Operngala am Staatstheater Mainz verspricht eine abwechslungsreiche Spielzeit

Operngala ~ Staatstheater Mainz, 25. August 2019, Ensemble (© Andreas Etter)
kulturfreak Bewertung: 4 von 5

Seit Beginn der Intendanz von Markus Müller vor fünf Jahren ist es eine schöne Gepflogenheit am Staatstheater Mainz, die Spielzeit mit einer Operngala zu eröffnen. Auch bei der jüngsten Operngala zu Beginn seiner sechsten Spielzeit ließ es sich Intendant Markus Müller nicht nehmen, gewohnt eloquent und humorvoll durch den Abend zu führen und auf die große musikalische Bandbreite der Musiktheatersparte in der Spielzeit 2019/20 hinzuweisen. Sie vereint unter dem Spielzeitmotto „Empathie – In deiner Haut will ich stecken“ bekannte Werke großer Komponisten (wie Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen, Modest Mussorgskijs Boris Godunow und Giacomo Puccinis Manon Lescaut) und Raritäten des Opernrepertoires (wie Johann Christian Bachs Zanaida und Luigi Nonos Al gran sole carico d´amore). Mit Mel Brooks The Producers steht ab Ende September ein Broadwayhit auf dem Programm, der mit 11 Tony-Awards das am höchsten ausgezeichnete Broadwaystück ist. Als besondere Mehrspartenproduktion wird es im Frühjahr eine biografische Collage zu Beethoven geben. Dazu natürlich auch Wiederaufnahmen, ausgefallene Hörtheater-Produktionen und zahlreiche Konzerte des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz (das hier u. a. im schnellen Tempo aus Beethovens „Pastorale“ den 3. Satz „Allegro“, lustiges Zusammensein der Landleute, spielte).

Welcher Vortrag nun als Highlight der Operngala zu betrachten ist, hängt nicht zuletzt vom musikalischen Geschmack ab. Stimmlich überzeugten alle Beteiligten. Herausragend zu werden verspricht Luigi Nonos szenische Handlung Al gran sole carico d´amore (Inszenierung: Elisabeth Stöppler), von dem Marie Christine Haase, Alexandra Samouilidou, Maren Schwier und Linda Sommerhage gemeinsam mit dem Chor des Staatstheater Mainz die 9. Szene präsentierten. Bei der szenischen Umsetzung ab 14. März 2020 wird das ganze Parkett als Orchesterspielfläche genutzt werden.
Mit seiner profunden Stimme vermittelte Bassbariton Derrick Ballard mit dem Monolog des Boris aus Mussorgskijs Boris Godunow dessen dunkle Grundstimmung trefflich. Nach Mèdèe, Floria Tosca, Madame Lidoine und Norma, darf man sich auf ein weiteres großen Frauenportrait von ihr freuen: Nadja Stefanoff wird die Manon Lescaut in Puccinis gleichnamiger Oper geben. Hier präsentierte sie gemeinsam mit Bariton Michael Dahmen das Duett „Dispettosetto questo riccio“.


Operngala des Staatstheater Mainz, 25. August 2019
Intendant Markus Müller und das Philharmonische Staatsorchester Mainz

© Andreas Etter

Bei der groß besetzten Operngala, mit 18 Solisten und dem Chor (Einstudierung: Sebastian Hernandez-Laverny), spielte das Philharmonische Staatsorchester Mainz euphorisch unter der Leitung von GMD Hermann Bäumer, Samuel Hogarth, Robert Houssart und Paul-Johannes Kirschner. Alle Beteiligten verdeutlichten das Credo
„Vielfalt ist gut, macht stark“. Als besonderes Highlight konnte sich jeder Zuschauer beim fünf stimmigen Kanon „Ars longa – vita brevis“ („Die Kunst ist lang, das Leben kurz“) unmittelbar einbringen. Zum Schluss verführte Sopranistin Alexandra Samouilidou mit ihren Koloraturen im großen Finale des 2. Aktes, gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen, und wies damit auf die bevorstehende Premiere von Offenbachs Hoffmanns Erzählungen am Samstag hin.
Beschwingt mit der „Barcarole“ als Zugabe, wurde die Lust das Theater zu entdecken, hervorragend vermittelt. Und wie Markus Müller hinwies: Die Türen des Staatstheaters Mainz stehen weit offen. Schließlich soll auch in der jetzt begonnenen Spielzeit am Rekordbesuch der vorherigen angeknüpft werden.

Markus Gründig, August 19