die göttliche Komödie jetzt im English Theatre Frankfurt zu sehen. Um Tickets sollte man sich schnell bemühen!

Vor der Premierenvorstellung richtete Norman Thatcher Scharpf, seit August 2021 Generalkonsul im US-Generalkonsulat Frankfurt/M Grußworte an das Publikum. Dabei betonte er die Wichtigkeit von Freiheit und Vielfalt und die Zusammenarbeit freier Länder, wie zwischen Deutschland und den USA.

Das Musical Sister Act beruht auf dem gleichnamigen Film von 1992 mit Whoopi Goldberg in der Rolle der Schwester Deloris van Cartier. Für die Musicalversion schrieb Alan Menken (u. a. Disneys Die Schöne und das Biest) neue Songs. Er versah Sister Act mit Disco und Gospel Musik und ergänzte es mit einem souligen „Philly Sound“ und verlieh ihm so einen liebenswerten Retro-Touch. Denn im Musical spielt das Stück in Philadelphia, der größten Stadt des US-Bundesstaates Pennsylvania an der Ostküste, nicht in San Francisco und Reno. Für einen elektrisierenden Sound sorgt im English Theatre Frankfurt eine Liveband, die versteckt auf der Bühne platziert ist (Musikalische Leitung: Mal Hall). Im englischen Original klingen die Songs schön authentisch. Inszeniert wurde das Musical von Ewan Jones, es ist seine erste Arbeit für das English Theatre Frankfurt (und hoffentlich nicht die letzte). Auch die vielseitige Choreografie kommt von ihm. Die Nachtclubgirls und auch die Nonnen sind sehr bewegungsfreudig und keine grauen Mäuse.

Sister Act
English Theatre Frankfurt
Tina (Ruby Davies), Deloris Van Cartier: (Kalisha Amaris), Michelle (Xenoa Campbell-Ledgister)
© Martin Kaufhold

Die bisher größte Produktion

Nach Aussage der Pressesprecherin Andrea Leonardt ist Sister Act die bisher größte Produktion des English Theatre Frankfurt. Und für eine szenische Umsetzung auf kleinem Raum ist das Musical eine Herausforderung, gilt es doch schnelle Szenenwechsel zu ermöglichen. Ob Nachtclub, Polizeistation oder Kloster, die Raumthematik wurde hauptsächlich mit schmalen dreidimensionalen Bühnenprospekten (mit Rahmen und Beleuchtung) von Bühnenbildner Stewart J. Charlesworth (auch Kostüme) geschickt gelöst. Bei den Streben-ähnlichen Gebilden wurde er vom Brutalismus inspiriert (wie beispielsweise von der Geisel Library in San Diego oder der Trauerhalle Westhausen in Frankfurt/M). Die Gebilde greifen teils die Straßen von Philadelphia, teils in kräftigen Farben strahlende Kirchenfenster auf. Bei einer nächtlichen Verfolgungsfahrt durch die Straßen von Philadelphia wird die Fahrstrecke darauf visualisiert.

Sister Act
English Theatre Frankfurt
Eddie (Alfie Parker) und Ensemble
© Martin Kaufhold

Große Musicalstimmen, die berühren

Der 13-köpfige diverse Cast besteht größtenteils aus Briten. Die gebürtige US-Amerikanerin Kalisha Amaris steht dabei als eine überragende, kraftvolle Deloris van Cartier mit immens großem Einfühlungsvermögen und Soulstimme im Mittelpunkt („Take Me to Heaven“, „Sister Act“). Ihren Freund und den finsteren Ganoven Curtis nimmt Jonathan Andre für sich ein. Was vor allem auch für Alfie Parker in der noch nicht einmal so großen Figur des Polizisten Eddie gilt. Doch spätestens wenn er davon träumt cool zu sein und Deloris zu imponieren („I Could Be That Guy“), erreicht er das Publikum mit seiner sanften Stimme.

Sister Act
English Theatre Frankfurt
Ensemble
© Martin Kaufhold

Aus der Schwesternschar ragen vor allem die Mother Superior der Margaret Preece („Here Within These Walls“, „Haven’t Got A Prayer“), die aufgeschlossene und stets fröhliche Sister Mary Patrick der Kimberley Ensor und die junge Sister Mary Robert der Biancha Szynal („The Life I Never Led“) heraus. Callum Tempest ist als frommer und zunehmend gelöster Monsignore O’Hara (und seriöser Resident Director) zu erleben.
Neben den berührenden Soli sind es die mit viel Elan dargebotenen Ensemble-Songs wie „Take Me to Heaven (Reprise)“ und das finale „Spread the Love Around“, die für gute Laune und Stimmung sorgen.

Am Ende großer Jubel und Standing Ovations, kein Wunder.

Markus Gründig, November 22


Sister Act

A DIVINE MUSICAL COMEDY

Musik: Alan Menken
Texte: Glenn Slater (basierend auf dem gleichnamigen Buch von Cheri und Bill Steinkellner)

Uraufführung: 24. Oktober 2006 (Pasadena, Pasadena Playhouse)
Deutschsprachige Erstaufführung: 2. Dezember 2010 (Hamburg, Stage Operettenhaus)

Premiere am English Theatre Frankfurt: 12. November 22

Regie / Choreografie: Ewan Jones
Musikalische Leitung: Mal Hall
Kostüme- und Bühnendesign: Stewart J. Charlesworth
Tondesign: Michael Woods
Lichtdesign: Jamie Platt

Cast:
(in alphabetical order)

Deloris Van Cartier: Kalisha Amaris
Curtis: Jonathan Andre
Sister Mary Martin of Tours: Laura Marie Benson
Sister Mary Celeste / Michelle: Xenoa Campbell-Ledgister
Sister Mary Irene / Tina: Ruby Davies
Sister Mary Patrick: Kimberley Ensor
Sister Mary Theresa: Ceris Hine
Sister Mary Lazarus: Vanessa Grace Lee
TJ / Dance Captain: Joshua Lear
Eddie: Alfie Parker
Pablo: Lucas Piquero
Mother Superior: Margaret Preece
Sister Mary Robert: Biancha Szynal
Monsignore O’Hara /Resident Director: Callum Tempest

Band:

Conductor / Keyboard I: Mal Hall
Keyboard II: Christoph Wohllben
Guitar: Karl Picker
Bass: Stefan Kreuscher
Drums: Thomas Elsner
Trumpet: Markus Privat
Trombone: Andreas Weil
Reed 1: Andreas Pompe
Reed 2: Sven Pudil

english-theatre.de