Am 17. Mai 2024 stellten Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski und die designierte Chefdramaturgin und ab der Spielzeit 2024/25 stellvertretende Intendantin in künstlerischen Belangen Gwendolyne Melchinger in der John Cranko Schule das Programm für die kommende Spielzeit 2024/25 vor.
Auf dem Spielplan stehen wieder 16 Neuproduktionen, davon vier Uraufführungen und je eine deutschsprachige und eine deutsche Erstaufführung, außerdem wieder die bewährten Kooperationsprojekte mit den Hochschulen in Stuttgart und Ludwigsburg. Harald Schmidt wird seine Spielplananalyse auch in der Spielzeit 2024/25 fortsetzen.
Die Saison 2024/25 wird am 21. September im Schauspielhaus mit Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin eröffnet, Regie führt Dušan David Pařízek, die erste Inszenierung im Kammertheater ist die Deutsche Erstaufführung von Dea Lohers neuem Stück Frau Yamamoto ist noch da am 13. Oktober – die erste Inszenierung des Schauspielintendanten Burkhard C. Kosminski im Kammertheater.
Auch in dieser Spielzeit sind neue Regiehandschriften in Stuttgart zu erleben. Zum ersten Mal sind das Regieduo Dead Centre (Bush Moukarzel und Ben Kidd), der Musiker und Regisseur Thom Luz sowie die Regisseur:innen Sapir Heller und Christina Tscharyiski, Falk Richter, Stas Zhyrkov, Karsten Dahlem und Lukas Holzhausen mit ihren Arbeiten am Schauspiel Stuttgart zu sehen.
Neue Texte und Stücke, die in Stuttgart uraufgeführt oder in Deutschland oder dem deutschsprachigen Raum erstaufgeführt werden, haben Dea Loher, Dead Centre, Falk Richter, Olga Bach, Maryna Smilianets und Clemens J. Setz geschrieben. Erneut setzt das Schauspiel Stuttgart den Akzent auf zeitgenössische Dramatik und führt vielseitiges Gegenwartstheater weiter.
Neu ins Ensemble kommen zur Spielzeit 2024/25 fünf Schauspieler:innen, von denen sich die meisten bereits dem Publikum vorgestellt haben: Rainer Galke wechselt aus dem Ensemble des Burgtheaters Wien an Schauspiel Stuttgart. Simon Löcker, der am Max Reinhardt Seminar studiert hat, ist seit Januar bereits in Ein dunkles, dunkles, dunkles Blau von Simon Stephens zu sehen und ab morgen auch in Amerika, in der Regie von Viktor Bodó. Mina Pecik hat an der Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig studiert, spielt in Farm der Tiere die Stute Klee und hat im Juni mit LIEBE / Eine argumentative Übung Premiere. Auch Karl Leven Schroeder, der an der Folkwang Universität der Künste studiert hat, ist bereits in Farm der Tiere zu sehen, als Sprecher:in der Hühner. Und Silvia Schwinger, die wie Simon Löcker aus Wien kommt und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt studiert hat, hatte gerade Premiere mit Sonne/Luft von Elfriede Jelinek.
KOMM WEITER lautet das Motto der Spielzeit 2024/25. Was können wir tun? Wohin brechen wir auf? Und wie wollen wir die Zukunft gestalten? Hat das Leben einen Zweck? Wie erlangen wir Zuversicht fürs unverstandene Heute, das nicht zu verstehende Morgen in einer Welt der Bedrohung und der großen Umbrüche? Worauf können wir vertrauen? Und wo steht – eigentlich – der Einzelne und wo die Gemeinschaft?
