Die Spielzeit 2024/25 der Staatsoper Stuttgart

Die Intendanten der Staatstheater Stuttgart: Marc-Oliver Hendriks (Geschäftsführender Intendant), Viktor Schoner (Staatsoper Stuttgart), Burkhard C. Kosminski (Schauspiel Stuttgart), Tamas Detrich (Das Stuttgarter Ballett) ~ Foto: Björn Klein

Ekstatische Nonnen, terroristische Wale, fragile Verführer

  • SANCTA: Musiktheater-Debüt der Performancekünstlerin Florentina Holzinger u.a. mit Paul Hindemiths Sancta Susanna
  • Uraufführung zwischen Rap, Musical und großer Oper über den Mythos RAF: Der rote Wal
  • Neuproduktionen unter der Musikalischen Leitung von Cornelius Meister: Idomeneo (Regie: Bastian Kraft), Casanova (Regie: Marco Štorman)
  • Weitere Premieren: Der Spieler (ML: Nicholas Carter; R: Axel Ranisch), Otello (ML: Stefano Montanari; R: Silvia Costa)
  • Konzerte mit Maeckes, Tua u.a. und Kooperationen mit HipHop Open, Pop-Büro Region Stuttgart und Im Wizemann
  • Junge Oper im Nord (JOiN): Neuproduktionen von The Fairy-Queen und Pinocchios Abenteuer
  • Familienvorstellungen von Der Freischütz, Die Zauberflöte, Rusalka, Räuber Hotzenplotz und La Fest

Eine Nonne in Ekstase und ein roter Wal, ein fragiler Verführer und ein obsessiver Spieler, ein liebender Vater, der dennoch (fast) seinen Sohn opfert – diesen Figuren begegnet man in der kommenden Saison an der Staatsoper Stuttgart. Im Rahmen der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz der Staatstheater Stuttgart gaben Opernintendant Viktor Schoner, Generalmusikdirektor Cornelius Meister, Chefdramaturg Ingo Gerlach sowie Keith Bernard Stonum und Martin Mutschler von der Jungen Oper im Nord (JOiN) das Programm der Saison 2024/25 bekannt, die mit dem vieldeutigen Motto „Von allen guten Geistern…“ überschrieben ist.

Die Staatsoper zeigt mit SANCTA, Idomeneo, Casanova, Der Spieler, Otello und Der rote Wal (UA) sechs Neuproduktionen im Opernhaus, das JOiN die beiden Premieren The Fairy-Queen sowie Pinocchios Abenteuer. Ins Repertoire kehren u.a. Achim Freyers Inszenierung von Der Freischütz, Kirill Serebrennikovs Deutung von Strauss’ Salome, die Koproduktion mit dem Stuttgarter Ballett Der Tod in Venedig und Calixto Bieitos Inszenierung von Parsifal zurück.

Konzerte mit Pop- und Rap-Künstlern wie Maeckes, Tua u.a. und Kooperationen mit HipHop Open, dem Pop-Büro Region Stuttgart und Im Wizemann stehen ebenso auf dem Spielplan wie die Zusammenarbeit mit den Ludwigsburger Schlossfestspielen im Rahmen einer Inszenierung von Mozarts Zaide im barocken Schlosstheater Ludwigsburg. Eröffnet wird die Saison mit dem Crossover-Konzert Von allen guten Geistern… mit dem Staatsorchester Stuttgart mit dem Spielleiter Maeckes und unter der Musikalischen Leitung von Lin Liao.

„Das Hinterfragen von Gewohnheiten, emotionale Grenzgänge, die Erweiterung des Genres Oper und damit die Verführung möglichst vieler Stuttgarter*innen – das ist es was uns an der Staatsoper Stuttgart traditionell interessiert. ‚Von allen guten Geistern‘ beseelt oder verlassen zu sein gehört dabei zum Kern der Oper. Deshalb probieren wir zukunftsweisende Kooperationsformen aus, z.B. mit Florentina Holzinger, lassen wie bei der kommenden Uraufführung Der rote Wal HipHop-Künstler Opern schreiben und laden zahlreiche Freunde aus anderen Genres ein. Die Staatsoper Stuttgart soll ein Zuhause für lebendiges Emotions-, Diskurs-, Feier- und Musiktheater sein“, so Intendant Viktor Schoner.

