Oper Frankfurt, 12. November 2018 (Holzfoyer)
Nach dem großen Jubiläumskonzert zum 10-jährigen Bestehens des Frankfurter Opernstudios im September, fand jetzt die erste Soiree in der aktuellen Spielzeit statt, am Vorabend von Gioacchino Rossinis 150. Todestag. Opern wie La Cenerentola, Barbiere di Siviglia und La gazza ladra (Die diebische Elster) sind bis heute sehr beliebt und regelmäßig in den Spielplänen zu finden. Da wäre es ein Leichte sgewesen, als Programm lediglich ein Potpourri populärer Arien aus diesen Opern zusammenzustellen.
Das gut 90-minütige Programm wies dann zwar auch zwei Arien aus dem Barbier und eine aus La Cenerentola auf, beinhaltete aber nicht ganz so häufig gespielte Perlen seines Œuvre, was den Abend besonders interessant gemacht hat (schließlich hinterließ Rossini neben seinen 39 Opern auch zahlreiche Werke für Sakral-, Vokal-, Klavier- und Kammermusik). Als zusätzliches Bonbon für diese Soiree, moderierte Dramaturgin Deborah Einspieler charmant und mit Sinn für Humor durch das Programm, zahlreiche Informationenzu Rossini, seinem Leben und seinen Werken, gebend. Neben der Besonderheit einer Moderation, wies dieser Abend zudem nicht nur ein bzw. zwei Klavierbegleiter auf (wie sonst üblich), sondern neben den beiden Solorepetitoren Felice Venanzoni und Michał Goławski auch noch einen dritten am Harmonium: Kapellmeister Simone di Felice.
Den Abend eröffneten Sopranistin Julia Moorman, Mezzosopranistin Bianca Andrew, Tenor Michael Petruccelli und Bariton Iain MacNeil mit dem Quartett „La passeggiata“ („Finché sereno é il cielos“) aus Rossinis von ihm selbst ironisch betitelter Sammlung Alterssünden (Sammlung Péchés de vieillesse). Es schildert eine heitereBootsfahrt von Verliebten, die kurzweilig eingetrübt wird, doch dann im Mondlicht ist die Welt wieder in Ordnung. Schon hierbei waren die Sänger gefordert, hatten sie doch ihre so unterschiedlichen Klangkörper zu einem großen Ganzen zusammen zubringen.
Eine stimmliche Urgewalt ist Bass Anatolii Suprun. Mit der Arie „Lacalunnia e un venticello“ des heuchlerischen Musikmeisters Don Basilio aus Barbiere di Siviglia zeigte er sein Talent für die Operabuffa. Ihm folgte Tenor Jaeil Kim mit der langen und technisch überaus anspruchsvollen Arie „Cessa di più resistere“ des Grafen Almaviva (ebenfalls aus dem Barbiere), bei der Kim viele Facetten seiner Gesangskunst zeigte.
Als die Souveränste unter den Sängerinnen, präsentierte sich die Mezzosopranistin BiancaAndrew, die inzwischen schon mehrfach auf der großen Bühne auf sich aufmerksam gemacht hat. Mit Anmut und Siegesstärke präsentierte sie Angelinas Arie „Nacqui all’affanno – Non più mesta“ aus La Cenerentola.
Einen besonderen Rossini-Bezug hatte das Zwischenspiel von Felice Venanzoni. Das Petit Caprice im Stil vonOffenbach hatte der abergläubische Rossini als parodistische Antwort auf seinen Kollegen Jaques Offenbach komponierte (mitsamt dem Jettatorezeichen, dem Ausstrecken von Zeige- und kleinem Finger; dasHauptthema spielt dabei der zweite und fünften Finger der rechten Hand).
Julia Moorman führte ihre klangschöne Stimme mit der träumerischen Elegie auf nur einer Note, „Adieux á la vie!“,vor. Im Folgenden wurden Ausschnitte aus einem geistlichen Werk Rossinis vorgetragen. Nicht aus seinem Stabat Mater, sondern aus der Petite Messe solennelle, einer seiner wichtigsten geistlichen Kompositionen. Wobei er selbst ironisch hinterfragte, ob es sich hierbei wirklich um heilige Musik handele, wo er doch ein für die Opera buffa Geborener sei (auch ist die Messe nicht so klein, wie derTitel es einem weismachen will). Sie wurde in der Originalbesetzung von Rossinis erster Fassung gegeben: in Begleitung von zwei Klavieren und einem Harmonium. Ein ganz besonderes Hörerlebnis.
Schön harmonisch das gemeinschaftlich vorgetragene „Kyrie“, fast schon besinnlich die einzelnen Teile „Gratias“ (Bianca Andrew, Jaeil Kim und Iain MacNeil), „Domine deus“ (Michael Petruccelli), Quitollis“ (Julia Moormann und Biance Andrew); “Quoniam“ (Anatolii Suprun), „Crucifixus“ (Julia Moorman) und „Agnus Dei“, zu dem sich dann bei Bianca Andrew wieder alle einfanden.
Sehr viel Applaus für diese besondere Soiree. Als gemeinschaftliche Zugabe erklang lustvoll Rossinis Tarantella-Hit „La danza“.
Markus Gründig, November 18