Was für ein Ort soll Theater sein, wo Menschen sich treffen zu einem gemeinsamen Erlebnis? Ein Ort, der da ist für den offenen Diskurs, das gemeinsame Denken, der Ambivalenzen sucht und komplexe Vorgänge komplex halten kann und hält, weg von Vereinfachungen, auch und gerade weg von festgefahrenen Mustern. Wir wollen beweglich bleiben und immer wieder hinterfragen, was wir tun, für wen, wofür. Aber auch einen Ort schaffen für Utopien, Träume, Transformationen, Möglichkeiten, Fantasien und – letztendlich – das Spiel in seiner eigenen und ursprünglichsten Form. Zusammen mit dem Publikum machen wir uns auf, indem wir erforschen, entwerfen und entdecken, was uns umgibt, wo wir uns befinden und wo wir sein möchten. Wie aber wird die Welt in den Blick genommen, in Sprache gefasst, wer macht sie hörbar und wer sichtbar?
Die Stücke der kommenden Spielzeit spiegeln den Zusammenhalt und das Auseinander- driften einer Gesellschaft, von Gemeinschaft und Familie, sie stellen Fragen nach Schule, Bildung und Erziehung, nach dem Zustand der Welt und unseres Planeten im Jetzt und im Danach.
Wie ist es um uns, um unsere Gesellschaft bestellt? Wie sehen hier die Gewinner, wie die Verlierer aus? Die Geschichte, wie einer mit denkbar schlechten Voraussetzungen trotzdem zum Gewinner werden möchte, erzählt Alfred Döblin in einem der bedeutendsten Großstadtromane des 20. Jahrhunderts: Berlin Alexanderplatz.
Wie hingegen junge Menschen auf die Welt und das Leben vorbereitet werden und welche Aufgabe dabei der Schule zufällt, zeigt das britisch-irische Regie- und Autorenduo Dead Centre. Bekannt geworden durch ihre innovativen Bühnenerkundungen, widmen sich Bush Moukarzel und Ben Kidd in ihrer ersten Arbeit für das Schauspiel Stuttgart, Die Erziehung des Rudolf Steiner, dem Reformpädagogen, seiner Anthroposophie und der Waldorfschule.
Vom Zusammenleben einer Gesellschaft zwischen Zusammenhalt, Verletzlichkeit und Verschwinden erzählt das neue Stück Frau Yamamoto ist noch da. Geschrieben hat es die renommierte Dramatikerin Dea Loher. Wie weiterleben, wie weitermachen – trotz allem?
Die Folgen von Krieg und Gewalt hinterlassen ihre Spuren besonders bei der jungen Generation, deren Leben davon geprägt sein wird. Die israelische Regisseurin Sapir Heller zeigt dies in ihrer Neuauflage von Wolfgang Borcherts Antikriegsdrama Draußen vor der Tür.
Wo das Sprechen verstummt, sind Töne, sind Klänge, ist die Musik nicht weit. Sie öffnet Assoziationsräume in andere Welten und ferne Erinnerungen. Thom Luz’ Musiktheater Das irdische Leben nimmt Gustav Mahlers Musik in den Fokus und transformiert sie in unsere Zeit, „hin- und hergerissen zwischen übermenschlichem Jubel und weltumspannender Traurigkeit“.
Wo beginnt die Liebe zwischen Kindern und Eltern und wo hört sie auf? Welches Erbe hinterlassen Eltern ihren Kindern? Generationenkonflikt und Familiendrama liegen Shakespeares dunkelster Tragödie König Lear zugrunde. Der Regisseur und Autor Falk Richter hat sie sich vorgenommen, sie (selbst) bearbeitet und mit neuen Texten ergänzt.
Was die Zukunft für uns bereithält, kann niemand wissen. Was sie für die junge Generation in einem apokalyptischen Weltszenario der atomaren Bedrohung bedeutet, das beschreibt die ukrainische Autorin Maryna Smilianets in ihrem Stück Willkommen am Ende der Welt, das sie gemeinsam mit dem ukrainischen Regisseur Stas Zhyrkov erarbeitet hat.