Neuproduktionen

Zu Beginn der Spielzeit feiert die erste Musiktheaterproduktion der Performancekünstlerin, Choreografin und Regisseurin Florentina Holzinger ihre Stuttgart-Premiere: SANCTA (5.10.24) verbindet Paul Hindemiths ehemals von einem Skandal begleiteten Operneinakter Sancta Susanna mit geistlichen Werken von Johann Sebastian Bach und Sergei Rachmaninow sowie  Neukompositionen von Johanna Doderer, Born in Flamez und Stefan Schneider. Die Musikalische Leitung übernimmt die schwedische Dirigentin Marit Strindlund. Bei SANCTA kommen freie Szene, Theater- und Festivalbetrieb auf eine besondere Weise zusammen: Die Staatsoper Stuttgart kooperiert hierfür mit Holzinger/Spirit, neon lobster, dem Mecklenburgischen Staatstheater, den Wiener Festwochen | Freie Republik Wien, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, der Komischen Oper Berlin, Opera Ballet Vlaanderen, Julidans und dem Theater Rotterdam.

Die letzte Neuproduktion im Opernhaus in der Spielzeit 24/25 ist eine Uraufführung: Der rote Wal (18.6.25) erzählt den „Deutschen Herbst“ als Märchen über Widerstand und Gewaltmonopole. Das Libretto schreibt der als Maeckes bekannte Rapper, Singer-Songwriter und Texter Markus Winter. Die Komponisten, Instrumentalisten und Produzenten Vivan und Ketan Bhatti zeichnen für die Partitur verantwortlich. Aus dem Ensemble der Staatsoper Stuttgart werden Matthias Klink, Josefin Feiler und Stine Marie Fischer die Hauptrollen übernehmen. Es dirigiert die israelische Dirigentin Keren Kagarlitsky, die in der vergangenen Spielzeit bereits das Eröffnungskonzert geleitet hatte.

Zwei Neuproduktionen der kommenden Saison wird Generalmusikdirektor Cornelius Meister verantworten: Zum einen Wolfgang Amadeus Mozarts Idomeneo (24.11.24) in der Regie von Bastian Kraft, der 2022 mit Rusalka einen großen Erfolg an der Staatsoper Stuttgart erzielen konnte. Bei Idomeneo sind u.a. Jeremy Ovenden in der Titelpartie, Kammersängerin Diana Haller als Elettra und Ida Ränzlöv als Idamante zu erleben.

Generalmusikdirektor Cornelius Meister: „Die kontinuierliche Beschäftigung mit der Wiener Klassik gehört für mich in meiner Verantwortung für das Solistenensemble der Staatsoper, den Staatsopernchor und das Staatsorchester zu den zentralen Aufgaben. Mit Bastian Kraft verbindet mich, seitdem ich in der Spielzeit 2022/23 seine Stuttgarter Rusalka dirigiert habe, ein enges künstlerisches Band.“

Zum anderen dirigiert der Generalmusikdirektor die Revue-Operette Casanova (22.12.24) von Johann Strauss und Ralph Benatzky in einer Inszenierung von Marco Štorman. Michael Mayes wird die Titelpartie in Casanova übernehmen, Esther Dierkes die Rolle der Laura.

„Wie oft wurde ich angesprochen, wann es an der Staatsoper Stuttgart endlich wieder eine Operetten-Premiere geben werde! Nun ist es soweit. Aber Achtung: In Casanova hören wir neben Walzer und Polka auch Slow-Fox und spanische Tänze“, so Cornelius Meister.

Unter der Musikalischen Leitung von Nicholas Carter bringt Axel Ranisch nächste Saison mit Der Spieler (2.2.25) – nach den Neuinszenierungen von Die Liebe zu drei Orangen und Hänsel und Gretel – seine zweite Prokofjew-Oper und insgesamt seine dritte Arbeit auf die Bühne der Staatsoper Stuttgart. In den Hauptrollen gastieren u.a. Aušrinė Stundytė (Polina), Daniel Brenna (Alexej) und Rosie Aldridge (Babulenka).

