»Sommernächte« mit Christiane Karg an der Oper Frankfurt

Liederabend Christiane Karg (Sopran) und Malcolm Martineau (Klavier) ~ Oper Frankfurt, 11. Juni 24 ~ Malcolm Martineau, Christiane Karg ~ Foto: Barabara Aumüller (szenenfoto.de)

Viele Jahre war die Sopranistin Christiane Karg Ensemblemitglied der Oper Frankfurt (2008 – 2013). Unvergessen ist u. a. ihre Titelpartie in Francesco Cavallis´ La Calisto. Als freischaffende Sängerin ist sie nicht nur an vielen renommierten Opernhäusern weltweit engagiert, auch im Konzertbereich ist sie seit langem tätig. Zudem schuf sie mit KunstKlang ihr eigenes Festival in ihrer mittelfränkischen Heimatstadt Feuchtwangen (kunstklang-feuchtwangen.de).

Als Liedsängerin präsentierte sie sich an der Oper Frankfurt bereits zwei Mal: 2013 und 2018. Insbesondere letzterer ist noch in guter Erinnerung. Eigentlich sollte an diesem Abend die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller den Abend gestalten. Der Termin war damals extra für sie verlegt worden, dann musste sie aber wegen Heiserkeit absagen. Die damals hochschwangere Christiane Karg sprang spontan ein.

Liederabend Christiane Karg (Sopran) und Malcolm Martineau (Klavier)
Oper Frankfurt, 11. Juni 24
Malcolm Martineau, Christiane Karg
Foto: Barabara Aumüller (szenenfoto.de)

Nun war Christiane Karg erneut für einen Liederabend nach Frankfurt gekommen. Schon von der äußeren Erscheinung her nimmt sie stark für sich ein. Dabei geht es nicht um das elegante, ärmelfreie grüne Kleid, das sie an diesem Abend trug oder ihre gelocktes Haar. Es ist ihre souveräne Aura und Ausstrahlung eines Stars (ähnlich wie bei Jodie Foster), die allein schon überzeugt.

Sängerisch kann ihr kaum jemand mehr etwas vormachen. Sie ist eine Meisterin der Liedgestaltung. Jeder Ton sitzt, nichts wird dem Zufall überlassen. Sehr konzentriert und dennoch mit großer Hingabe, präsentierte sie jedes Lied als kleines Juwel.

Liederabend Christiane Karg (Sopran) und Malcolm Martineau (Klavier)
Oper Frankfurt, 11. Juni 24
Christiane Karg, Malcolm Martineau
Foto: Barabara Aumüller (szenenfoto.de)

Der Abend stand unter dem Motto „Sommernächte“. Damit nahm sie Bezug zu Hector Berliozs Zyklus Nuits d’été, der den Abend beendete. Im ersten Programmteil wählte sie sechs Lieder von Johannes Brahms und Alban Bergs Sieben frühe Lieder. Bei Brahms gefielen besonders das wehmütige „Sommerfäden“ und das verträumte „Feldeinsamkeit“ durch den innigen Vortrag von Christiane Karg. Alban Berg ist in erster Linie als Opernkomponist von Wozzeck und Lulu bekannt. Seine 1928 veröffentlichten Sieben frühe Lieder fügten sich sehr schön an die Lieder von Brahms an.

Der Programmteil nach der Pause war von deutlich mehr Emotionalität geprägt. Das zeigte sich gleich bei vier Liedern des italienischen Komponisten Ottorino Respighi. Höhepunkt des Abends war der Zyklus Nuits d’été von Hector Berlioz. Hier zeigte sich Christiane Karg als große Gestalterin kleiner Dramen.

Ein schönes Wiedersehen gab es auch mit dem britischen Pianisten und Grandseigneur Malcolm Martineau. Er stellte sich ganz in den Dienst von Christiane Karg und begleitete sie sehr einfühlsam.

Am Ende intensiver und lang anhaltender Applaus, für den sich die beiden mit zwei Zugaben bedankten.

Markus Gründig, Juni 24


Die Zugaben:

Giacomo Puccini (1858-1924; 2024 = 100. Todestag): „E l’uccellino“ / „Das Vögelchen“ (1899)
Reynaldo Hahn (1874-1947; = 150. Geburtstag): „L’heure exquise“ (1890)

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