Und bereits zum dritten Mal schreibt der österreichische Dramatiker und Büchnerpreisträger Clemens J. Setz ein Stück für das Schauspiel Stuttgart. In Die Erfindung untersucht er, wie konfrontativ das Wohnen in einem Mietshaus sein kann und auf welche grotesken Ideen ein Paar kommt, um der Konflikte Herr zu werden.
Harald Schmidt wird auch die Spielzeit 2024/25 mit seiner Spielplananalyse begleiten.
Der Vorverkauf für alle acht Termine beginnt am 8. Juli.
Das Kammertheater bleibt Experimentierfeld, dort liegt der Schwerpunkt weiterhin auf neuer Dramatik und jungen Talenten. Die etablierten Reihen Kammer of Love, Krawall & Katharsis sowie die Gesprächsreihe Generation.Konflikt in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung werden fortgesetzt. Außerdem kehrt das Party-Format Toleranz & Tollerei in Kooperation mit 0711 Entertainment zurück und öffnet die Pforten des Kammertheaters für exklusive Rap-Acts, Diskurs und ein ausgefallenes Rahmenprogramm. Zum Abschluss der Spielzeit und des Schuljahres wird die Bühne des Kammertheaters erneut von zahlreichen Schultheatergruppen im Rahmen des Stuttgarter Schultheaterfestivals 2025 bespielt.
Das Schauspiel Stuttgart strebt eine weitere Öffnung hin zu mehr kultureller Teilhabe, Inklusion und partizipativen Angeboten an. Nach der in dieser Spielzeit erstmals mit Audiodeskription durchgeführten Vorstellung von Cabaret für blinde und sehbehinderte Besucher*innen werden künftig regelmäßig Aufführungen mit Hörbeschreibung und Bühnentastführung stattfinden. Auch das Spielclubprogramm der Theatervermittlung wird weiterhin generationsübergreifende und inklusive Projekte beinhalten.
Interessierte Schulen können auch im neuen Schuljahr am Partnerschulprogramm des Schauspiels Stuttgart teilnehmen. Rund 70 Schulen nutzen bereits die vielfältigen Angebote wie Workshops, Fortbildungen für Pädagog:innen, Theaterführungen, Probenbesuche u.v.m. Das Programm wird weiter ausgebaut und bietet Schulen verlässlich Tickets und kostenfreie Begleitangebote für Klassen und Kurse sowie Beratung bei der Auswahl passen-der Inszenierungen. Die Formate Theaterlabyrinth, Treff.Punkt und EINMISCHEN werden fortgesetzt.
Dem weiteren Ausbau der Vermittlungsarbeit wird das Neuengagement eines zusätzlichen Kollegen zur Unterstützung des Teams ab der Spielzeit 2024/25 Rechnung tragen.
Auch die Dramaturgie erneuert sich. Die designierte Chefdramaturgin Gwendolyne Melchinger hat ein neues Team zusammengestellt: Neben Philipp Schulze kommen als Dramaturg:innen Benjamin Große und Katja Prussas neu ins Team. Die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Autor:innen Maryna Smilianets und Luda Tymoshenko wird fortgesetzt. Beide bleiben auch in der Spielzeit 2024/25 als Artists in Residence am Schauspiel Stuttgart, um weitere Projekte zu verwirklichen.
Detaillierte Informationen zu den Produktionen der Spielzeit 2024/25 sind ab sofort auf der Homepage zu finden: schauspiel-stuttgart.de
Die Spielpläne für September und Oktober werden demnächst online gestellt, diese Vorstellungen gehen am 8. Juli in den Verkauf. Ebenfalls buchbar sind ab dem 8. Juli alle bereits im Vorfeld veröffentlichten Termine wie Harald Schmidts Spielplananalyse, alle Vorstellungen von Hotel Savoy und die Premieren. Ansonsten beginnt der Kartenverkauf für Schauspiel-Veranstaltungen jeweils datumsgenau zwei Monate vor dem jeweiligen Vorstellungstermin.
Abonnements für die neue Spielzeit 2024/25 können ab dem 10. Juni gezeichnet werden.