Die Regisseurin Silvia Costa, die an der Staatsoper Stuttgart bereits Antonio Vivaldis Oratorium Juditha triumphans auf die Bühne gebracht hat, kehrt im Mai 2025 mit einer Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Otello (18.5.25) zurück. Stefano Montanari wird dirigieren, Matthew Polenzani übernimmt die Titelpartie, Esther Dierkes die Rolle der Desdemona.

Repertoire, Familienvorstellungen und Gäste

Insgesamt 15 Produktionen aus dem Repertoire zeigt die Staatsoper in der Saison 2024/25. Zurück auf die Bühne des Littmann-Baus kehren u.a. Achim Freyers legendäre Inszenierung des Freischütz von 1980 und Salome in der Regie von Kirill Serebrennikov. Mit neuer Besetzung und zum ersten Mal in der Intendanz Viktor Schoners wird Calixto Bieitos Inszenierung von Parsifal unter Leitung von Cornelius Meister wieder aufgenommen. Die diesjährige Uraufführung von Dora steht ebenso auf dem Spielplan wie Eric Gauthiers Musiktheaterkreation La Fest. Familienvorstellungen, bei denen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Begleitung ihrer Eltern, Großeltern oder Paten auf allen Plätzen 10,- € bezahlen, gibt es von Der Freischütz, Die Zauberflöte, Rusalka, Der Räuber Hotzenplotz und La Fest. Zu weiteren prominenten Gästen in der Spielzeit 2024/25 gehören u.a. Sophie Koch (Salome), Franz Hawlata (Der Räuber Hotzenplotz und Der Freischütz), Gerhard Siegel (Salome), Lucio Gallo (Tosca), Martin Gantner (Rigoletto), Katia Ledoux (Rusalka) und die Dirigentin Oksana Lyniv (Rusalka).

Kooperationen

Jenseits von Genregrenzen bringt die Staatsoper Stuttgart den Rap-Kritiker-Liebling Tua auf die Bühne und lädt erneut die HipHop Open in Kooperation mit Im Wizemann ins Opernhaus ein. Die Littmann-Sessions, bei denen Pop-Stipendiat*innen des Pop-Büro Region Stuttgart die regionale Musikszene vertreten, findet wieder in Kooperation mit dem JOiN und dem Pop-Büro statt.

Die Ludwigsburger Schlossfestspiele und die Staatsoper Stuttgart bespielen im Juni und Juli 2025 erneut das barocke Schlosstheater Ludwigsburg. Die Regisseurin Jessica Glause inszeniert dort Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel-Fragment Zaide mit dem Staatsorchester Stuttgart und dem Staatsopern-Ensemble.

Junge Oper im Nord (JOiN)

Die JOiN-Leiter Keith Bernard Stonum und Martin Mutschler stellen in ihrer zweiten Spielzeit die Frage „Was ist eigentlich Oper*?“: Was kann diese Kunstform heute noch sein und wie kann sie sich weiter wandeln?  Neben den Premieren von The Fairy-Queen und Pinocchios Abenteuer bietet das JOiN die szenischen Konzerte Hallo Blau مرحبا بالأزرق (von 3-6 Jahren) Reise zum Mittelpunkt der Erde (ab 5 Jahren) und JEIN! (ab 8 Jahren) sowie das Musiktheater-Spiel Mlarben-Plak! (ab 6 Jahren), die Schlager-Revue Gnadenlos Atemlos (von 7 bis 107 Jahren) und das Relaxed Concert für Eltern und ihre Kinder Tee & Techno (ab 0 Jahren). Das JOiN soll darüber hinaus mit den Listening Sessions und Late-Night-Formaten wie Abends im JOiN, Night Songs sowie der Talkshow Meet my Shrink! weiter ein Ort für Austausch und Musik bleiben.

Vorverkauf: Karten für alle Vorstellungen der Staatsoper Stuttgart sind ab dem 8. Juli erhältlich.

Weitere Informationen unter: staatsoper-stuttgart.de
Junge Oper: staatsoper-stuttgart.de

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